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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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"tete Briefe befanden sich darin. Diese Brief¬
"tasche nebst dem Inhalt wird man noch un¬
"ter meinen Sachen finden; in der meinigen
"hatte ich, wie gesagt, meinen Paß, meine
"Reiseroute und, wie mir jetzt eben einfällt,
"sogar meinen Taufschein; um das Alles bin
"ich durch jene Verwechslung gekommen." --
Der Richter ließ sich den Fremden, dessen
ich erwähnt, von Kopf bis zu Fuß beschrei¬
ben, und ich ermangelte nicht, die Figur mit
aller nur möglichen Eigenthümlichkeit aus
der Gestalt des Grafen Viktorin und aus der
meinigen auf der Flucht aus dem Schlosse
des Barons F. geschickt zusammenzufügen.
Nicht aufhören konnte der Richter, mich über
die kleinsten Umstände dieser Begebenheit
auszufragen, und indem ich Alles befriedigend
beantwortete, ründete sich das Bild davon
so in meinem Innern, daß ich selbst daran
glaubte, und keine Gefahr lief, mich in Wi¬
dersprüche zu verwickeln. Mit Recht konnte
ich es übrigens wohl für einen glücklichen

„tete Briefe befanden ſich darin. Dieſe Brief¬
„taſche nebſt dem Inhalt wird man noch un¬
„ter meinen Sachen finden; in der meinigen
„hatte ich, wie geſagt, meinen Paß, meine
„Reiſeroute und, wie mir jetzt eben einfaͤllt,
„ſogar meinen Taufſchein; um das Alles bin
„ich durch jene Verwechslung gekommen.“ —
Der Richter ließ ſich den Fremden, deſſen
ich erwaͤhnt, von Kopf bis zu Fuß beſchrei¬
ben, und ich ermangelte nicht, die Figur mit
aller nur moͤglichen Eigenthuͤmlichkeit aus
der Geſtalt des Grafen Viktorin und aus der
meinigen auf der Flucht aus dem Schloſſe
des Barons F. geſchickt zuſammenzufuͤgen.
Nicht aufhoͤren konnte der Richter, mich uͤber
die kleinſten Umſtaͤnde dieſer Begebenheit
auszufragen, und indem ich Alles befriedigend
beantwortete, ruͤndete ſich das Bild davon
ſo in meinem Innern, daß ich ſelbſt daran
glaubte, und keine Gefahr lief, mich in Wi¬
derſpruͤche zu verwickeln. Mit Recht konnte
ich es uͤbrigens wohl fuͤr einen gluͤcklichen

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[31/0039] „tete Briefe befanden ſich darin. Dieſe Brief¬ „taſche nebſt dem Inhalt wird man noch un¬ „ter meinen Sachen finden; in der meinigen „hatte ich, wie geſagt, meinen Paß, meine „Reiſeroute und, wie mir jetzt eben einfaͤllt, „ſogar meinen Taufſchein; um das Alles bin „ich durch jene Verwechslung gekommen.“ — Der Richter ließ ſich den Fremden, deſſen ich erwaͤhnt, von Kopf bis zu Fuß beſchrei¬ ben, und ich ermangelte nicht, die Figur mit aller nur moͤglichen Eigenthuͤmlichkeit aus der Geſtalt des Grafen Viktorin und aus der meinigen auf der Flucht aus dem Schloſſe des Barons F. geſchickt zuſammenzufuͤgen. Nicht aufhoͤren konnte der Richter, mich uͤber die kleinſten Umſtaͤnde dieſer Begebenheit auszufragen, und indem ich Alles befriedigend beantwortete, ruͤndete ſich das Bild davon ſo in meinem Innern, daß ich ſelbſt daran glaubte, und keine Gefahr lief, mich in Wi¬ derſpruͤche zu verwickeln. Mit Recht konnte ich es uͤbrigens wohl fuͤr einen gluͤcklichen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/39>, abgerufen am 28.03.2024.