Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich will meine ganze Kraft einsetzen! Ich
werde arbeiten, Freund! Ich werde arbeiten!
Ich werde dem Schicksal die Stirn bieten; ich
werde ihm abtrotzen, dass Du in dieser herben
Welt dereinst jene Stellung einnimmst, die
Deinen Talenten gebührt . . . Ja! So macht
Gewissen Feige aus uns allen. Der angebornen
Farbe der Entschliessung wird des Gedankens
Blässe angekränkelt; und Unternehmungen voll
Mark und Nachdruck, durch diese Rücksicht
aus der Bahn gelenkt, verlieren so der Hand¬
lung Namen!"

Seine Stimme bebte, seine Schlafrocktroddeln
hinter ihm, die er sich zuzubinden vergessen
hatte, zitterten.

Amalie hatte jetzt ihr Schmalzbrot wieder
bei Seite gelegt.

"Niels, ich will doch lieber nähen gehn!"

"Nie! Nie! Sprich nicht davon, Amalia!
Bei meinem Zorn! Sprich nicht davon!"

Amalie war wieder beruhigter denn je.

Ihr schönes Schmalzbrot war, Gottseidank,
noch nicht ganz alle. Der grosse Thienwiebel,
der einigermassen aus seinem Concept ge¬
kommen war, hatte jetzt einige Mühe, wieder

3 *

Ich will meine ganze Kraft einsetzen! Ich
werde arbeiten, Freund! Ich werde arbeiten!
Ich werde dem Schicksal die Stirn bieten; ich
werde ihm abtrotzen, dass Du in dieser herben
Welt dereinst jene Stellung einnimmst, die
Deinen Talenten gebührt . . . Ja! So macht
Gewissen Feige aus uns allen. Der angebornen
Farbe der Entschliessung wird des Gedankens
Blässe angekränkelt; und Unternehmungen voll
Mark und Nachdruck, durch diese Rücksicht
aus der Bahn gelenkt, verlieren so der Hand¬
lung Namen!“

Seine Stimme bebte, seine Schlafrocktroddeln
hinter ihm, die er sich zuzubinden vergessen
hatte, zitterten.

Amalie hatte jetzt ihr Schmalzbrot wieder
bei Seite gelegt.

„Niels, ich will doch lieber nähen gehn!“

„Nie! Nie! Sprich nicht davon, Amalia!
Bei meinem Zorn! Sprich nicht davon!“

Amalie war wieder beruhigter denn je.

Ihr schönes Schmalzbrot war, Gottseidank,
noch nicht ganz alle. Der grosse Thienwiebel,
der einigermassen aus seinem Concept ge¬
kommen war, hatte jetzt einige Mühe, wieder

3 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0039" n="35"/>
Ich will meine ganze Kraft einsetzen! Ich<lb/>
werde arbeiten, Freund! Ich werde arbeiten!<lb/>
Ich werde dem Schicksal die Stirn bieten; ich<lb/>
werde ihm abtrotzen, dass Du in dieser herben<lb/>
Welt dereinst jene Stellung einnimmst, die<lb/>
Deinen Talenten gebührt . . . Ja! So macht<lb/>
Gewissen Feige aus uns allen. Der angebornen<lb/>
Farbe der Entschliessung wird des Gedankens<lb/>
Blässe angekränkelt; und Unternehmungen voll<lb/>
Mark und Nachdruck, durch diese Rücksicht<lb/>
aus der Bahn gelenkt, verlieren so der Hand¬<lb/>
lung Namen!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Seine Stimme bebte, seine Schlafrocktroddeln<lb/>
hinter ihm, die er sich zuzubinden vergessen<lb/>
hatte, zitterten.</p><lb/>
          <p>Amalie hatte jetzt ihr Schmalzbrot wieder<lb/>
bei Seite gelegt.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Niels, ich will doch lieber nähen gehn!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nie! Nie! Sprich nicht davon, Amalia!<lb/>
Bei meinem Zorn! Sprich nicht davon!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Amalie war wieder beruhigter denn je.</p><lb/>
          <p>Ihr schönes Schmalzbrot war, Gottseidank,<lb/>
noch nicht ganz alle. Der grosse Thienwiebel,<lb/>
der einigermassen aus seinem Concept ge¬<lb/>
kommen war, hatte jetzt einige Mühe, wieder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3 *<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0039] Ich will meine ganze Kraft einsetzen! Ich werde arbeiten, Freund! Ich werde arbeiten! Ich werde dem Schicksal die Stirn bieten; ich werde ihm abtrotzen, dass Du in dieser herben Welt dereinst jene Stellung einnimmst, die Deinen Talenten gebührt . . . Ja! So macht Gewissen Feige aus uns allen. Der angebornen Farbe der Entschliessung wird des Gedankens Blässe angekränkelt; und Unternehmungen voll Mark und Nachdruck, durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt, verlieren so der Hand¬ lung Namen!“ Seine Stimme bebte, seine Schlafrocktroddeln hinter ihm, die er sich zuzubinden vergessen hatte, zitterten. Amalie hatte jetzt ihr Schmalzbrot wieder bei Seite gelegt. „Niels, ich will doch lieber nähen gehn!“ „Nie! Nie! Sprich nicht davon, Amalia! Bei meinem Zorn! Sprich nicht davon!“ Amalie war wieder beruhigter denn je. Ihr schönes Schmalzbrot war, Gottseidank, noch nicht ganz alle. Der grosse Thienwiebel, der einigermassen aus seinem Concept ge¬ kommen war, hatte jetzt einige Mühe, wieder 3 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/39
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/39>, abgerufen am 28.03.2024.