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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Doch scheint es/ wie sich selbst das köstliche gewand
Bloß und alleine will von dieser sonne bleichen/
Und muß die nadel gleich durch seine faden streichen/
So wird es doch durch diß ie mehr und mehr bekandt.
O wunderschönes tuch! dir blühet das gelücke/
Jhr auge zieret dich/ mich tödten dessen blicke/
Dich macht es lieb und werth/ mir hat es haß gebracht/
Dein faden fühlt die stich/ ich fühle sie im hertzen/
Dir bringt er ehr und ruhm/ mir macht er noth und schmerzen/
Dich setzt er an den tag/ mich in die todes-nacht.


Auff ihre schwartze kleidung.
C. H. v. H.
JCh sahe Lesbien umschlossen und umhüllt
Mit kleidung/ welche selbst die traurigkeit erfunden/
Es war ein trübes tuch ihr um den schlaff gebunden/
Und ihre stirne war mit wehmuth angefüllt:
Doch hat die traurigkeit das himmel-reine bild
Hier gäntzlich abzuthun sich niemahls unterwunden.
Der blitz/ so unvermerckt aus diesen nächten quillt/
Vermehret meine brunst fast alle tag und sinnden.
Es hat ja Venus selbst sich schöner nicht gezeiget/
Als da sie in dem schos des trüben Aetnens saß
Und mit der weissen hand die schwartzen kohlen laß/
Man schaut wie daß ein stern aus schwartzen wolcken steiget/
Ja selbst die sonne zeigt kein angenehmer licht/
Als wenn sie unvermerckt durch trübe wolcken bricht.


Sonnet.
C. H. v. H.
DJch Lesbia und mich trug nechst ein geiler wagen/
Gleich als die Cynthia begont den lauff der nacht/
Die Flora hat ihn selbst zu ihrem fest erdacht/
Und der verbuhlte gott das holtz herbey getragen.
Die
Galante Gedichte.
Doch ſcheint es/ wie ſich ſelbſt das koͤſtliche gewand
Bloß und alleine will von dieſer ſonne bleichen/
Und muß die nadel gleich durch ſeine faden ſtreichen/
So wird es doch durch diß ie mehr und mehr bekandt.
O wunderſchoͤnes tuch! dir bluͤhet das geluͤcke/
Jhr auge zieret dich/ mich toͤdten deſſen blicke/
Dich macht es lieb und werth/ mir hat es haß gebracht/
Dein faden fuͤhlt die ſtich/ ich fuͤhle ſie im hertzen/
Dir bringt er ehr uñ ruhm/ mir macht er noth uñ ſchmerzen/
Dich ſetzt er an den tag/ mich in die todes-nacht.


Auff ihre ſchwartze kleidung.
C. H. v. H.
JCh ſahe Lesbien umſchloſſen und umhuͤllt
Mit kleidung/ welche ſelbſt die traurigkeit erfunden/
Es war ein truͤbes tuch ihr um den ſchlaff gebunden/
Und ihre ſtirne war mit wehmuth angefuͤllt:
Doch hat die traurigkeit das himmel-reine bild
Hier gaͤntzlich abzuthun ſich niemahls unterwunden.
Der blitz/ ſo unvermerckt aus dieſen naͤchten quillt/
Vermehret meine brunſt faſt alle tag und ſinnden.
Es hat ja Venus ſelbſt ſich ſchoͤner nicht gezeiget/
Als da ſie in dem ſchos des truͤben Aetnens ſaß
Und mit der weiſſen hand die ſchwartzen kohlen laß/
Man ſchaut wie daß ein ſtern aus ſchwartzẽ wolcken ſteiget/
Ja ſelbſt die ſonne zeigt kein angenehmer licht/
Als wenn ſie unvermerckt durch truͤbe wolcken bricht.


Sonnet.
C. H. v. H.
DJch Lesbia und mich trug nechſt ein geiler wagen/
Gleich als die Cynthia begont den lauff der nacht/
Die Flora hat ihn ſelbſt zu ihrem feſt erdacht/
Und der verbuhlte gott das holtz herbey getragen.
Die
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[14/0030] Galante Gedichte. Doch ſcheint es/ wie ſich ſelbſt das koͤſtliche gewand Bloß und alleine will von dieſer ſonne bleichen/ Und muß die nadel gleich durch ſeine faden ſtreichen/ So wird es doch durch diß ie mehr und mehr bekandt. O wunderſchoͤnes tuch! dir bluͤhet das geluͤcke/ Jhr auge zieret dich/ mich toͤdten deſſen blicke/ Dich macht es lieb und werth/ mir hat es haß gebracht/ Dein faden fuͤhlt die ſtich/ ich fuͤhle ſie im hertzen/ Dir bringt er ehr uñ ruhm/ mir macht er noth uñ ſchmerzen/ Dich ſetzt er an den tag/ mich in die todes-nacht. Auff ihre ſchwartze kleidung. C. H. v. H. JCh ſahe Lesbien umſchloſſen und umhuͤllt Mit kleidung/ welche ſelbſt die traurigkeit erfunden/ Es war ein truͤbes tuch ihr um den ſchlaff gebunden/ Und ihre ſtirne war mit wehmuth angefuͤllt: Doch hat die traurigkeit das himmel-reine bild Hier gaͤntzlich abzuthun ſich niemahls unterwunden. Der blitz/ ſo unvermerckt aus dieſen naͤchten quillt/ Vermehret meine brunſt faſt alle tag und ſinnden. Es hat ja Venus ſelbſt ſich ſchoͤner nicht gezeiget/ Als da ſie in dem ſchos des truͤben Aetnens ſaß Und mit der weiſſen hand die ſchwartzen kohlen laß/ Man ſchaut wie daß ein ſtern aus ſchwartzẽ wolcken ſteiget/ Ja ſelbſt die ſonne zeigt kein angenehmer licht/ Als wenn ſie unvermerckt durch truͤbe wolcken bricht. Sonnet. C. H. v. H. DJch Lesbia und mich trug nechſt ein geiler wagen/ Gleich als die Cynthia begont den lauff der nacht/ Die Flora hat ihn ſelbſt zu ihrem feſt erdacht/ Und der verbuhlte gott das holtz herbey getragen. Die

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/30>, abgerufen am 24.04.2024.