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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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fangs so unheimlich worden, die Vermuthun¬
gen, welche die Fürstin und die Aebtissin
vielleicht schon brieflich unter sich angeregt
hatten, beinahe zur Gewißheit erheben. Mög¬
lich war es auch, daß Nachrichten selbst aus
dem Capuziner Kloster in B. eingeholt worden;
daß man meine Spur genau verfolgt und so
die Identität meiner Person mit dem Mönch
Medardus festgestellt hatte. Alles dieses
überdachte ich schnell, und sah die Gefahr
meiner Lage. Der Richter schwatzte noch
fort, und dies brachte nur Vortheil, denn es
fiel mir auch jetzt der lange vergebens ge¬
suchte Name des polnischen Städtchens ein,
das ich der alten Dame bei Hofe als mei¬
nen Geburtsort genannt hatte. Kaum endete
daher der Richter seinen Sermon mit der
barschen Aeußerung, daß ich nun ohne wei¬
teres meinen bisherigen Lebenslauf erzählen
solle, als ich anfing: "Ich heiße eigentlich
"Leonard Krczynski und bin der einzige
"Sohn eines Edelmanns der sein Gütchen

fangs ſo unheimlich worden, die Vermuthun¬
gen, welche die Fuͤrſtin und die Aebtiſſin
vielleicht ſchon brieflich unter ſich angeregt
hatten, beinahe zur Gewißheit erheben. Moͤg¬
lich war es auch, daß Nachrichten ſelbſt aus
dem Capuziner Kloſter in B. eingeholt worden;
daß man meine Spur genau verfolgt und ſo
die Identitaͤt meiner Perſon mit dem Moͤnch
Medardus feſtgeſtellt hatte. Alles dieſes
uͤberdachte ich ſchnell, und ſah die Gefahr
meiner Lage. Der Richter ſchwatzte noch
fort, und dies brachte nur Vortheil, denn es
fiel mir auch jetzt der lange vergebens ge¬
ſuchte Name des polniſchen Staͤdtchens ein,
das ich der alten Dame bei Hofe als mei¬
nen Geburtsort genannt hatte. Kaum endete
daher der Richter ſeinen Sermon mit der
barſchen Aeußerung, daß ich nun ohne wei¬
teres meinen bisherigen Lebenslauf erzaͤhlen
ſolle, als ich anfing: „Ich heiße eigentlich
„Leonard Krczynski und bin der einzige
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[26/0034] fangs ſo unheimlich worden, die Vermuthun¬ gen, welche die Fuͤrſtin und die Aebtiſſin vielleicht ſchon brieflich unter ſich angeregt hatten, beinahe zur Gewißheit erheben. Moͤg¬ lich war es auch, daß Nachrichten ſelbſt aus dem Capuziner Kloſter in B. eingeholt worden; daß man meine Spur genau verfolgt und ſo die Identitaͤt meiner Perſon mit dem Moͤnch Medardus feſtgeſtellt hatte. Alles dieſes uͤberdachte ich ſchnell, und ſah die Gefahr meiner Lage. Der Richter ſchwatzte noch fort, und dies brachte nur Vortheil, denn es fiel mir auch jetzt der lange vergebens ge¬ ſuchte Name des polniſchen Staͤdtchens ein, das ich der alten Dame bei Hofe als mei¬ nen Geburtsort genannt hatte. Kaum endete daher der Richter ſeinen Sermon mit der barſchen Aeußerung, daß ich nun ohne wei¬ teres meinen bisherigen Lebenslauf erzaͤhlen ſolle, als ich anfing: „Ich heiße eigentlich „Leonard Krczynski und bin der einzige „Sohn eines Edelmanns der ſein Guͤtchen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/34>, abgerufen am 23.04.2024.