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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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ten und auf näheres Befragen nicht undeutlich zu ver¬
stehen gaben, daß Hr. Peregrinus Tyß leider zuwei¬
len was weniges überschnappe, ein Fehler der ihm
schon von früher Jugend her anklebe. -- Die vielen
Leute die den armen Peregrinus für übergeschnappt
hielten, gehörten vorzüglich zu denjenigen, welche fest
überzeugt sind, daß auf der großen Landstraße des Le¬
bens, die man der Vernunft, der Klugheit gemäß
einhalten müsse, die Nase der beste Führer und Weg¬
weiser sey und die lieber Scheuklappen anlegen, als
sich verlocken lassen, von manchem duftenden Gebüsch,
von manchem blumigten Wiesenplätzlein, das nebenher
liegt.

Wahr ist es freilich, daß Herr Peregrinus man¬
ches seltsame in und an sich trug, in das sich die Leute
nicht finden konnten.

Es ist schon gesagt worden, daß der Vater des
Herrn Peregrinus Tyß ein sehr reicher angesehener
Kaufmann war und wenn noch hinzugefügt wird, daß
derselbe ein sehr schönes Haus auf dem freundlichen
Roßmarkt besaß, und daß in diesem Hause und zwar
in demselben Zimmer wo dem kleinen Peregrinus stets
der heilige Christ einbescheert wurde, auch diesmal der
erwachsene Peregrinus die Weihnachts-Gaben in Em¬
pfang nahm, so ist gar nicht daran zu zweifeln, daß

ten und auf näheres Befragen nicht undeutlich zu ver¬
ſtehen gaben, daß Hr. Peregrinus Tyß leider zuwei¬
len was weniges überſchnappe, ein Fehler der ihm
ſchon von früher Jugend her anklebe. — Die vielen
Leute die den armen Peregrinus für übergeſchnappt
hielten, gehörten vorzüglich zu denjenigen, welche feſt
überzeugt ſind, daß auf der großen Landſtraße des Le¬
bens, die man der Vernunft, der Klugheit gemäß
einhalten müſſe, die Naſe der beſte Führer und Weg¬
weiſer ſey und die lieber Scheuklappen anlegen, als
ſich verlocken laſſen, von manchem duftenden Gebüſch,
von manchem blumigten Wieſenplätzlein, das nebenher
liegt.

Wahr iſt es freilich, daß Herr Peregrinus man¬
ches ſeltſame in und an ſich trug, in das ſich die Leute
nicht finden konnten.

Es iſt ſchon geſagt worden, daß der Vater des
Herrn Peregrinus Tyß ein ſehr reicher angeſehener
Kaufmann war und wenn noch hinzugefügt wird, daß
derſelbe ein ſehr ſchönes Haus auf dem freundlichen
Roßmarkt beſaß, und daß in dieſem Hauſe und zwar
in demſelben Zimmer wo dem kleinen Peregrinus ſtets
der heilige Chriſt einbeſcheert wurde, auch diesmal der
erwachſene Peregrinus die Weihnachts-Gaben in Em¬
pfang nahm, ſo iſt gar nicht daran zu zweifeln, daß

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[11/0016] ten und auf näheres Befragen nicht undeutlich zu ver¬ ſtehen gaben, daß Hr. Peregrinus Tyß leider zuwei¬ len was weniges überſchnappe, ein Fehler der ihm ſchon von früher Jugend her anklebe. — Die vielen Leute die den armen Peregrinus für übergeſchnappt hielten, gehörten vorzüglich zu denjenigen, welche feſt überzeugt ſind, daß auf der großen Landſtraße des Le¬ bens, die man der Vernunft, der Klugheit gemäß einhalten müſſe, die Naſe der beſte Führer und Weg¬ weiſer ſey und die lieber Scheuklappen anlegen, als ſich verlocken laſſen, von manchem duftenden Gebüſch, von manchem blumigten Wieſenplätzlein, das nebenher liegt. Wahr iſt es freilich, daß Herr Peregrinus man¬ ches ſeltſame in und an ſich trug, in das ſich die Leute nicht finden konnten. Es iſt ſchon geſagt worden, daß der Vater des Herrn Peregrinus Tyß ein ſehr reicher angeſehener Kaufmann war und wenn noch hinzugefügt wird, daß derſelbe ein ſehr ſchönes Haus auf dem freundlichen Roßmarkt beſaß, und daß in dieſem Hauſe und zwar in demſelben Zimmer wo dem kleinen Peregrinus ſtets der heilige Chriſt einbeſcheert wurde, auch diesmal der erwachſene Peregrinus die Weihnachts-Gaben in Em¬ pfang nahm, ſo iſt gar nicht daran zu zweifeln, daß

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/16>, abgerufen am 24.04.2024.