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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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An den geneigten Leser.
Du hast in meinen Mund geleget einen Zaum/
Davon der Lippen Krafft sich nicht mehr regen kan.
Nackend werd ich dir gebohren/ nackend scheid ich auch von hier/
Ein Tuch vor meine Scham das hastu mir erkohren/
Ein mehrers hab ich nicht von dir.


Wolfrom von Eschenbach ist ein Ed-
ler Schwäbischer Ritter nicht weniger
lobens würdig/ hat nebenst viel andern Ge-
tichten auch eines von Marg-Grafen Wil-
helm von Narbone/ und dem starcken Ren-
newart gemacht/ er hat unter andern der
Frauen wanckelbahren Sin beschrieben/
darauß folgende Reimen:

Do sprach die Keiserinne/
Wir Fröwen han kürzen Mut:
Swas eine iez nit im Sinne/
Gern sie es moren tut.
Da sprach die Käyserin/
Wir Frauen haben leichte Sinnen
Wozu man heute sie nicht überreden können/
Da wollen morgen sie auch ungebeten hin.

Heinrich von Efferlingen kommt auch
billich in der Poeten Reih/ so zu Ehren
Ertz-Hertzogen Leopolden von Oesterreich
viel Liebes-Getichte auffgesetzt/ und sehr

berühmt
)( )( 2

An den geneigten Leſer.
Du haſt in meinen Mund geleget einen Zaum/
Davon der Lippen Krafft ſich nicht mehr regen kan.
Nackend werd ich dir gebohren/ nackend ſcheid ich auch von hier/
Ein Tuch vor meine Scham das haſtu mir erkohren/
Ein mehrers hab ich nicht von dir.


Wolfrom von Eſchenbach iſt ein Ed-
ler Schwaͤbiſcher Ritter nicht weniger
lobens wuͤrdig/ hat nebenſt viel andern Ge-
tichten auch eines von Marg-Grafen Wil-
helm von Narbone/ und dem ſtarcken Ren-
newart gemacht/ er hat unter andern der
Frauen wanckelbahren Sin beſchrieben/
darauß folgende Reimen:

Do ſprach die Keiſerinne/
Wir Froͤwen han kuͤrzen Mut:
Swas eine iez nit im Sinne/
Gern ſie es moren tut.
Da ſprach die Kaͤyſerin/
Wir Frauen haben leichte Sinnen
Wozu man heute ſie nicht uͤberreden koͤnnen/
Da wollen morgen ſie auch ungebeten hin.

Heinrich von Efferlingen kom̃t auch
billich in der Poeten Reih/ ſo zu Ehren
Ertz-Hertzogen Leopolden von Oeſterreich
viel Liebes-Getichte auffgeſetzt/ und ſehr

beruͤhmt
)( )( 2
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[0029] An den geneigten Leſer. Du haſt in meinen Mund geleget einen Zaum/ Davon der Lippen Krafft ſich nicht mehr regen kan. Nackend werd ich dir gebohren/ nackend ſcheid ich auch von hier/ Ein Tuch vor meine Scham das haſtu mir erkohren/ Ein mehrers hab ich nicht von dir. Wolfrom von Eſchenbach iſt ein Ed- ler Schwaͤbiſcher Ritter nicht weniger lobens wuͤrdig/ hat nebenſt viel andern Ge- tichten auch eines von Marg-Grafen Wil- helm von Narbone/ und dem ſtarcken Ren- newart gemacht/ er hat unter andern der Frauen wanckelbahren Sin beſchrieben/ darauß folgende Reimen: Do ſprach die Keiſerinne/ Wir Froͤwen han kuͤrzen Mut: Swas eine iez nit im Sinne/ Gern ſie es moren tut. Da ſprach die Kaͤyſerin/ Wir Frauen haben leichte Sinnen Wozu man heute ſie nicht uͤberreden koͤnnen/ Da wollen morgen ſie auch ungebeten hin. Heinrich von Efferlingen kom̃t auch billich in der Poeten Reih/ ſo zu Ehren Ertz-Hertzogen Leopolden von Oeſterreich viel Liebes-Getichte auffgeſetzt/ und ſehr beruͤhmt )( )( 2

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/29>, abgerufen am 29.03.2024.