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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797.

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Hyperion an Bellarmin.

Ich lebe jezt auf der Insel des Ajax, der theuern Salamis.

Ich liebe diess Griechenland überall. Es trägt die Farbe meines Herzens. Wohin man siehet, liegt eine Freude begraben.

Und doch ist so viel Liebliches und Grosses auch um einen.

Auf dem Vorgebirge hab' ich mir eine Hütte gebaut von Mastixzweigen, und Moos und Bäume herumgepflanzt und Thymian und allerlei Sträuche.

Da hab' ich meine liebsten Stunden, da siz' ich Abende lang und sehe nach Attika hinüber, bis endlich mein Herz zu hoch mir klopft; dann nehm' ich mein Werkzeug, gehe hinab an die Bucht und fange mir Fische.

Oder les' ich auch auf meiner Höhe droben vom alten herrlichen Seekrieg, der an Salamis einst im wilden klugbeherrschten Getümmel vertobte, und freue des Geistes mich, der das wü-

Hyperion an Bellarmin.

Ich lebe jezt auf der Insel des Ajax, der theuern Salamis.

Ich liebe diess Griechenland überall. Es trägt die Farbe meines Herzens. Wohin man siehet, liegt eine Freude begraben.

Und doch ist so viel Liebliches und Grosses auch um einen.

Auf dem Vorgebirge hab’ ich mir eine Hütte gebaut von Mastixzweigen, und Moos und Bäume herumgepflanzt und Thymian und allerlei Sträuche.

Da hab’ ich meine liebsten Stunden, da siz’ ich Abende lang und sehe nach Attika hinüber, bis endlich mein Herz zu hoch mir klopft; dann nehm’ ich mein Werkzeug, gehe hinab an die Bucht und fange mir Fische.

Oder les’ ich auch auf meiner Höhe droben vom alten herrlichen Seekrieg, der an Salamis einst im wilden klugbeherrschten Getümmel vertobte, und freue des Geistes mich, der das wü-

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[0089] Hyperion an Bellarmin. Ich lebe jezt auf der Insel des Ajax, der theuern Salamis. Ich liebe diess Griechenland überall. Es trägt die Farbe meines Herzens. Wohin man siehet, liegt eine Freude begraben. Und doch ist so viel Liebliches und Grosses auch um einen. Auf dem Vorgebirge hab’ ich mir eine Hütte gebaut von Mastixzweigen, und Moos und Bäume herumgepflanzt und Thymian und allerlei Sträuche. Da hab’ ich meine liebsten Stunden, da siz’ ich Abende lang und sehe nach Attika hinüber, bis endlich mein Herz zu hoch mir klopft; dann nehm’ ich mein Werkzeug, gehe hinab an die Bucht und fange mir Fische. Oder les’ ich auch auf meiner Höhe droben vom alten herrlichen Seekrieg, der an Salamis einst im wilden klugbeherrschten Getümmel vertobte, und freue des Geistes mich, der das wü-

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797/89>, abgerufen am 19.04.2024.