Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

Der kleine Krebsrothe schwieg wieder.
Er war noch nie so verblüfft gewesen.

"Da! Nimm's! Kau's! Friss! Verschluck's!"

Der grosse Thienwiebel hatte es jetzt so¬
gar über sich gewonnen, seinem ungerathnen
Sprössling auch den Schnuller in den Mund
zu stopfen. Mehr war unmöglich zu verlangen.

Amalie hatte unterdessen die Ofenröhre
aufgemacht und entnahm ihr jetzt einen
kleinen, grünglasirten Kochtopf. Ein nach
Salbei duftender Brodem entstieg ihm. Nach¬
dem sie dann noch das kleine Geschirr neben
den Ofen auf einen Stuhl und sich selbst auf
die Fussbank davor gesetzt hatte, machte sie
jetzt ihren Mund auf und athmete das heisse
Zeug langsam ein.

Der grosse Thienwiebel, der sich unterdess
mit seinem impertinenten, kleinen Krebsrothen
auf die Tischkante placirt hatte, sah ihr nach¬
denklich zu.

"Hm! Weisst Du, Amalie?"

"Hm??"

"Weisst Du? Wir haben eigentlich eine
ganz falsche Methode, das Kind zu nähren,
Amalie!"

Der kleine Krebsrothe schwieg wieder.
Er war noch nie so verblüfft gewesen.

„Da! Nimm's! Kau's! Friss! Verschluck's!“

Der grosse Thienwiebel hatte es jetzt so¬
gar über sich gewonnen, seinem ungerathnen
Sprössling auch den Schnuller in den Mund
zu stopfen. Mehr war unmöglich zu verlangen.

Amalie hatte unterdessen die Ofenröhre
aufgemacht und entnahm ihr jetzt einen
kleinen, grünglasirten Kochtopf. Ein nach
Salbei duftender Brodem entstieg ihm. Nach¬
dem sie dann noch das kleine Geschirr neben
den Ofen auf einen Stuhl und sich selbst auf
die Fussbank davor gesetzt hatte, machte sie
jetzt ihren Mund auf und athmete das heisse
Zeug langsam ein.

Der grosse Thienwiebel, der sich unterdess
mit seinem impertinenten, kleinen Krebsrothen
auf die Tischkante placirt hatte, sah ihr nach¬
denklich zu.

„Hm! Weisst Du, Amalie?“

„Hm??“

„Weisst Du? Wir haben eigentlich eine
ganz falsche Methode, das Kind zu nähren,
Amalie!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0024" n="20"/>
          <p>Der kleine Krebsrothe schwieg wieder.<lb/>
Er war noch nie so verblüfft gewesen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Da! Nimm's! Kau's! Friss! Verschluck's!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Der grosse Thienwiebel hatte es jetzt so¬<lb/>
gar über sich gewonnen, seinem ungerathnen<lb/>
Sprössling auch den Schnuller in den Mund<lb/>
zu stopfen. Mehr war unmöglich zu verlangen.</p><lb/>
          <p>Amalie hatte unterdessen die Ofenröhre<lb/>
aufgemacht und entnahm ihr jetzt einen<lb/>
kleinen, grünglasirten Kochtopf. Ein nach<lb/>
Salbei duftender Brodem entstieg ihm. Nach¬<lb/>
dem sie dann noch das kleine Geschirr neben<lb/>
den Ofen auf einen Stuhl und sich selbst auf<lb/>
die Fussbank davor gesetzt hatte, machte sie<lb/>
jetzt ihren Mund auf und athmete das heisse<lb/>
Zeug langsam ein.</p><lb/>
          <p>Der grosse Thienwiebel, der sich unterdess<lb/>
mit seinem impertinenten, kleinen Krebsrothen<lb/>
auf die Tischkante placirt hatte, sah ihr nach¬<lb/>
denklich zu.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hm! Weisst Du, Amalie?&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hm??&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Weisst Du? Wir haben eigentlich eine<lb/>
ganz falsche Methode, das Kind zu nähren,<lb/>
Amalie!&#x201C;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0024] Der kleine Krebsrothe schwieg wieder. Er war noch nie so verblüfft gewesen. „Da! Nimm's! Kau's! Friss! Verschluck's!“ Der grosse Thienwiebel hatte es jetzt so¬ gar über sich gewonnen, seinem ungerathnen Sprössling auch den Schnuller in den Mund zu stopfen. Mehr war unmöglich zu verlangen. Amalie hatte unterdessen die Ofenröhre aufgemacht und entnahm ihr jetzt einen kleinen, grünglasirten Kochtopf. Ein nach Salbei duftender Brodem entstieg ihm. Nach¬ dem sie dann noch das kleine Geschirr neben den Ofen auf einen Stuhl und sich selbst auf die Fussbank davor gesetzt hatte, machte sie jetzt ihren Mund auf und athmete das heisse Zeug langsam ein. Der grosse Thienwiebel, der sich unterdess mit seinem impertinenten, kleinen Krebsrothen auf die Tischkante placirt hatte, sah ihr nach¬ denklich zu. „Hm! Weisst Du, Amalie?“ „Hm??“ „Weisst Du? Wir haben eigentlich eine ganz falsche Methode, das Kind zu nähren, Amalie!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/24
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/24>, abgerufen am 29.03.2024.