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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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für genügend zu dessen Erklärung ansehen können. Diese Quellen
finden sich fast durchgängig in den crystallinischen, den sogenannten
Urgebirgen, oder an deren Fusse; Gebirge, die man für die Unterlage
aller bekannten Gebirge anzusehen genöthigt wird und auch in der
Nähe vieler bevulkanischer Berge. - Die Gesteinart, aus der das
Carlsbader Thermalwasser hervorbricht, ist Granit in mancherlei
Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingscry-
stalle des Feldspaths auszeichnen; einer Art des feinkörnigen sind
mächtige Hornsteinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalk-
steins beigemengt - und aus diesem Gestein besteht der an den
Hirschensprung sich anlehnende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen.
Das Wasser kommt aus Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von
dem Wasser selbst gebildet wird, indem es überall, wohin es fließt,
nach Maaßgabe als das kohlensaure Gas daraus entweicht, Sin-
ter von einer festen crystallinischen Textur absetzt. Der Sprudel,
die heisseste der Carlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von 59°
R., wogegen in Südamerika Quellen von 80° vorkommen, die zum Theil
ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens durch Rea-
gentien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. - Die sinnreichen
Versuche des Dr. Struve, die auch von andern schon mit Erfolg wiederholt
worden sind, versprechen interessante Aufklärungen über den Ursprung
der Bestandtheile in den Thermalwässern. Reines, mit Kohlensäure
verbundenes Wasser unter einem großen Druck durch das gepulverte
Material des Gesteins, aus dem ein Mineralwasser entspringt, getrie-
ben, wird nehmlich dem Thermalwasser sehr ähnlich und enthält in
ähnlichen Proportionen dieselben Bestandtheile.

für genügend zu dessen Erklärung ansehen können. Diese Quellen
finden sich fast durchgängig in den crystallinischen, den sogenañten
Urgebirgen, oder an deren Fusse; Gebirge, die man für die Unterlage
aller bekañten Gebirge anzusehen genöthigt wird und auch in der
Nähe vieler bevulkanischer Berge. – Die Gesteinart, aus der das
Carlsbader Thermalwasser hervorbricht, ist Granit in mancherlei
Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingscry-
stalle des Feldspaths auszeichnen; einer Art des feinkörnigen sind
mächtige Hornsteinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalk-
steins beigemengt – und aus diesem Gestein besteht der an den
Hirschensprung sich anlehnende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen.
Das Wasser kom̃t aus Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von
dem Wasser selbst gebildet wird, indem es überall, wohin es fließt,
nach Maaßgabe als das kohlensaure Gas daraus entweicht, Sin-
ter von einer festen crystallinischen Textur absetzt. Der Sprudel,
die heisseste der Carlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von 59°
R., wogegen in Südamerika Quellen von 80° vorkom̃en, die zum Theil
ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens durch Rea-
gentien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. – Die siñreichen
Versuche des Dr. Struve, die auch von andern schon mit Erfolg wiederholt
worden sind, versprechen interessante Aufklärungen über den Ursprung
der Bestandtheile in den Thermalwässern. Reines, mit Kohlensäure
verbundenes Wasser unter einem großen Druck durch das gepulverte
Material des Gesteins, aus dem ein Mineralwasser entspringt, getrie-
ben, wird nehmlich dem Thermalwasser sehr ähnlich und enthält in
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[30/0034] für genügend zu dessen Erklärung ansehen können. Diese Quellen finden sich fast durchgängig in den crystallinischen, den sogenañten Urgebirgen, oder an deren Fusse; Gebirge, die man für die Unterlage aller bekañten Gebirge anzusehen genöthigt wird und auch in der Nähe vieler bevulkanischer Berge. – Die Gesteinart, aus der das Carlsbader Thermalwasser hervorbricht, ist Granit in mancherlei Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingscry- stalle des Feldspaths auszeichnen; einer Art des feinkörnigen sind mächtige Hornsteinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalk- steins beigemengt – und aus diesem Gestein besteht der an den Hirschensprung sich anlehnende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen. Das Wasser kom̃t aus Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von dem Wasser selbst gebildet wird, indem es überall, wohin es fließt, nach Maaßgabe als das kohlensaure Gas daraus entweicht, Sin- ter von einer festen crystallinischen Textur absetzt. Der Sprudel, die heisseste der Carlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von 59° R., wogegen in Südamerika Quellen von 80° vorkom̃en, die zum Theil ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens durch Rea- gentien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. – Die siñreichen Versuche des Dr. Struve, die auch von andern schon mit Erfolg wiederholt worden sind, versprechen interessante Aufklärungen über den Ursprung der Bestandtheile in den Thermalwässern. Reines, mit Kohlensäure verbundenes Wasser unter einem großen Druck durch das gepulverte Material des Gesteins, aus dem ein Mineralwasser entspringt, getrie- ben, wird nehmlich dem Thermalwasser sehr ähnlich und enthält in ähnlichen Proportionen dieselben Bestandtheile.

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Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/34>, abgerufen am 20.04.2024.