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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797.

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de, und so half ich doch mir durch. Ich sezte mich ruhig wieder aufs Pferd und ritt hinab.

Am Fusse des Berges that mitten unter den Wäldern und aufgehäuften Felsen sich eine kleine Wiese vor mir auf. Es wurde hell. Der Mond war eben aufgegangen über den finstern Bäumen. In einiger Entfernung sah ich Rosse auf dem Boden ausgestrekt und Männer neben ihnen im Grase.

Wer seyd ihr? rief ich.

Das ist Hyperion! rief eine Heldenstimme, freudig überrascht. Du kennst mich, fuhr die Stimme fort; ich begegne Dir alle Tage unter den Bäumen am Thore.

Mein Ross flog, wie ein Pfeil, ihm zu. Das Mondlicht schien ihm hell in's Gesicht. Ich kannt' ihn; ich sprang herab.

Guten Abend! rief der liebe Rüstige, sah mit zärtlich wildem Blikke mich an und drükte mit seiner nervigen Faust die meine, dass mein Innerstes den Sinn davon empfand.

O nun war mein unbedeutend Leben am Ende!

Alabanda, so hiess der Fremde, sagte mir nun, dass er mit seinem Diener von Räubern

de, und so half ich doch mir durch. Ich sezte mich ruhig wieder aufs Pferd und ritt hinab.

Am Fusse des Berges that mitten unter den Wäldern und aufgehäuften Felsen sich eine kleine Wiese vor mir auf. Es wurde hell. Der Mond war eben aufgegangen über den finstern Bäumen. In einiger Entfernung sah ich Rosse auf dem Boden ausgestrekt und Männer neben ihnen im Grase.

Wer seyd ihr? rief ich.

Das ist Hyperion! rief eine Heldenstimme, freudig überrascht. Du kennst mich, fuhr die Stimme fort; ich begegne Dir alle Tage unter den Bäumen am Thore.

Mein Ross flog, wie ein Pfeil, ihm zu. Das Mondlicht schien ihm hell in’s Gesicht. Ich kannt’ ihn; ich sprang herab.

Guten Abend! rief der liebe Rüstige, sah mit zärtlich wildem Blikke mich an und drükte mit seiner nervigen Faust die meine, dass mein Innerstes den Sinn davon empfand.

O nun war mein unbedeutend Leben am Ende!

Alabanda, so hiess der Fremde, sagte mir nun, dass er mit seinem Diener von Räubern

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[0047] de, und so half ich doch mir durch. Ich sezte mich ruhig wieder aufs Pferd und ritt hinab. Am Fusse des Berges that mitten unter den Wäldern und aufgehäuften Felsen sich eine kleine Wiese vor mir auf. Es wurde hell. Der Mond war eben aufgegangen über den finstern Bäumen. In einiger Entfernung sah ich Rosse auf dem Boden ausgestrekt und Männer neben ihnen im Grase. Wer seyd ihr? rief ich. Das ist Hyperion! rief eine Heldenstimme, freudig überrascht. Du kennst mich, fuhr die Stimme fort; ich begegne Dir alle Tage unter den Bäumen am Thore. Mein Ross flog, wie ein Pfeil, ihm zu. Das Mondlicht schien ihm hell in’s Gesicht. Ich kannt’ ihn; ich sprang herab. Guten Abend! rief der liebe Rüstige, sah mit zärtlich wildem Blikke mich an und drükte mit seiner nervigen Faust die meine, dass mein Innerstes den Sinn davon empfand. O nun war mein unbedeutend Leben am Ende! Alabanda, so hiess der Fremde, sagte mir nun, dass er mit seinem Diener von Räubern

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Erster Band. Tübingen, 1797, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion01_1797/47>, abgerufen am 20.04.2024.