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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die stündlichen Variationen des Barometers zwischen den Wendekreisen vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken Cordillera der Anden. In: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Bd. 12, Nr. 247 von 1825 (1826), S. 65-71.

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Notizen
aus

dem Gebiete der Natur- und Heilkunde.


Nro. 247.    (Nr. 5. des XII. Bandes.)    November 1825.


Gedruckt bei Lossius in Erfurt. Jn Commiss. bei dem Königl. Preuß. Gränz-Postamte zu Erfurt, der Königl. Sächs. Zeitungs-Expedition
zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxischen Postamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Jndustrie-Comptoir,
Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stückes, 3 ggl.


Naturkunde.


[Spaltenumbruch]
Beobachtungen über die stündlichen Variationen
des Barometers zwischen den Wendekreisen
vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken
Cordillera der Anden. (14)

Von Hrn. v. Humboldt.

Der Verfasser giebt eine Reihe von Tabellen über
die stündlichen Variationen des Barometers nach Beob-
achtungen, die er zu Cumana, zu La Guayra, zu Lima,
zu Callao, zu Sierra Leone, auf Taiti, auf dem Pla-
teau von Mysore, zu Caracas, zu Jbagua, in Neugre-
nada, zu Popayan, zu Mexico, zu Quito und auf dem
Plateau von Antisana gemacht hat. Diese Beobachtun-
gen, an der Zahl 757, sind erst jetzt bekannt gemacht
worden, bis auf die des Capitain Sabine, welche
aus Daniell's Meteorologie ausgezogen sind.

Mit den stündlichen Variationen des Barometers
verhält es sich, wie der Verfasser sagt, wie mit einer
großen Menge von wichtigen Erscheinungen, die wir aus
der Geschichte der physikalischen Entdeckungen als man-
gelhaft beobachtet, oder als sorgfältig untersucht, aber
von einzelnen und wenig bekannten Beobachtern zur öf-
fentlichen Kunde gebracht, kennen lernen. Diese Erschei-
nungen bleiben in der Vergessenheit, wenn die Gelehr-
ten oder die Akademiker, welche in jedem Jahrhundert
einen großen Einfluß auf den Gang der Wissenschaften
äußern, nicht Luft gehabt haben, daraus einen Gegen-
stand für ihre Forschungen zu machen. Wenn in der
Folge durch die Vereinigung mehrerer Beobachter, die
durch andere Leistungen bekannt geworden sind, oder durch
vollständigere Würdigung jener Erscheinungen, die Zwei-
fel beseitigt sind, so betrachtet man gern als etwas längst
Erkanntes dasjenige, was man nun nicht mehr unter
der Rubrik mangelhafter Beobachtungen vernachlässigen
darf. Jm Jahr 1682 bemerkten die HH. Varin,
Des Hayes
und de Glos, daß zu Goree das
Barometer in der Regel viel tiefer stehe,
wenn das Thermometer am höchsten steht,
und, daß ersteres gemeiniglich um 2 bis 4
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Linien des Nachts höher stehe, als am Tage;
daß auch dieses Jnstrument mehr Verände-
rungen vom Morgen bis zum Abend, als vom
Abend bis zum Morgen erfahre.
(Mem. de
l'Acad. des sc. t. 7. p.
452.) Der Pater de Beze
machte ähnliche Bemerkungen zu Pondicheri und zu Ba-
tavia im Jahr 1690. Aber erst im Jahr 1722 wurde
dieses regelmäßige Steigen und Fallen bei Tag und
bei Nacht ganz vollständig von einem holländischen
Arzte beobachtet. Der Name desselben ist uns nicht
bekannt geworden. (Journ. lit. de La Haye, 1722,
p. 234.) Jn einem aus Surinam geschriebenen
Brief läßt er sich folgendermaßen vernehmen: "Das
Quecksilber steigt alle Tage regelmäßig von 9 Uhr des
Morgens bis gegen 111/2 Uhr, dann fällt es wieder bis
gegen 2 oder 3 Uhr des Nachmittags, und noch später
hin erlangt es wieder seine erste Höhe. Es erfährt un-
gefähr dieselben Variationen zu denselben Stunden der
Nacht. Die Variation beträgt ungefähr 1/2 Linie oder
höchstens 3/4 Linien. Man wünscht, daß die europäischen
Naturforscher hierüber ihre Vermuthungen mittheilen
möchten."

Der Pater Boudier hatte das Barometer zu
Chandernagor vom Jahr 1740 bis zum Jahr 1750 be-
obachtet (Cotte, meteorolog. p. 343.) und fand, daß
die größte Elevation des Quecksilbers alle Tage um 9
oder um 10 Uhr des Morgens und die geringste um 3
oder 4 Uhr des Nachmittags stattfindet.

Die HH. Bouguer und de la Condamine,
welchen die in Surinam gemachten Beobachtungen nicht
bekannt waren, schreiben die Entdeckung dieser Variatio-
nen einem gewissen Godin zu. (Voyage a l'equateur,
p.
50 u. 109.) Jm Jahr 1751 brachte Thibault de
Chanvalon seine auf den Antillen gemachten stündlichen
Beobachtungen in tabellarische Uebersichten. (Voyage a
la Martinique, p.
135.) Seit dem Jahre 1761 be-
obachtete der Dr. Mutis zu Santa Fe de Bogota mit
der größten Ausdauer 40 Jahre nach einander die at-
mosphärische Ebbe und Fluth, aber seine Beobachtungen

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Notizen
aus

dem Gebiete der Natur- und Heilkunde.


Nro. 247.    (Nr. 5. des XII. Bandes.)    November 1825.


Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. Jn Commiſſ. bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs-Expedition
zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Jnduſtrie-Comptoir,
Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl.


