Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.

Bild:
<< vorherige Seite
Grab Schrifften ander Theil.
1. Eines Alchimisten.
ICh war ein Alchimist/ ich dachte Tag und Stunden /
Auff eine newe Kunst deß Todes frey zu sein /
Das was ich stets gesucht das hab ich nie gefunden /
Und was ich nie gesucht das stelt sich selber ein.
2. Eines Blumisten so Alchimisterey geübet.
Mein Geld blieb in der Gluth/ mein Blumwerck in der Erden /
Der kummer ließ mich nicht zu einem Betler werden.
Ich starb zu rechter zeit und ward gewünscht entbunden /
Die Blumen hat der Leib das Geld die Seel gefunden.
3. Eines Gehangenen Seyltäntzers.
Ich bin in freyer Lufft auff Stricken stets gegangen /
Ich ward an einem Strick in freye Lufft gehangen /
Mein Leib der nehrte sich von Stricken und von Lufft
Nun bringt mich Lufft und Strick auch endlich in die Grufft.
4. Eines Schlaffsuchtigen.
Hier liegt ein fauller Leib/ der auß dem Tage Nacht /
Und auß dem Leben Todt durch Schlaffen hat gemacht /
Auß alzugrosser furcht das er nicht werd' erwecket /
So hat er sich alhier in diese Grufft verstecket /
5. Eines Soldaten.
Ich Brante/ Hieb und Stach/ ich Wachte/ Brach und Raubte /
Ich Jagte/ Schoß und Warff/ ich Drawte/ Zörnt' und Schnaubte /
Die Arbeit die ich that ist nicht umb sonst verbracht /
Sie hat mier Weg und Steg zur Hellen weit gemacht.
Eines Bau-
Grab Schrifften ander Theil.
1. Eines Alchimiſten.
ICh war ein Alchimiſt/ ich dachte Tag und Stunden /
Auff eine newe Kunſt deß Todes frey zu ſein /
Das was ich ſtets geſucht das hab ich nie gefunden /
Und was ich nie geſucht das ſtelt ſich ſelber ein.
2. Eines Blumiſten ſo Alchimiſterey geuͤbet.
Mein Geld blieb in der Gluth/ mein Blumwerck in der Erden /
Der kummer ließ mich nicht zu einem Betler werden.
Ich ſtarb zu rechter zeit und ward gewuͤnſcht entbunden /
Die Blumen hat der Leib das Geld die Seel gefunden.
3. Eines Gehangenen Seyltaͤntzers.
Ich bin in freyer Lufft auff Stricken ſtets gegangen /
Ich ward an einem Strick in freye Lufft gehangen /
Mein Leib der nehrte ſich von Stricken und von Lufft
Nun bringt mich Lufft und Strick auch endlich in die Grufft.
4. Eines Schlaffſuchtigen.
Hier liegt ein fauller Leib/ der auß dem Tage Nacht /
Und auß dem Leben Todt durch Schlaffen hat gemacht /
Auß alzugroſſer furcht das er nicht werd’ erwecket /
So hat er ſich alhier in dieſe Grufft verſtecket /
5. Eines Soldaten.
Ich Brante/ Hieb und Stach/ ich Wachte/ Brach und Raubte /
Ich Jagte/ Schoß und Warff/ ich Drawte/ Zoͤrnt’ und Schnaubte /
Die Arbeit die ich that iſt nicht umb ſonſt verbracht /
Sie hat mier Weg und Steg zur Hellen weit gemacht.
