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Hobrecht, James: Entwickelung der Verkehrs-Verhältnisse in Berlin. Berlin, 1893

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In dem Preussischen Bürgerblatt Nr. 38 vom Jahre
1835 heisst es:

"Zuletzt ist für Eisenbahnen erforderlich, dass sie gerade
sind. Sie können nicht um Ecken herumgeführt, oder auch
nur im Bogen angelegt werden, indem sonst die Wagen durch
die Schnelligkeit ihres Laufes bei der Krümmung aus der Bahn
hinausgeschleudert werden würden."

Ferner in der Cameralistischen Zeitung Nr. 24 vom
Jahre 1837:

"Wir wollen auch hierin einige Andeutungen folgen lassen,
die bei dem Ankauf von Actien nicht ohne Nutzen sein
dürften."

"Je kürzer die Bahn, desto sicherer der Gewinn, usw."

"Eine Eigenthümlichkeit der Eisenbahnen ist noch
die, dass nur die Personenfrequenz Gewinn bringt,
und der Waarentransport wenig berücksichtigt werden
darf
. Hiergegen ist nicht zu streiten, da dieser Satz durch
eine mehrfältige Erfahrung in England bereits dargethan ist,
und auch in Deutschland, die Bahn von Linz nach Budweiss
in Böhmen, auf welcher nur wenige Personen fahren, bis
jetzt nur Deficit gebracht hat."

Wie beschränkt der Verkehr auf den ersten Bahnen sich
gestaltete, und welche Besorgnisse man in Bezug auf den
Verkehr hatte, geht daraus hervor, dass der Betrieb bei Nacht
untersagt war; in der Vossischen Zeitung vom 25. Februar
1839 lesen wir unter Berlin:

"Sicherem Vernehmen nach erwartet die Direction der
Berlin-Potsdamer Eisenbahn-Gesellschaft, auf ihr Gesuch vom
25. v. Mts. die höhere Erlaubniss zur Einrichtung von Fahrten
im Dunkeln mit Pferden
. Nach erlangter Erlaubniss wird
beabsichtigt, zunächst morgens vor Abgang der Dampf-
fahrten, einmal, und abends zweimal, von jeder der zwei
Residenzstädte aus, mit Pferden zu fahren. -- Die Beförderung
soll auch mit Pferden, nach einem dieserhalb contractlich
gesicherten Verhältnisse, bei zweimaligem Relais, in 11/2 Stunden,

In dem Preuſsischen Bürgerblatt Nr. 38 vom Jahre
1835 heiſst es:

„Zuletzt ist für Eisenbahnen erforderlich, daſs sie gerade
sind. Sie können nicht um Ecken herumgeführt, oder auch
nur im Bogen angelegt werden, indem sonst die Wagen durch
die Schnelligkeit ihres Laufes bei der Krümmung aus der Bahn
hinausgeschleudert werden würden.“

Ferner in der Cameralistischen Zeitung Nr. 24 vom
Jahre 1837:

„Wir wollen auch hierin einige Andeutungen folgen lassen,
die bei dem Ankauf von Actien nicht ohne Nutzen sein
dürften.“

„Je kürzer die Bahn, desto sicherer der Gewinn, usw.“

Eine Eigenthümlichkeit der Eisenbahnen ist noch
die, daſs nur die Personenfrequenz Gewinn bringt,
und der Waarentransport wenig berücksichtigt werden
darf
. Hiergegen ist nicht zu streiten, da dieser Satz durch
eine mehrfältige Erfahrung in England bereits dargethan ist,
und auch in Deutschland, die Bahn von Linz nach Budweiſs
in Böhmen, auf welcher nur wenige Personen fahren, bis
jetzt nur Deficit gebracht hat.“

Wie beschränkt der Verkehr auf den ersten Bahnen sich
gestaltete, und welche Besorgnisse man in Bezug auf den
Verkehr hatte, geht daraus hervor, daſs der Betrieb bei Nacht
untersagt war; in der Vossischen Zeitung vom 25. Februar
1839 lesen wir unter Berlin:

„Sicherem Vernehmen nach erwartet die Direction der
Berlin-Potsdamer Eisenbahn-Gesellschaft, auf ihr Gesuch vom
25. v. Mts. die höhere Erlaubniſs zur Einrichtung von Fahrten
im Dunkeln mit Pferden
. Nach erlangter Erlaubniſs wird
beabsichtigt, zunächst morgens vor Abgang der Dampf-
fahrten, einmal, und abends zweimal, von jeder der zwei
Residenzstädte aus, mit Pferden zu fahren. — Die Beförderung
soll auch mit Pferden, nach einem dieserhalb contractlich
gesicherten Verhältnisse, bei zweimaligem Relais, in 1½ Stunden,

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[30/0036] In dem Preuſsischen Bürgerblatt Nr. 38 vom Jahre 1835 heiſst es: „Zuletzt ist für Eisenbahnen erforderlich, daſs sie gerade sind. Sie können nicht um Ecken herumgeführt, oder auch nur im Bogen angelegt werden, indem sonst die Wagen durch die Schnelligkeit ihres Laufes bei der Krümmung aus der Bahn hinausgeschleudert werden würden.“ Ferner in der Cameralistischen Zeitung Nr. 24 vom Jahre 1837: „Wir wollen auch hierin einige Andeutungen folgen lassen, die bei dem Ankauf von Actien nicht ohne Nutzen sein dürften.“ „Je kürzer die Bahn, desto sicherer der Gewinn, usw.“ „Eine Eigenthümlichkeit der Eisenbahnen ist noch die, daſs nur die Personenfrequenz Gewinn bringt, und der Waarentransport wenig berücksichtigt werden darf. Hiergegen ist nicht zu streiten, da dieser Satz durch eine mehrfältige Erfahrung in England bereits dargethan ist, und auch in Deutschland, die Bahn von Linz nach Budweiſs in Böhmen, auf welcher nur wenige Personen fahren, bis jetzt nur Deficit gebracht hat.“ Wie beschränkt der Verkehr auf den ersten Bahnen sich gestaltete, und welche Besorgnisse man in Bezug auf den Verkehr hatte, geht daraus hervor, daſs der Betrieb bei Nacht untersagt war; in der Vossischen Zeitung vom 25. Februar 1839 lesen wir unter Berlin: „Sicherem Vernehmen nach erwartet die Direction der Berlin-Potsdamer Eisenbahn-Gesellschaft, auf ihr Gesuch vom 25. v. Mts. die höhere Erlaubniſs zur Einrichtung von Fahrten im Dunkeln mit Pferden. Nach erlangter Erlaubniſs wird beabsichtigt, zunächst morgens vor Abgang der Dampf- fahrten, einmal, und abends zweimal, von jeder der zwei Residenzstädte aus, mit Pferden zu fahren. — Die Beförderung soll auch mit Pferden, nach einem dieserhalb contractlich gesicherten Verhältnisse, bei zweimaligem Relais, in 1½ Stunden,

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Zitationshilfe: Hobrecht, James: Entwickelung der Verkehrs-Verhältnisse in Berlin. Berlin, 1893, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hobrecht_verkehrsverhaeltnisse_1893/36>, abgerufen am 29.03.2024.