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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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verliebte Gedichte.
Jch habe sie bestellt um euch recht zu bedienen,
Wenn die gesundheit wird bey Doris wieder grünen.
Und wenn ihr sie curirt, so dämpfft ja bald die noth,
Macht sie, wie sie vor war, fein appetitlich roth,
Denn blaß seyn will mir noch nicht allerdings behagen,
Obgleich die mädgen sich deßwegen offt sehr plagen:
Drum sparet keinen fleiß, und nehmt sie wohl in acht
Daß ihr das übel ihr nicht irgend ärger macht.
Schlagt den Hippocrates und nebst ihm den Galenen
Bey tag und nächten auf, und lernt die noth zu höhnen,
Die ihre glieder zwingt, ich will erkenntlich seyn,
Glaubt mir, daß ihr euch solt deßwegen sehr erfreun.
Was meynt ihr, ist ihr auch das küssen zugelassen,
Darff sie mich auch wohl itzt aus gunst und lieb umfassen,
Wofern es nicht ihr schadt, so wär es mir sehr lieb,
Denn diese kranckheit ist mein rechter freuden-dieb.
Jhr oden! schicket euch, ihr solt bald rauß marschieren,
Jhr madrigal! euch will ich gleichfalls her bald führen,
Die kranckheit ändert sich, drum komm, o poesie!
Und zahl den ärtzten hier vor ihre kunst und müh.
Jch hoffe, daß es wird, ihr Herren! euch vergnügen,
Wenn euch zu lobe hier zwey tausend verse fliegen,
Es mangelt mir an geld, poeten sind nicht reich,
Darum bezahlt mein geist mit den gedichten euch,
Und euer ruhm der soll auch nimmermehr ersterben,
Was wolt ihr mehr vor danck vor diese that erwerben?


Lisimene an den Damon,
Als er sich in eine andere verliebet.
VErzeihe, liebster Schatz! dem kühnen unterfaugen,
Womit zum andern mahl dich meine feder stöhrt;
Laß die gewißheit sie von deiner gunst erlangen,
Und höre gnädig an, was deine magd begehrt.
Du weist, ich liebe dich mit recht getreuen hertzen,
Und bete dein gesicht als meinen abgott an;
Jch
B 4
verliebte Gedichte.
Jch habe ſie beſtellt um euch recht zu bedienen,
Wenn die geſundheit wird bey Doris wieder gruͤnen.
Und wenn ihr ſie curirt, ſo daͤmpfft ja bald die noth,
Macht ſie, wie ſie vor war, fein appetitlich roth,
Denn blaß ſeyn will mir noch nicht allerdings behagen,
Obgleich die maͤdgen ſich deßwegen offt ſehr plagen:
Drum ſparet keinen fleiß, und nehmt ſie wohl in acht
Daß ihr das uͤbel ihr nicht irgend aͤrger macht.
Schlagt den Hippocrates und nebſt ihm den Galenen
Bey tag und naͤchten auf, und lernt die noth zu hoͤhnen,
Die ihre glieder zwingt, ich will erkenntlich ſeyn,
Glaubt mir, daß ihr euch ſolt deßwegen ſehr erfreun.
Was meynt ihr, iſt ihr auch das kuͤſſen zugelaſſen,
Darff ſie mich auch wohl itzt aus gunſt und lieb umfaſſen,
Wofern es nicht ihr ſchadt, ſo waͤr es mir ſehr lieb,
Denn dieſe kranckheit iſt mein rechter freuden-dieb.
Jhr oden! ſchicket euch, ihr ſolt bald rauß marſchieren,
Jhr madrigal! euch will ich gleichfalls her bald fuͤhren,
Die kranckheit aͤndert ſich, drum komm, o poeſie!
Und zahl den aͤrtzten hier vor ihre kunſt und muͤh.
Jch hoffe, daß es wird, ihr Herren! euch vergnuͤgen,
Wenn euch zu lobe hier zwey tauſend verſe fliegen,
Es mangelt mir an geld, poeten ſind nicht reich,
Darum bezahlt mein geiſt mit den gedichten euch,
Und euer ruhm der ſoll auch nimmermehr erſterben,
Was wolt ihr mehr vor danck vor dieſe that erwerben?


Liſimene an den Damon,
Als er ſich in eine andere verliebet.
VErzeihe, liebſter Schatz! dem kuͤhnen unterfaugen,
Womit zum andern mahl dich meine feder ſtoͤhrt;
Laß die gewißheit ſie von deiner gunſt erlangen,
Und hoͤre gnaͤdig an, was deine magd begehrt.
Du weiſt, ich liebe dich mit recht getreuen hertzen,
Und bete dein geſicht als meinen abgott an;
Jch
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[23/0025] verliebte Gedichte. Jch habe ſie beſtellt um euch recht zu bedienen, Wenn die geſundheit wird bey Doris wieder gruͤnen. Und wenn ihr ſie curirt, ſo daͤmpfft ja bald die noth, Macht ſie, wie ſie vor war, fein appetitlich roth, Denn blaß ſeyn will mir noch nicht allerdings behagen, Obgleich die maͤdgen ſich deßwegen offt ſehr plagen: Drum ſparet keinen fleiß, und nehmt ſie wohl in acht Daß ihr das uͤbel ihr nicht irgend aͤrger macht. Schlagt den Hippocrates und nebſt ihm den Galenen Bey tag und naͤchten auf, und lernt die noth zu hoͤhnen, Die ihre glieder zwingt, ich will erkenntlich ſeyn, Glaubt mir, daß ihr euch ſolt deßwegen ſehr erfreun. Was meynt ihr, iſt ihr auch das kuͤſſen zugelaſſen, Darff ſie mich auch wohl itzt aus gunſt und lieb umfaſſen, Wofern es nicht ihr ſchadt, ſo waͤr es mir ſehr lieb, Denn dieſe kranckheit iſt mein rechter freuden-dieb. Jhr oden! ſchicket euch, ihr ſolt bald rauß marſchieren, Jhr madrigal! euch will ich gleichfalls her bald fuͤhren, Die kranckheit aͤndert ſich, drum komm, o poeſie! Und zahl den aͤrtzten hier vor ihre kunſt und muͤh. Jch hoffe, daß es wird, ihr Herren! euch vergnuͤgen, Wenn euch zu lobe hier zwey tauſend verſe fliegen, Es mangelt mir an geld, poeten ſind nicht reich, Darum bezahlt mein geiſt mit den gedichten euch, Und euer ruhm der ſoll auch nimmermehr erſterben, Was wolt ihr mehr vor danck vor dieſe that erwerben? Liſimene an den Damon, Als er ſich in eine andere verliebet. VErzeihe, liebſter Schatz! dem kuͤhnen unterfaugen, Womit zum andern mahl dich meine feder ſtoͤhrt; Laß die gewißheit ſie von deiner gunſt erlangen, Und hoͤre gnaͤdig an, was deine magd begehrt. Du weiſt, ich liebe dich mit recht getreuen hertzen, Und bete dein geſicht als meinen abgott an; Jch B 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/25>, abgerufen am 23.04.2024.