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Hobrecht, James: Entwickelung der Verkehrs-Verhältnisse in Berlin. Berlin, 1893

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bindung zwischen Ober- und Unterspree, und so zwischen
Elbe und Oder geblieben ist.

Diesem unscheinbaren, häufig in seiner Bedeutung ver-
kannten und namentlich von Nichtberlinern belächelten Fluss
verdankt die Hauptstadt des deutschen Reiches nicht zum
kleinsten Theile ihr Wachsthum und ihre Blüthe.

Die Zahl der auf der Spree innerhalb Berlins verkehren-
den Fahrzeuge belief sich im Jahre 1804 auf etwa 24 700 Stück
oder bei etwa 182 000 Einwohnern auf 13,5 Stück pro 100 Ein-
wohner und im Jahre 1840 auf etwa 48 350 Stück oder bei
etwa 328 700 Einwohnern auf 14,7 Stück pro 100 Einwohner.

Im Jahre 1845 wurde mit dem Bau des etwa 10,3 km
langen Schiffahrtscanals begonnen, welcher auf der Südseite der
Stadt oberhalb des Oberbaumes mittels einer Schiffsschleuse
und Freiarche sich abzweigte, und, indem er im allgemeinen
dem Lauf des alten Landwehrgrabens folgte, sich unmittelbar
oberhalb Charlottenburgs ebenfalls mittels Schiffsschleuse und
Freiarche mit der Unterspree wieder vereinigte.

Zwischen der Potsdamer und Anhaltischen Eisenbahn
wurde dieser Canal mit einem Hafen für etwa 35 Schiffe aus-
gestattet. Diese Anlagen waren 1850 vollendet.

Noch während der Ausführung des Landwehrcanales
wurde der sogenannte Spandauer Schiffahrtscanal, welcher
oberhalb Spandau in das Oberwasser der Havel mündet, be-
gonnen und bis zum Jahre 1859 beendet. Unmittelbar an
seinem Austritte aus der Spree erhielt der neue Wasserweg
eine zu einer Hafenanlage für 40 Schiffe, dem Humboldt-
Hafen, ausgebildete Erweiterung, der in Entfernung von
etwa 1200 m eine zweite derartige etwa gleich grosse An-
lage, der Nordhafen, folgte.

Im Jahre 1882 stellte die Königliche Staatsregierung eine
Erweiterung des Landwehrcanales her, indem sie die flachen
Erdböschungen durch schwach geneigte Revetementsmauern
ersetzte und so Raum für vier nebeneinander liegende bezw.
aneinander vorbeifahrende Fahrzeuge schaffte.

Im Jahre 1879 war die Königliche Staatsregierung daran-
gegangen, unter Zustimmung des Landtages die Märkischen

bindung zwischen Ober- und Unterspree, und so zwischen
Elbe und Oder geblieben ist.

Diesem unscheinbaren, häufig in seiner Bedeutung ver-
kannten und namentlich von Nichtberlinern belächelten Fluſs
verdankt die Hauptstadt des deutschen Reiches nicht zum
kleinsten Theile ihr Wachsthum und ihre Blüthe.

Die Zahl der auf der Spree innerhalb Berlins verkehren-
den Fahrzeuge belief sich im Jahre 1804 auf etwa 24 700 Stück
oder bei etwa 182 000 Einwohnern auf 13,5 Stück pro 100 Ein-
wohner und im Jahre 1840 auf etwa 48 350 Stück oder bei
etwa 328 700 Einwohnern auf 14,7 Stück pro 100 Einwohner.

Im Jahre 1845 wurde mit dem Bau des etwa 10,3 km
langen Schiffahrtscanals begonnen, welcher auf der Südseite der
Stadt oberhalb des Oberbaumes mittels einer Schiffsschleuse
und Freiarche sich abzweigte, und, indem er im allgemeinen
dem Lauf des alten Landwehrgrabens folgte, sich unmittelbar
oberhalb Charlottenburgs ebenfalls mittels Schiffsschleuse und
Freiarche mit der Unterspree wieder vereinigte.

