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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797.

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Das kannst Du fragen? erwiederte der wilde Mensch mit einer Wehmuth, die mir durch die Seele gieng. Ich war betroffen, verwirrt.

Was soll ich von Dir denken? fieng ich endlich wieder an.

Das, was ich bin! erwiedert' er gelassen.

Du brauchst Entschuldigung, sagt' ich mit veränderter Stimme, und sah mit Stolz ihn an, entschuldige Dich! reinige Dich!

Das war zuviel für ihn.

Wie kommt es denn, rief er entrüstet, dass dieser Mensch mich beugen soll, wie's ihm gefällt? - Es ist auch wahr, ich war zu früh entlassen aus der Schule, ich hatte alle Ketten geschleift und alle zerrissen, nur Eine fehlte noch, nur eine war noch zu zerbrechen, ich war noch nicht gezüchtiget von einem Grillenfänger - murre nur! ich habe lange genug geschwiegen!

O Alabanda! Alabanda! rief ich.

Schweig, erwiedert' er, und brauche meinen Namen nicht zum Dolche gegen mich!

Nun brach auch mir der Unmuth vollends los. Wir ruhten nicht, bis eine Rükkehr fast unmöglich war. Wir zerstörten mit Gewalt

Das kannst Du fragen? erwiederte der wilde Mensch mit einer Wehmuth, die mir durch die Seele gieng. Ich war betroffen, verwirrt.

Was soll ich von Dir denken? fieng ich endlich wieder an.

Das, was ich bin! erwiedert’ er gelassen.

Du brauchst Entschuldigung, sagt’ ich mit veränderter Stimme, und sah mit Stolz ihn an, entschuldige Dich! reinige Dich!

Das war zuviel für ihn.

Wie kommt es denn, rief er entrüstet, dass dieser Mensch mich beugen soll, wie’s ihm gefällt? – Es ist auch wahr, ich war zu früh entlassen aus der Schule, ich hatte alle Ketten geschleift und alle zerrissen, nur Eine fehlte noch, nur eine war noch zu zerbrechen, ich war noch nicht gezüchtiget von einem Grillenfänger – murre nur! ich habe lange genug geschwiegen!

O Alabanda! Alabanda! rief ich.

Schweig, erwiedert’ er, und brauche meinen Namen nicht zum Dolche gegen mich!

Nun brach auch mir der Unmuth vollends los. Wir ruhten nicht, bis eine Rükkehr fast unmöglich war. Wir zerstörten mit Gewalt

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[0069] Das kannst Du fragen? erwiederte der wilde Mensch mit einer Wehmuth, die mir durch die Seele gieng. Ich war betroffen, verwirrt. Was soll ich von Dir denken? fieng ich endlich wieder an. Das, was ich bin! erwiedert’ er gelassen. Du brauchst Entschuldigung, sagt’ ich mit veränderter Stimme, und sah mit Stolz ihn an, entschuldige Dich! reinige Dich! Das war zuviel für ihn. Wie kommt es denn, rief er entrüstet, dass dieser Mensch mich beugen soll, wie’s ihm gefällt? – Es ist auch wahr, ich war zu früh entlassen aus der Schule, ich hatte alle Ketten geschleift und alle zerrissen, nur Eine fehlte noch, nur eine war noch zu zerbrechen, ich war noch nicht gezüchtiget von einem Grillenfänger – murre nur! ich habe lange genug geschwiegen! O Alabanda! Alabanda! rief ich. Schweig, erwiedert’ er, und brauche meinen Namen nicht zum Dolche gegen mich! Nun brach auch mir der Unmuth vollends los. Wir ruhten nicht, bis eine Rükkehr fast unmöglich war. Wir zerstörten mit Gewalt

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797/69>, abgerufen am 19.04.2024.