Naturkunde.


[Spaltenumbruch]
Beobachtungen uͤber die ſtuͤndlichen Variationen
des Barometers zwiſchen den Wendekreisen
vom Meeresſpiegel an, bis auf den Ruͤcken
Cordillera der Anden. (14)

Von Hrn. v. Humboldt.

Der Verfaſſer giebt eine Reihe von Tabellen uͤber
die ſtuͤndlichen Variationen des Barometers nach Beob-
achtungen, die er zu Cumana, zu La Guayra, zu Lima,
zu Callao, zu Sierra Leone, auf Taiti, auf dem Pla-
teau von Myſore, zu Caracas, zu Jbagua, in Neugre-
nada, zu Popayan, zu Mexico, zu Quito und auf dem
Plateau von Antiſana gemacht hat. Dieſe Beobachtun-
gen, an der Zahl 757, ſind erſt jetzt bekannt gemacht
worden, bis auf die des Capitain Sabine, welche
aus Daniell's Meteorologie ausgezogen ſind.

Mit den ſtuͤndlichen Variationen des Barometers
verhaͤlt es ſich, wie der Verfaſſer ſagt, wie mit einer
großen Menge von wichtigen Erſcheinungen, die wir aus
der Geſchichte der phyſikaliſchen Entdeckungen als man-
gelhaft beobachtet, oder als ſorgfaͤltig unterſucht, aber
von einzelnen und wenig bekannten Beobachtern zur oͤf-
fentlichen Kunde gebracht, kennen lernen. Dieſe Erſchei-
nungen bleiben in der Vergeſſenheit, wenn die Gelehr-
ten oder die Akademiker, welche in jedem Jahrhundert
einen großen Einfluß auf den Gang der Wiſſenſchaften
aͤußern, nicht Luft gehabt haben, daraus einen Gegen-
ſtand fuͤr ihre Forſchungen zu machen. Wenn in der
Folge durch die Vereinigung mehrerer Beobachter, die
durch andere Leiſtungen bekannt geworden ſind, oder durch
vollſtaͤndigere Wuͤrdigung jener Erſcheinungen, die Zwei-
fel beſeitigt ſind, ſo betrachtet man gern als etwas laͤngſt
Erkanntes dasjenige, was man nun nicht mehr unter
der Rubrik mangelhafter Beobachtungen vernachlaͤſſigen
darf. Jm Jahr 1682 bemerkten die HH. Varin,
Des Hayes
und de Glos, daß zu Gorée das
Barometer in der Regel viel tiefer ſtehe,
wenn das Thermometer am hoͤchſten ſteht,
und, daß erſteres gemeiniglich um 2 bis 4
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Linien des Nachts hoͤher ſtehe, als am Tage;
daß auch dieſes Jnſtrument mehr Veraͤnde-
rungen vom Morgen bis zum Abend, als vom
Abend bis zum Morgen erfahre.
(Mém. de
l'Acad. des sc. t. 7. p.
452.) Der Pater de Bèze
machte aͤhnliche Bemerkungen zu Pondicheri und zu Ba-
tavia im Jahr 1690. Aber erſt im Jahr 1722 wurde
dieſes regelmaͤßige Steigen und Fallen bei Tag und
bei Nacht ganz vollſtaͤndig von einem hollaͤndiſchen
Arzte beobachtet. Der Name deſſelben iſt uns nicht
bekannt geworden. (Journ. lit. de La Haye, 1722,
p. 234.) Jn einem aus Surinam geſchriebenen
Brief laͤßt er ſich folgendermaßen vernehmen: „Das
Queckſilber ſteigt alle Tage regelmaͤßig von 9 Uhr des
Morgens bis gegen 11½ Uhr, dann faͤllt es wieder bis
gegen 2 oder 3 Uhr des Nachmittags, und noch ſpaͤter
hin erlangt es wieder ſeine erſte Hoͤhe. Es erfaͤhrt un-
gefaͤhr dieſelben Variationen zu denſelben Stunden der
Nacht. Die Variation betraͤgt ungefaͤhr ½ Linie oder
hoͤchſtens ¾ Linien. Man wuͤnſcht, daß die europaͤiſchen
Naturforſcher hieruͤber ihre Vermuthungen mittheilen
moͤchten.”

Der Pater Boudier hatte das Barometer zu
Chandernagor vom Jahr 1740 bis zum Jahr 1750 be-
obachtet (Cotte, météorolog. p. 343.) und fand, daß
die groͤßte Elevation des Queckſilbers alle Tage um 9
oder um 10 Uhr des Morgens und die geringſte um 3
oder 4 Uhr des Nachmittags ſtattfindet.

Die HH. Bouguer und de la Condamine,
welchen die in Surinam gemachten Beobachtungen nicht
bekannt waren, ſchreiben die Entdeckung dieſer Variatio-
nen einem gewiſſen Godin zu. (Voyage à l'équateur,
p.
50 u. 109.) Jm Jahr 1751 brachte Thibault de
Chanvalon ſeine auf den Antillen gemachten ſtuͤndlichen
Beobachtungen in tabellariſche Ueberſichten. (Voyage à
la Martinique, p.
135.) Seit dem Jahre 1761 be-
obachtete der Dr. Mutis zu Santa Fé de Bogota mit
der groͤßten Ausdauer 40 Jahre nach einander die at-
moſphaͤriſche Ebbe und Fluth, aber ſeine Beobachtungen

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die stündlichen Variationen des Barometers zwischen den Wendekreisen vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken Cordillera der Anden. In: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Bd. 12, Nr. 247 von 1825 (1826), S. 65-71, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1826/2>, abgerufen am 28.03.2024.