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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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verliebte Arien.
Der schwache mensch muß sich umsonst bemühen,
Weil niemand hier, als engel, leben kan.
Der mund mag noch so viel von zucht und keuschheit sprechen;
Ein schönes auge kan ihm bald den hochmuth brechen.

4.
Ließ Davids hand nicht harff und psalter liegen,
Als Bathseba sein hertz gesetzt in brand?
Und Simsons faust verlernete zu siegen,
Als ihn ein weib mit ihren stricken band;
Selbst Salomonis witz und klugheit gieng verlohren,
Die weiber-liebe schrieb ihn in die zahl der thoren.
5.
Kan schönheit nun so süßen neetar schencken,
Der fürsten stürtzt und helden taumeln lehrt:
Was wunder? wenn mit ihren zauber-träncken,
Sie meinen geist itz und aufs neu bethört.
Jch wag es noch einmal und fehl ich auch noch heute;
So ist mein fehler doch ein fehler großer leute.


Die falsche liebe.
C. H.
1.
JHr gemüther!
Zieht der falschen liebe splitter
Doch aus eurer brust;
Wenig lust
Bringen ihre schätze.
2.
Meine seele
Kennet schon die dunckle höhle,
Wo die unlust liegt;
Unvergnügt
Jst die liebes-grotte.
3.
Noth und jammer
Haben da die nächste kammer,
Wo
C 3

verliebte Arien.
Der ſchwache menſch muß ſich umſonſt bemuͤhen,
Weil niemand hier, als engel, leben kan.
Der mund mag noch ſo viel von zucht und keuſchheit ſprechen;
Ein ſchoͤnes auge kan ihm bald den hochmuth brechen.

4.
Ließ Davids hand nicht harff und pſalter liegen,
Als Bathſeba ſein hertz geſetzt in brand?
Und Simſons fauſt verlernete zu ſiegen,
Als ihn ein weib mit ihren ſtricken band;
Selbſt Salomonis witz und klugheit gieng verlohren,
Die weiber-liebe ſchrieb ihn in die zahl der thoren.
5.
Kan ſchoͤnheit nun ſo ſuͤßen neetar ſchencken,
Der fuͤrſten ſtuͤrtzt und helden taumeln lehrt:
Was wunder? wenn mit ihren zauber-traͤncken,
Sie meinen geiſt itz und aufs neu bethoͤrt.
Jch wag es noch einmal und fehl ich auch noch heute;
So iſt mein fehler doch ein fehler großer leute.


Die falſche liebe.
C. H.
1.
JHr gemuͤther!
Zieht der falſchen liebe ſplitter
Doch aus eurer bruſt;
Wenig luſt
Bringen ihre ſchaͤtze.
2.
Meine ſeele
Kennet ſchon die dunckle hoͤhle,
Wo die unluſt liegt;
Unvergnuͤgt
Jſt die liebes-grotte.
3.
Noth und jammer
Haben da die naͤchſte kammer,
Wo
C 3
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[37/0039] verliebte Arien. Der ſchwache menſch muß ſich umſonſt bemuͤhen, Weil niemand hier, als engel, leben kan. Der mund mag noch ſo viel von zucht und keuſchheit ſprechen; Ein ſchoͤnes auge kan ihm bald den hochmuth brechen. 4. Ließ Davids hand nicht harff und pſalter liegen, Als Bathſeba ſein hertz geſetzt in brand? Und Simſons fauſt verlernete zu ſiegen, Als ihn ein weib mit ihren ſtricken band; Selbſt Salomonis witz und klugheit gieng verlohren, Die weiber-liebe ſchrieb ihn in die zahl der thoren. 5. Kan ſchoͤnheit nun ſo ſuͤßen neetar ſchencken, Der fuͤrſten ſtuͤrtzt und helden taumeln lehrt: Was wunder? wenn mit ihren zauber-traͤncken, Sie meinen geiſt itz und aufs neu bethoͤrt. Jch wag es noch einmal und fehl ich auch noch heute; So iſt mein fehler doch ein fehler großer leute. Die falſche liebe. C. H. 1. JHr gemuͤther! Zieht der falſchen liebe ſplitter Doch aus eurer bruſt; Wenig luſt Bringen ihre ſchaͤtze. 2. Meine ſeele Kennet ſchon die dunckle hoͤhle, Wo die unluſt liegt; Unvergnuͤgt Jſt die liebes-grotte. 3. Noth und jammer Haben da die naͤchſte kammer, Wo C 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/39>, abgerufen am 19.04.2024.