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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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ge Todesseufzer in stiller Nacht durch die
düstren Klostergänge hallen. -- Aber auch
Du, Du mir im Innern verwandter, auch
Du glaubst es, daß der Liebe höchste Seelig¬
keit, die Erfüllung des Geheimnisses im Tode
aufgeht. -- So verkünden es uns die dunk¬
len weissagenden Stimmen, die aus jener,
keinem irrdischen Maaßstab meßlichen Urzeit
zu uns herübertönen, und wie in den My¬
sterien, die die Säuglinge der Natur feyer¬
ten, ist uns ja auch der Tod, das Weyhfest
der Liebe! -- --

Ein Blitz fuhr durch mein Innres, mein
Athem stockte, die Pulse schlugen, krampf¬
haft zuckte das Herz, zerspringen wollte die
Brust! -- Hin zu ihr -- hin zu ihr -- sie
an mich reissen in toller Liebeswuth! --
"Was widerstrebst Du, Unseelige! der Macht,
die Dich unauflöslich an mich gekettet? Bist
Du nicht mein! -- mein immerdar?" Doch
besser, wie damals, als ich Aurelien zum
erstenmal im Schlosse des Barons erblickte,

ge Todesſeufzer in ſtiller Nacht durch die
duͤſtren Kloſtergaͤnge hallen. — Aber auch
Du, Du mir im Innern verwandter, auch
Du glaubſt es, daß der Liebe hoͤchſte Seelig¬
keit, die Erfuͤllung des Geheimniſſes im Tode
aufgeht. — So verkuͤnden es uns die dunk¬
len weiſſagenden Stimmen, die aus jener,
keinem irrdiſchen Maaßſtab meßlichen Urzeit
zu uns heruͤbertoͤnen, und wie in den My¬
ſterien, die die Saͤuglinge der Natur feyer¬
ten, iſt uns ja auch der Tod, das Weyhfeſt
der Liebe! — —

Ein Blitz fuhr durch mein Innres, mein
Athem ſtockte, die Pulſe ſchlugen, krampf¬
haft zuckte das Herz, zerſpringen wollte die
Bruſt! — Hin zu ihr — hin zu ihr — ſie
an mich reiſſen in toller Liebeswuth! —
„Was widerſtrebſt Du, Unſeelige! der Macht,
die Dich unaufloͤslich an mich gekettet? Biſt
Du nicht mein! — mein immerdar?“ Doch
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[5/0013] ge Todesſeufzer in ſtiller Nacht durch die duͤſtren Kloſtergaͤnge hallen. — Aber auch Du, Du mir im Innern verwandter, auch Du glaubſt es, daß der Liebe hoͤchſte Seelig¬ keit, die Erfuͤllung des Geheimniſſes im Tode aufgeht. — So verkuͤnden es uns die dunk¬ len weiſſagenden Stimmen, die aus jener, keinem irrdiſchen Maaßſtab meßlichen Urzeit zu uns heruͤbertoͤnen, und wie in den My¬ ſterien, die die Saͤuglinge der Natur feyer¬ ten, iſt uns ja auch der Tod, das Weyhfeſt der Liebe! — — Ein Blitz fuhr durch mein Innres, mein Athem ſtockte, die Pulſe ſchlugen, krampf¬ haft zuckte das Herz, zerſpringen wollte die Bruſt! — Hin zu ihr — hin zu ihr — ſie an mich reiſſen in toller Liebeswuth! — „Was widerſtrebſt Du, Unſeelige! der Macht, die Dich unaufloͤslich an mich gekettet? Biſt Du nicht mein! — mein immerdar?“ Doch beſſer, wie damals, als ich Aurelien zum erſtenmal im Schloſſe des Barons erblickte,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/13>, abgerufen am 18.04.2024.