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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Sinn-Gedichte.
Eines andern.
D. V A.
ES kan nicht anders seyn; Adonis muß noch leben.
Die Venus dieser stadt steht keinem andern an.
Wer ist es, der auch wol was anders dencken kan?
Die göttin wird ihm ja vor göttern selbst gegeben.


Auf eines buchführers hochzeit
mit Jgfr. Keimannin.

D. V. A.
DEr seelge Keimann hat der bücher viel geschrieben.
Der wohl-berühmte mann: nur eins ist übrig blieben,
Das legt zum erstenmal, Herr Bräutgam! er itzt auf.
Doch ist es so ein buch, daß ihm nur selbst zu kauff
Und keinem andern steht. Er wird es auch behalten.
Weil es so reinlich ist, und ohne fleck und falten.
Der wucher wird auch schon all-jährlich lauffen ein,
Ein wucher, der nicht wird ohn händ und füsse seyn.


Auf eines artztes hochzeit mit
Jgfr. Müllerin.

D. V. A.
DEr purpur, seine zier, becrönt ihn bey der see.
Die Venus sahe zu, die aus dem meer ist kommen,
Sie sagte: weil er mir mein schnecken-blut genommen.
So will ich, daß er stets zum wasser mahlen geh.


An hocherfreute eltern über etc.
D. V. A.
EMpfangt den lieben sohn, als euren werthen gast,
Und last die tochter hin zu ihren liebsten ziehen:
So wird auf einen tag viel sorge von euch fliehen,
Und ihrer jugend lust schwächt eures alters last.
GOtt
Sinn-Gedichte.
Eines andern.
D. V A.
ES kan nicht anders ſeyn; Adonis muß noch leben.
Die Venus dieſer ſtadt ſteht keinem andern an.
Wer iſt es, der auch wol was anders dencken kan?
Die goͤttin wird ihm ja vor goͤttern ſelbſt gegeben.


Auf eines buchfuͤhrers hochzeit
mit Jgfr. Keimannin.

D. V. A.
DEr ſeelge Keimann hat der buͤcher viel geſchrieben.
Der wohl-beruͤhmte mann: nur eins iſt uͤbrig blieben,
Das legt zum erſtenmal, Herr Braͤutgam! er itzt auf.
Doch iſt es ſo ein buch, daß ihm nur ſelbſt zu kauff
Und keinem andern ſteht. Er wird es auch behalten.
Weil es ſo reinlich iſt, und ohne fleck und falten.
Der wucher wird auch ſchon all-jaͤhrlich lauffen ein,
Ein wucher, der nicht wird ohn haͤnd und fuͤſſe ſeyn.


Auf eines artztes hochzeit mit
Jgfr. Muͤllerin.

D. V. A.
DEr purpur, ſeine zier, becroͤnt ihn bey der ſee.
Die Venus ſahe zu, die aus dem meer iſt kommen,
Sie ſagte: weil er mir mein ſchnecken-blut genommen.
So will ich, daß er ſtets zum waſſer mahlen geh.


An hocherfreute eltern uͤber ꝛc.
D. V. A.
EMpfangt den lieben ſohn, als euren werthen gaſt,
Und laſt die tochter hin zu ihren liebſten ziehen:
So wird auf einen tag viel ſorge von euch fliehen,
Und ihrer jugend luſt ſchwaͤcht eures alters laſt.
GOtt
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[46/0048] Sinn-Gedichte. Eines andern. D. V A. ES kan nicht anders ſeyn; Adonis muß noch leben. Die Venus dieſer ſtadt ſteht keinem andern an. Wer iſt es, der auch wol was anders dencken kan? Die goͤttin wird ihm ja vor goͤttern ſelbſt gegeben. Auf eines buchfuͤhrers hochzeit mit Jgfr. Keimannin. D. V. A. DEr ſeelge Keimann hat der buͤcher viel geſchrieben. Der wohl-beruͤhmte mann: nur eins iſt uͤbrig blieben, Das legt zum erſtenmal, Herr Braͤutgam! er itzt auf. Doch iſt es ſo ein buch, daß ihm nur ſelbſt zu kauff Und keinem andern ſteht. Er wird es auch behalten. Weil es ſo reinlich iſt, und ohne fleck und falten. Der wucher wird auch ſchon all-jaͤhrlich lauffen ein, Ein wucher, der nicht wird ohn haͤnd und fuͤſſe ſeyn. Auf eines artztes hochzeit mit Jgfr. Muͤllerin. D. V. A. DEr purpur, ſeine zier, becroͤnt ihn bey der ſee. Die Venus ſahe zu, die aus dem meer iſt kommen, Sie ſagte: weil er mir mein ſchnecken-blut genommen. So will ich, daß er ſtets zum waſſer mahlen geh. An hocherfreute eltern uͤber ꝛc. D. V. A. EMpfangt den lieben ſohn, als euren werthen gaſt, Und laſt die tochter hin zu ihren liebſten ziehen: So wird auf einen tag viel ſorge von euch fliehen, Und ihrer jugend luſt ſchwaͤcht eures alters laſt. GOtt

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/48>, abgerufen am 20.04.2024.