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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Vorrede
berühmt deßwegen worden. Er hat viel
Zufälle in seinem Leben/ von seinen Wider-
wärtigen/ meistens auß Neid erlit-
ten/ von dessen Arbeit mir aber nichts ins
Gesichte kommen.

Walther von der Vogel-Weide ein
Land-Herr ist nicht unter den geringsten
gewesen/ und hat ohngefehr umb das Jahr
1200. sich hören lassen/ wie er dann dem
Käyser Philippen ein Buch zugeschrieben
haben sol. Jhm werden diese Reimen
zugeeignet:

Wer ziret nü der eren Sal?
Der jungen Ritter Züht ist smal/
So pfligent die Knehte gar unhövishe Dinge/
Mit Worten und mit Werken öch.
Swer züht hat der ist jo ir göch.
Nemet war/ wie gar unfüge für sich dringe:
Hie vor do bertet man die Jungen/
Die da pflagen vrecher Zungen:
Nu ist es ire Werdekeit.
Wie zieret man den Ehren-Saal?
Der jungen Ritter-Zucht ist schmal/
Viel ungehöftes Werck ist bey uns eingedrungen
So wol mit Worten/ als mit That/
Der ist ein Jeck/ wer Tugend hat/
Schaut doch den Unfug dieser Zeit/
Vor strafte man die frechen Zungen/
Jtzt ist es eine Zierligkeit.

Nicht

Vorrede
beruͤhmt deßwegen worden. Er hat viel
Zufaͤlle in ſeinem Leben/ von ſeinen Wider-
waͤrtigen/ meiſtens auß Neid erlit-
ten/ von deſſen Arbeit mir aber nichts ins
Geſichte kommen.

Walther von der Vogel-Weide ein
Land-Herr iſt nicht unter den geringſten
geweſen/ und hat ohngefehr umb das Jahr
1200. ſich hoͤren laſſen/ wie er dann dem
Kaͤyſer Philippen ein Buch zugeſchrieben
haben ſol. Jhm werden dieſe Reimen
zugeeignet:

Wer ziret nuͤ der eren Sal?
Der jungen Ritter Zuͤht iſt ſmal/
So pfligent die Knehte gar unhoͤviſhe Dinge/
Mit Worten und mit Werken oͤch.
Swer zuͤht hat der iſt jo ir goͤch.
Nemet war/ wie gar unfuͤge fuͤr ſich dringe:
Hie vor do bertet man die Jungen/
Die da pflagen vrecher Zungen:
Nu iſt es ire Werdekeit.
Wie zieret man den Ehren-Saal?
Der jungen Ritter-Zucht iſt ſchmal/
Viel ungehoͤftes Werck iſt bey uns eingedrungen
So wol mit Worten/ als mit That/
Der iſt ein Jeck/ wer Tugend hat/
Schaut doch den Unfug dieſer Zeit/
Vor ſtrafte man die frechen Zungen/
Jtzt iſt es eine Zierligkeit.

Nicht
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[0030] Vorrede beruͤhmt deßwegen worden. Er hat viel Zufaͤlle in ſeinem Leben/ von ſeinen Wider- waͤrtigen/ meiſtens auß Neid erlit- ten/ von deſſen Arbeit mir aber nichts ins Geſichte kommen. Walther von der Vogel-Weide ein Land-Herr iſt nicht unter den geringſten geweſen/ und hat ohngefehr umb das Jahr 1200. ſich hoͤren laſſen/ wie er dann dem Kaͤyſer Philippen ein Buch zugeſchrieben haben ſol. Jhm werden dieſe Reimen zugeeignet: Wer ziret nuͤ der eren Sal? Der jungen Ritter Zuͤht iſt ſmal/ So pfligent die Knehte gar unhoͤviſhe Dinge/ Mit Worten und mit Werken oͤch. Swer zuͤht hat der iſt jo ir goͤch. Nemet war/ wie gar unfuͤge fuͤr ſich dringe: Hie vor do bertet man die Jungen/ Die da pflagen vrecher Zungen: Nu iſt es ire Werdekeit. Wie zieret man den Ehren-Saal? Der jungen Ritter-Zucht iſt ſchmal/ Viel ungehoͤftes Werck iſt bey uns eingedrungen So wol mit Worten/ als mit That/ Der iſt ein Jeck/ wer Tugend hat/ Schaut doch den Unfug dieſer Zeit/ Vor ſtrafte man die frechen Zungen/ Jtzt iſt es eine Zierligkeit. Nicht

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/30>, abgerufen am 29.03.2024.