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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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die Zahl 3 vorhersehend oder die eines vielfachen von 3, wogegen
bei den Dicotyledonen die mannigfaltigsten Zahlenverhältnisse
statt finden. - Merkwürdig für unsere Ernährung ist die erstere
dieser Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Gräser mit den Ce-
realien, die unter den Tropen zum baumartigen Pysang werden,
ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis u. s. w.

Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge-
setzten in ihren Erzeugnissen übergeht, findet demnach seine Anwendung,
und gilt von den Thieren ohne Bedenken. Die Petrefacten aus den
niedrigsten Thierklassen
finden sich in den ältesten Gebirgsarten; wir
finden hier ein- und mehr-kammerige Schnecken von mannigfaltiger Art,
zum Theil von bedeutender Größe, unter den Ammoniten von mi-
croscopischer Kleinheit bis zu einer Größe, wie sie keine lebende
Schnecke mehr erreicht. Es kommen Ammonshörner vor von einem
Durchmesser von 2 bis 3 Fuß. Die geraden Schnecken mit Scheidewän-
den heissen Orthoceratiten. Ihnen nähern sich die Hippuriten, deren
Scheidewände weniger regelmässig stehen. Aber eine höchst sonderbare
Form bieten die Belemniten dar, wie sie durchaus nicht mehr unter
den lebenden vorkommen. Ein kegelförmiger Körper hat eine Höhlung,
worin sich eine vielkammerige Schnecke befindet. Das Thier lebt in der
vordern Kammer und die hintern sind leer; doch ist zuweilen erstere
so klein, daß das Thier sich großentheils ausserhalb befindet, und
die Schale zum Theil umgiebt, eine Bemerkung, die Peron zuerst
an Nautilus Spirula im indischen Meere gemacht hat. Dasselbe
scheint auch der Fall mit den Belemniten gewesen zu sein. Das Thier
lag ausserhalb der Schaale, und umschloß sie zum Theil.

die Zahl 3 vorhersehend oder die eines vielfachen von 3, wogegen
bei den Dicotyledonen die mannigfaltigsten Zahlenverhältnisse
statt finden. – Merkwürdig für unsere Ernährung ist die erstere
dieser Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Gräser mit den Ce-
realien, die unter den Tropen zum baumartigen Pysang werden,
ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis u. s. w.

Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusam̃enge-
setzten in ihren Erzeugnissen übergeht, findet demnach seine Anwendung,
und gilt von den Thieren ohne Bedenken. Die Petrefacten aus den
niedrigsten Thierklassen
finden sich in den ältesten Gebirgsarten; wir
finden hier ein- und mehr-kam̃erige Schnecken von mannigfaltiger Art,
zum Theil von bedeutender Größe, unter den Ammoniten von mi-
croscopischer Kleinheit bis zu einer Größe, wie sie keine lebende
Schnecke mehr erreicht. Es kom̃en Ammonshörner vor von einem
Durchmesser von 2 bis 3 Fuß. Die geraden Schnecken mit Scheidewän-
den heissen Orthoceratiten. Ihnen nähern sich die Hippuriten, deren
Scheidewände weniger regelmässig stehen. Aber eine höchst sonderbare
Form bieten die Belemniten dar, wie sie durchaus nicht mehr unter
den lebenden vorkommen. Ein kegelförmiger Körper hat eine Höhlung,
worin sich eine vielkam̃erige Schnecke befindet. Das Thier lebt in der
vordern Kammer und die hintern sind leer; doch ist zuweilen erstere
so klein, daß das Thier sich großentheils ausserhalb befindet, und
die Schale zum Theil umgiebt, eine Bemerkung, die Peron zuerst
an Nautilus Spirula im indischen Meere gemacht hat. Dasselbe
scheint auch der Fall mit den Belemniten gewesen zu sein. Das Thier
lag ausserhalb der Schaale, und umschloß sie zum Theil.

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[40/0044] die Zahl 3 vorhersehend oder die eines vielfachen von 3, wogegen bei den Dicotyledonen die mannigfaltigsten Zahlenverhältnisse statt finden. – Merkwürdig für unsere Ernährung ist die erstere dieser Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Gräser mit den Ce- realien, die unter den Tropen zum baumartigen Pysang werden, ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis u. s. w. Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusam̃enge- setzten in ihren Erzeugnissen übergeht, findet demnach seine Anwendung, u gilt von den Thieren ohne Bedenken. Die Petrefacten aus den niedrigsten Thierklassen finden sich in den ältesten Gebirgsarten; wir finden hier ein- u mehr-kam̃erige Schnecken von mannigfaltiger Art, zum Theil von bedeutender Größe, unter den Ammoniten von mi- croscopischer Kleinheit bis zu einer Größe, wie sie keine lebende Schnecke mehr erreicht. Es kom̃en Ammonshörner vor von einem Durchmesser von 2 bis 3 Fuß. Die geraden Schnecken mit Scheidewän- den heissen Orthoceratiten. Ihnen nähern sich die Hippuriten, deren Scheidewände weniger regelmässig stehen. Aber eine höchst sonderbare Form bieten die Belemniten dar, wie sie durchaus nicht mehr unter den lebenden vorkommen. Ein kegelförmiger Körper hat eine Höhlung, worin sich eine vielkam̃erige Schnecke befindet. Das Thier lebt in der vordern Kammer u die hintern sind leer; doch ist zuweilen erstere so klein, daß das Thier sich großentheils ausserhalb befindet, u die Schale zum Theil umgiebt, eine Bemerkung, die Peron zuerst an Nautilus Spirula im indischen Meere gemacht hat. Dasselbe scheint auch der Fall mit den Belemniten gewesen zu sein. Das Thier lag ausserhalb der Schaale, und umschloß sie zum Theil.

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Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/44>, abgerufen am 19.04.2024.