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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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berühmte fliegende Amphibie, deren Abbildung Cuvier wiederholt
hat. Das riesenhafte Thier am Ohio, Mastodon von Cuvier genannt,
ist dem Elephanten verwandt, ohne im Baue genau mit demsel-
ben übereinzustimmen. Die großen, zum Theil so wunderbar ge-
bauten, Landthiere erscheinen jedoch erst über der Kreide und gehö-
ren dem tertiären Gebiete an. - Mit großer Genauigkeit
hat Cuvier die grossen fossilen Knochen aus den Bergen von
Montmartre untersucht und darunter 2 Gattungen gefunden,
welche nicht mehr unter den lebenden vorkommen, und von
ihm Palaeotherium und Anaplotherium genannt werden. Das erste
ist eine zwischen Pferd, Tapir und Nashorn stehende Thierart, von
der Cuvier allein in den Gipsfelsen bei Paris vorkommend 5
Species unterscheidet, und von welcher aus andern Gegenden, zumal
Frankreichs, noch ebensoviel zusammengebracht worden sind. -
Das zweite gleichfalls ausgestorbene Thiergeschlecht ist zwischen
Pferd und Nashorn einerseits und zwischen Nilpferd, Schwein und
Kameel anderseits zu setzen. Bemerkenswerth ist, daß die mei-
sten von diesen Thieren denjenigen verwandt erscheinen,
welche jetzt bei uns in den Sümpfen leben und zu den Pachy-
dermen
gehören.

Man hat bereits in den verschiedenen Gegenden der Erde 130 Spe-
cies unbekannter Säugethiere entdeckt, vom Wolf bis zum Elephan-
ten, größer als die uns bekannten in Ostindien. Fälschlich hat
man die am Ohio und auf dem Gigantfelde bei Bogota, 5- bis
8000 Fuß hoch vorkommenden Mastodonten, des Bau's der Backen-

berühmte fliegende Amphibie, deren Abbildung Cuvier wiederholt
hat. Das riesenhafte Thier am Ohio, Mastodon von Cuvier genañt,
ist dem Elephanten verwandt, ohne im Baue genau mit demsel-
ben übereinzustimmen. Die großen, zum Theil so wunderbar ge-
bauten, Landthiere erscheinen jedoch erst über der Kreide und gehö-
ren dem tertiären Gebiete an. – Mit großer Genauigkeit
hat Cuvier die grossen fossilen Knochen aus den Bergen von
Montmartre untersucht und darunter 2 Gattungen gefunden,
welche nicht mehr unter den lebenden vorkommen, und von
ihm Palaeotherium und Anaplotherium genañt werden. Das erste
ist eine zwischen Pferd, Tapir und Nashorn stehende Thierart, von
der Cuvier allein in den Gipsfelsen bei Paris vorkom̃end 5
Species unterscheidet, und von welcher aus andern Gegenden, zumal
Frankreichs, noch ebensoviel zusam̃engebracht worden sind. –
Das zweite gleichfalls ausgestorbene Thiergeschlecht ist zwischen
Pferd und Nashorn einerseits und zwischen Nilpferd, Schwein und
Kameel anderseits zu setzen. Bemerkenswerth ist, daß die mei-
sten von diesen Thieren denjenigen verwandt erscheinen,
welche jetzt bei uns in den Sümpfen leben und zu den Pachy-
dermen
gehören.

Man hat bereits in den verschiedenen Gegenden der Erde 130 Spe-
cies unbekannter Säugethiere entdeckt, vom Wolf bis zum Elephan-
ten, größer als die uns bekannten in Ostindien. Fälschlich hat
man die am Ohio und auf dem Gigantfelde bei Bogota, 5– bis
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[42/0046] berühmte fliegende Amphibie, deren Abbildung Cuvier wiederholt hat. Das riesenhafte Thier am Ohio, Mastodon von Cuvier genañt, ist dem Elephanten verwandt, ohne im Baue genau mit demsel- ben übereinzustimmen. Die großen, zum Theil so wunderbar ge- bauten, Landthiere erscheinen jedoch erst über der Kreide u gehö- ren dem tertiären Gebiete an. – Mit großer Genauigkeit hat Cuvier die grossen fossilen Knochen aus den Bergen von Montmartre untersucht und darunter 2 Gattungen gefunden, welche nicht mehr unter den lebenden vorkommen, und von ihm Palaeotherium u Anaplotherium genañt werden. Das erste ist eine zwischen Pferd, Tapir u Nashorn stehende Thierart, von der Cuvier allein in den Gipsfelsen bei Paris vorkom̃end 5 Species unterscheidet, u von welcher aus andern Gegenden, zumal Frankreichs, noch ebensoviel zusam̃engebracht worden sind. – Das zweite gleichfalls ausgestorbene Thiergeschlecht ist zwischen Pferd u Nashorn einerseits und zwischen Nilpferd, Schwein und Kameel anderseits zu setzen. Bemerkenswerth ist, daß die mei- sten von diesen Thieren denjenigen verwandt erscheinen, welche jetzt bei uns in den Sümpfen leben und zu den Pachy- dermen gehören. Man hat bereits in den verschiedenen Gegenden der Erde 130 Spe- cies unbekannter Säugethiere entdeckt, vom Wolf bis zum Elephan- ten, größer als die uns bekannten in Ostindien. Fälschlich hat man die am Ohio und auf dem Gigantfelde bei Bogota, 5– bis 8000 Fuß hoch vorkom̃enden Mastodonten, des Bau’s der Backen-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/46>, abgerufen am 19.04.2024.