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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Wie pflag ich nicht vor dem auff deine treu zu pochen?
Was hab ich mir nicht stets vor gunst von dir versprochen?
Da aber deine huld auch frembden dienste frohnt/
Und so viel andre mehr dein schmeicheln schon gewohnt/
So wirst du billich itzt biß auff das blut gestochen.
Wol mir! ein schlechtes glaß sucht meinen schimpf zu rächen!
Die rache geht nach wunsch. Was hab ich nun zu sprechen?
Fließ dann/ treuloses blut/ biß auf den letzten tropffen/
Jch werde nimmermehr die wunde dir verstopffen:
Und würde deiner hand das leben selbst entführet/
Gut! wenn kein ander nur mehr wird durch sie berühret.


Sie weigert ihm ein armband/ das band der
freyen hertzen genannt.

C. E.
BLeib/ schönste Solime/ bey dem verhasten wahn/
Daß dir der ordens-band alleine will gebühren/
Und daß er/ ausser dich/ soll keinen frembden zieren/
Der sich nicht so/ wie du/ der freyheit rühmen kan.
Jch will es gern gestehn/ daß es um mich gethan/
Du weist die blicke schon zu meisterlich zu führen/
Und kanst durch stille glut das blut in adern rühren/
Ja/ legst dem hertzen selbst die schwerste fesseln an.
Was wunder/ daß ich dann um meine freyheit kommen;
Nur leugne/ schönste/ nicht/ daß du sie mir genommen/
Und daß dein auge mich und meinen geist entbrandt.
Giebstu mir dieses zu/ so laß ich deinen band/
Und will viel lieber ihn und seinen orden missen/
Als meine freyheit nicht durch dich besieget wissen.
Als
Galante Gedichte.
Wie pflag ich nicht vor dem auff deine treu zu pochen?
Was hab ich mir nicht ſtets vor gunſt von dir verſprochen?
Da aber deine huld auch frembden dienſte frohnt/
Und ſo viel andre mehr dein ſchmeicheln ſchon gewohnt/
So wirſt du billich itzt biß auff das blut geſtochen.
Wol mir! ein ſchlechtes glaß ſucht meinen ſchimpf zu raͤchen!
Die rache geht nach wunſch. Was hab ich nun zu ſprechen?
Fließ dann/ treuloſes blut/ biß auf den letzten tropffen/
Jch werde nimmermehr die wunde dir verſtopffen:
Und wuͤrde deiner hand das leben ſelbſt entfuͤhret/
Gut! wenn kein ander nur mehr wird durch ſie beruͤhret.


Sie weigert ihm ein armband/ das band der
freyen hertzen genannt.

C. E.
BLeib/ ſchoͤnſte Solime/ bey dem verhaſten wahn/
Daß dir der ordens-band alleine will gebuͤhren/
Und daß er/ auſſer dich/ ſoll keinen frembden zieren/
Der ſich nicht ſo/ wie du/ der freyheit ruͤhmen kan.
Jch will es gern geſtehn/ daß es um mich gethan/
Du weiſt die blicke ſchon zu meiſterlich zu fuͤhren/
Und kanſt durch ſtille glut das blut in adern ruͤhren/
Ja/ legſt dem hertzen ſelbſt die ſchwerſte feſſeln an.
Was wunder/ daß ich dann um meine freyheit kommen;
Nur leugne/ ſchoͤnſte/ nicht/ daß du ſie mir genommen/
Und daß dein auge mich und meinen geiſt entbrandt.
Giebſtu mir dieſes zu/ ſo laß ich deinen band/
Und will viel lieber ihn und ſeinen orden miſſen/
Als meine freyheit nicht durch dich beſieget wiſſen.
Als
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[28/0044] Galante Gedichte. Wie pflag ich nicht vor dem auff deine treu zu pochen? Was hab ich mir nicht ſtets vor gunſt von dir verſprochen? Da aber deine huld auch frembden dienſte frohnt/ Und ſo viel andre mehr dein ſchmeicheln ſchon gewohnt/ So wirſt du billich itzt biß auff das blut geſtochen. Wol mir! ein ſchlechtes glaß ſucht meinen ſchimpf zu raͤchen! Die rache geht nach wunſch. Was hab ich nun zu ſprechen? Fließ dann/ treuloſes blut/ biß auf den letzten tropffen/ Jch werde nimmermehr die wunde dir verſtopffen: Und wuͤrde deiner hand das leben ſelbſt entfuͤhret/ Gut! wenn kein ander nur mehr wird durch ſie beruͤhret. Sie weigert ihm ein armband/ das band der freyen hertzen genannt. C. E. BLeib/ ſchoͤnſte Solime/ bey dem verhaſten wahn/ Daß dir der ordens-band alleine will gebuͤhren/ Und daß er/ auſſer dich/ ſoll keinen frembden zieren/ Der ſich nicht ſo/ wie du/ der freyheit ruͤhmen kan. Jch will es gern geſtehn/ daß es um mich gethan/ Du weiſt die blicke ſchon zu meiſterlich zu fuͤhren/ Und kanſt durch ſtille glut das blut in adern ruͤhren/ Ja/ legſt dem hertzen ſelbſt die ſchwerſte feſſeln an. Was wunder/ daß ich dann um meine freyheit kommen; Nur leugne/ ſchoͤnſte/ nicht/ daß du ſie mir genommen/ Und daß dein auge mich und meinen geiſt entbrandt. Giebſtu mir dieſes zu/ ſo laß ich deinen band/ Und will viel lieber ihn und ſeinen orden miſſen/ Als meine freyheit nicht durch dich beſieget wiſſen. Als

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/44>, abgerufen am 25.04.2024.