Eines Bau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0014" n="[14]"/>
        <fw place="top" type="header">Grab Schrifften ander Theil.<lb/></fw>
        <div n="3">
          <head>1. Eines Alchimi&#x017F;ten.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">I</hi>Ch war ein Alchimi&#x017F;t/ ich dachte Tag und Stunden /</l><lb/>
            <l>Auff eine newe Kun&#x017F;t deß Todes frey zu &#x017F;ein /</l><lb/>
            <l>Das was ich &#x017F;tets ge&#x017F;ucht das hab ich nie gefunden /</l><lb/>
            <l>Und was ich nie ge&#x017F;ucht das &#x017F;telt &#x017F;ich &#x017F;elber ein.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <div n="3">
          <head>2. Eines Blumi&#x017F;ten &#x017F;o Alchimi&#x017F;terey geu&#x0364;bet.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Geld blieb in der Gluth/ mein Blumwerck in der Erden /</l><lb/>
            <l>Der kummer ließ mich nicht zu einem Betler werden.</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;tarb zu rechter zeit und ward gewu&#x0364;n&#x017F;cht entbunden /</l><lb/>
            <l>Die Blumen hat der Leib das Geld die Seel gefunden.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <div n="3">
          <head>3. Eines Gehangenen Seylta&#x0364;ntzers.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <l>Ich bin in freyer Lufft auff Stricken &#x017F;tets gegangen /</l><lb/>
            <l>Ich ward an einem Strick in freye Lufft gehangen /</l><lb/>
            <l>Mein Leib der nehrte &#x017F;ich von Stricken und von Lufft</l><lb/>
            <l>Nun bringt mich Lufft und Strick auch endlich in die
               Grufft.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <div n="3">
          <head>4. Eines Schlaff&#x017F;uchtigen.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <l>Hier liegt ein fauller Leib/ der auß dem Tage Nacht
               /</l><lb/>
            <l>Und auß dem Leben Todt durch Schlaffen hat gemacht /</l><lb/>
            <l>Auß alzugro&#x017F;&#x017F;er furcht das er nicht werd&#x2019; erwecket /</l><lb/>
            <l>So hat er &#x017F;ich alhier in die&#x017F;e Grufft ver&#x017F;tecket /</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <div n="3">
          <head>5. Eines Soldaten.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <l>Ich Brante/ Hieb und Stach/ ich Wachte/ Brach und Raubte /</l><lb/>
            <l>Ich Jagte/ Schoß und Warff/ ich Drawte/ Zo&#x0364;rnt&#x2019; und Schnaubte /</l><lb/>
            <l>Die Arbeit die ich that i&#x017F;t nicht umb &#x017F;on&#x017F;t verbracht
               /</l><lb/>
            <l>Sie hat mier Weg und Steg zur Hellen weit gemacht.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch">Eines Bau-<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[14]/0014] Grab Schrifften ander Theil. 1. Eines Alchimiſten. ICh war ein Alchimiſt/ ich dachte Tag und Stunden / Auff eine newe Kunſt deß Todes frey zu ſein / Das was ich ſtets geſucht das hab ich nie gefunden / Und was ich nie geſucht das ſtelt ſich ſelber ein. 2. Eines Blumiſten ſo Alchimiſterey geuͤbet. Mein Geld blieb in der Gluth/ mein Blumwerck in der Erden / Der kummer ließ mich nicht zu einem Betler werden. Ich ſtarb zu rechter zeit und ward gewuͤnſcht entbunden / Die Blumen hat der Leib das Geld die Seel gefunden. 3. Eines Gehangenen Seyltaͤntzers. Ich bin in freyer Lufft auff Stricken ſtets gegangen / Ich ward an einem Strick in freye Lufft gehangen / Mein Leib der nehrte ſich von Stricken und von Lufft Nun bringt mich Lufft und Strick auch endlich in die Grufft. 4. Eines Schlaffſuchtigen. Hier liegt ein fauller Leib/ der auß dem Tage Nacht / Und auß dem Leben Todt durch Schlaffen hat gemacht / Auß alzugroſſer furcht das er nicht werd’ erwecket / So hat er ſich alhier in dieſe Grufft verſtecket / 5. Eines Soldaten. Ich Brante/ Hieb und Stach/ ich Wachte/ Brach und Raubte / Ich Jagte/ Schoß und Warff/ ich Drawte/ Zoͤrnt’ und Schnaubte / Die Arbeit die ich that iſt nicht umb ſonſt verbracht / Sie hat mier Weg und Steg zur Hellen weit gemacht. Eines Bau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand, Matthias Boenig: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/14
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/14>, abgerufen am 29.03.2024.