Zwischen der Potsdamer und Anhaltischen Eisenbahn
wurde dieser Canal mit einem Hafen für etwa 35 Schiffe aus-
gestattet. Diese Anlagen waren 1850 vollendet.

Noch während der Ausführung des Landwehrcanales
wurde der sogenannte Spandauer Schiffahrtscanal, welcher
oberhalb Spandau in das Oberwasser der Havel mündet, be-
gonnen und bis zum Jahre 1859 beendet. Unmittelbar an
seinem Austritte aus der Spree erhielt der neue Wasserweg
eine zu einer Hafenanlage für 40 Schiffe, dem Humboldt-
Hafen, ausgebildete Erweiterung, der in Entfernung von
etwa 1200 m eine zweite derartige etwa gleich groſse An-
lage, der Nordhafen, folgte.

Im Jahre 1882 stellte die Königliche Staatsregierung eine
Erweiterung des Landwehrcanales her, indem sie die flachen
Erdböschungen durch schwach geneigte Revetementsmauern
ersetzte und so Raum für vier nebeneinander liegende bezw.
aneinander vorbeifahrende Fahrzeuge schaffte.

Im Jahre 1879 war die Königliche Staatsregierung daran-
gegangen, unter Zustimmung des Landtages die Märkischen

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[36/0042] bindung zwischen Ober- und Unterspree, und so zwischen Elbe und Oder geblieben ist. Diesem unscheinbaren, häufig in seiner Bedeutung ver- kannten und namentlich von Nichtberlinern belächelten Fluſs verdankt die Hauptstadt des deutschen Reiches nicht zum kleinsten Theile ihr Wachsthum und ihre Blüthe. Die Zahl der auf der Spree innerhalb Berlins verkehren- den Fahrzeuge belief sich im Jahre 1804 auf etwa 24 700 Stück oder bei etwa 182 000 Einwohnern auf 13,5 Stück pro 100 Ein- wohner und im Jahre 1840 auf etwa 48 350 Stück oder bei etwa 328 700 Einwohnern auf 14,7 Stück pro 100 Einwohner. Im Jahre 1845 wurde mit dem Bau des etwa 10,3 km langen Schiffahrtscanals begonnen, welcher auf der Südseite der Stadt oberhalb des Oberbaumes mittels einer Schiffsschleuse und Freiarche sich abzweigte, und, indem er im allgemeinen dem Lauf des alten Landwehrgrabens folgte, sich unmittelbar oberhalb Charlottenburgs ebenfalls mittels Schiffsschleuse und Freiarche mit der Unterspree wieder vereinigte. Zwischen der Potsdamer und Anhaltischen Eisenbahn wurde dieser Canal mit einem Hafen für etwa 35 Schiffe aus- gestattet. Diese Anlagen waren 1850 vollendet. Noch während der Ausführung des Landwehrcanales wurde der sogenannte Spandauer Schiffahrtscanal, welcher oberhalb Spandau in das Oberwasser der Havel mündet, be- gonnen und bis zum Jahre 1859 beendet. Unmittelbar an seinem Austritte aus der Spree erhielt der neue Wasserweg eine zu einer Hafenanlage für 40 Schiffe, dem Humboldt- Hafen, ausgebildete Erweiterung, der in Entfernung von etwa 1200 m eine zweite derartige etwa gleich groſse An- lage, der Nordhafen, folgte. Im Jahre 1882 stellte die Königliche Staatsregierung eine Erweiterung des Landwehrcanales her, indem sie die flachen Erdböschungen durch schwach geneigte Revetementsmauern ersetzte und so Raum für vier nebeneinander liegende bezw. aneinander vorbeifahrende Fahrzeuge schaffte. Im Jahre 1879 war die Königliche Staatsregierung daran- gegangen, unter Zustimmung des Landtages die Märkischen

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Zitationshilfe: Hobrecht, James: Entwickelung der Verkehrs-Verhältnisse in Berlin. Berlin, 1893, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hobrecht_verkehrsverhaeltnisse_1893/42>, abgerufen am 24.04.2024.