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Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Nichts zu Leide gethan; und sie käme nur, weil ihr so bängsam wäre alleine zu Hause ohne den seligen Herrn, und wollte fragen, ob die Tiesel'schen ihr vergönnten, daß sie sich mit ihnen zusammen belagern ließe? Gleichemachen würde sie schon das bissel Nahrung und ihre Sache rechtschaffen bezahlen; bloß, daß sie bei lebendigen Christenseelen bliebe und nicht so mutterseelenalleine das Gekrache mit anhören dürfte bei nachtschlafender Zeit.

Meinethalben schon, erwiderte die Tieseln, wenn's dem Tiesel gelegen ist. Wir stecken hier so schon enge beisammen, wie Häringe, weil wir uns haben ins Gewölbel gezogen wegen der Bomben.

Ich nehme nicht viel Platz weg, sagte demüthig die Wawerle; denn was mein seliger Hanepich zu lang war, das bin ich schier zu kurz gerathen.

Ja, ja! riefen die Kinder, Muhme-Lieutnanten soll bei uns bleiben; es fürcht't sich besser, wenn ihrer mehr sind!

Dabei nahm der Tiesel'sche Junge ihr das Mäntelchen ab und hing es auf einen Nagel in der Wand mit den Worten: Zuerst wollen wir 's Muhme-Lieutnant-Saloppel einquartieren.

's Muhme-Lieutnant-Saloppel! schrieen die beiden Mädchen und klatschten fröhlich in die Hände, der Gustel hat 's Muhme-Lieutnant-Saloppel aufgehängt!

Von nun an blieb dem kurzen Mäntelchen diese Benennung in der Familie Tiesel.

Nichts zu Leide gethan; und sie käme nur, weil ihr so bängsam wäre alleine zu Hause ohne den seligen Herrn, und wollte fragen, ob die Tiesel'schen ihr vergönnten, daß sie sich mit ihnen zusammen belagern ließe? Gleichemachen würde sie schon das bissel Nahrung und ihre Sache rechtschaffen bezahlen; bloß, daß sie bei lebendigen Christenseelen bliebe und nicht so mutterseelenalleine das Gekrache mit anhören dürfte bei nachtschlafender Zeit.

Meinethalben schon, erwiderte die Tieseln, wenn's dem Tiesel gelegen ist. Wir stecken hier so schon enge beisammen, wie Häringe, weil wir uns haben ins Gewölbel gezogen wegen der Bomben.

Ich nehme nicht viel Platz weg, sagte demüthig die Wawerle; denn was mein seliger Hanepich zu lang war, das bin ich schier zu kurz gerathen.

Ja, ja! riefen die Kinder, Muhme-Lieutnanten soll bei uns bleiben; es fürcht't sich besser, wenn ihrer mehr sind!

Dabei nahm der Tiesel'sche Junge ihr das Mäntelchen ab und hing es auf einen Nagel in der Wand mit den Worten: Zuerst wollen wir 's Muhme-Lieutnant-Saloppel einquartieren.

's Muhme-Lieutnant-Saloppel! schrieen die beiden Mädchen und klatschten fröhlich in die Hände, der Gustel hat 's Muhme-Lieutnant-Saloppel aufgehängt!

Von nun an blieb dem kurzen Mäntelchen diese Benennung in der Familie Tiesel.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:49:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: 's Muhme-Leutnant-Saloppel. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_saloppel_1910/11>, abgerufen am 29.03.2024.