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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.

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lassen Widerstand nach unserem Willen entstehn, wir reizen den Gegner zu dem, worauf wir gerüstet sind. Oder sehen wir zu und scheinen furchtsam und lassen ihn näher kommen, bis er das Haupt zum Schlag uns reicht, auch nehmen wir ihm mit Schnelle die Fassung und das ist meine Panacee. Doch halten die erfahrneren Ärzte nichts auf solche allesheilende Mittel.

Wie wohl ist dann des Abends mir bei meinem Alabanda, wenn wir zur Lust auf muntern Rossen die sonnenrothen Hügel umschweifen, und auf den Gipfeln, wo wir weilen, die Luft in den Mähnen unserer Thiere spielt, und das freundliche Säuseln in unsere Gespräche sich mischt, indeß wir hinaussehn in die Fernen von Sparta, die unser Kampfpreis sind! und wenn wir nun zurük sind und zusammensizen in lieblicher Kühle der Nacht, wo uns der Becher duftet und das Mondlicht unser spärlich Mahl bescheint und mitten in unsrer lächelnden Stille die Geschichte der Alten, wie eine Wolke aufsteigt aus dem heiligen Boden der uns trägt, wie seelig ists da, in solchem Momente sich die Hände zu reichen!

Dann spricht wohl Alabanda noch von manchem, den die Langeweile des Jahrhunderts

lassen Widerstand nach unserem Willen entstehn, wir reizen den Gegner zu dem, worauf wir gerüstet sind. Oder sehen wir zu und scheinen furchtsam und lassen ihn näher kommen, bis er das Haupt zum Schlag uns reicht, auch nehmen wir ihm mit Schnelle die Fassung und das ist meine Panacee. Doch halten die erfahrneren Ärzte nichts auf solche allesheilende Mittel.

Wie wohl ist dann des Abends mir bei meinem Alabanda, wenn wir zur Lust auf muntern Rossen die sonnenrothen Hügel umschweifen, und auf den Gipfeln, wo wir weilen, die Luft in den Mähnen unserer Thiere spielt, und das freundliche Säuseln in unsere Gespräche sich mischt, indeß wir hinaussehn in die Fernen von Sparta, die unser Kampfpreis sind! und wenn wir nun zurük sind und zusammensizen in lieblicher Kühle der Nacht, wo uns der Becher duftet und das Mondlicht unser spärlich Mahl bescheint und mitten in unsrer lächelnden Stille die Geschichte der Alten, wie eine Wolke aufsteigt aus dem heiligen Boden der uns trägt, wie seelig ists da, in solchem Momente sich die Hände zu reichen!

Dann spricht wohl Alabanda noch von manchem, den die Langeweile des Jahrhunderts

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[0039] lassen Widerstand nach unserem Willen entstehn, wir reizen den Gegner zu dem, worauf wir gerüstet sind. Oder sehen wir zu und scheinen furchtsam und lassen ihn näher kommen, bis er das Haupt zum Schlag uns reicht, auch nehmen wir ihm mit Schnelle die Fassung und das ist meine Panacee. Doch halten die erfahrneren Ärzte nichts auf solche allesheilende Mittel. Wie wohl ist dann des Abends mir bei meinem Alabanda, wenn wir zur Lust auf muntern Rossen die sonnenrothen Hügel umschweifen, und auf den Gipfeln, wo wir weilen, die Luft in den Mähnen unserer Thiere spielt, und das freundliche Säuseln in unsere Gespräche sich mischt, indeß wir hinaussehn in die Fernen von Sparta, die unser Kampfpreis sind! und wenn wir nun zurük sind und zusammensizen in lieblicher Kühle der Nacht, wo uns der Becher duftet und das Mondlicht unser spärlich Mahl bescheint und mitten in unsrer lächelnden Stille die Geschichte der Alten, wie eine Wolke aufsteigt aus dem heiligen Boden der uns trägt, wie seelig ists da, in solchem Momente sich die Hände zu reichen! Dann spricht wohl Alabanda noch von manchem, den die Langeweile des Jahrhunderts

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/39>, abgerufen am 28.03.2024.