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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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und Landhäusern.
gern entbehren, und die blos artige und bescheidene Ville scheint gar keine zu
vertragen.

[Abbildung]

Ohne Zweifel haben einige Engländer erst von den Italiänern die Mode
angenommen, ihre Landhäuser mit Statüen, Büsten, Basreliefs und andern Wer-
ken der Bildhauerkunst, besonders aus dem Alterthum, anzufüllen. Manche Villen
in Italien sehen eher einer Kunstakademie, als einem Landhause ähnlich. Indessen
kann hier der Ueberfluß von Statüen und Bruststücken noch eher entschuldiget werden,
da sie übrig gebliebene Zeugen von den schönsten Jahrhunderten eben dieses Landes
sind, ehrwürdige Heiligthümer, die an den Geist der großen Männer erinnern, die
vormals unter eben diesem Himmel wohnten, deren Afche unter eben diesem Boden
ruht. Auch möchten hier die mancherley Kunstwerke des Alterthums nicht gerade
aus dem Gesichtspunkte der Verzierung, die sich für ein Landhaus schickt, zu beur-
theilen seyn; die Villen sind gleichsam Magazine, wohin alles bequem gebracht wer-

den

und Landhaͤuſern.
gern entbehren, und die blos artige und beſcheidene Ville ſcheint gar keine zu
vertragen.

[Abbildung]

Ohne Zweifel haben einige Englaͤnder erſt von den Italiaͤnern die Mode
angenommen, ihre Landhaͤuſer mit Statuͤen, Buͤſten, Basreliefs und andern Wer-
ken der Bildhauerkunſt, beſonders aus dem Alterthum, anzufuͤllen. Manche Villen
in Italien ſehen eher einer Kunſtakademie, als einem Landhauſe aͤhnlich. Indeſſen
kann hier der Ueberfluß von Statuͤen und Bruſtſtuͤcken noch eher entſchuldiget werden,
da ſie uͤbrig gebliebene Zeugen von den ſchoͤnſten Jahrhunderten eben dieſes Landes
ſind, ehrwuͤrdige Heiligthuͤmer, die an den Geiſt der großen Maͤnner erinnern, die
vormals unter eben dieſem Himmel wohnten, deren Afche unter eben dieſem Boden
ruht. Auch moͤchten hier die mancherley Kunſtwerke des Alterthums nicht gerade
aus dem Geſichtspunkte der Verzierung, die ſich fuͤr ein Landhaus ſchickt, zu beur-
theilen ſeyn; die Villen ſind gleichſam Magazine, wohin alles bequem gebracht wer-

den
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[31/0035] und Landhaͤuſern. gern entbehren, und die blos artige und beſcheidene Ville ſcheint gar keine zu vertragen. [Abbildung] Ohne Zweifel haben einige Englaͤnder erſt von den Italiaͤnern die Mode angenommen, ihre Landhaͤuſer mit Statuͤen, Buͤſten, Basreliefs und andern Wer- ken der Bildhauerkunſt, beſonders aus dem Alterthum, anzufuͤllen. Manche Villen in Italien ſehen eher einer Kunſtakademie, als einem Landhauſe aͤhnlich. Indeſſen kann hier der Ueberfluß von Statuͤen und Bruſtſtuͤcken noch eher entſchuldiget werden, da ſie uͤbrig gebliebene Zeugen von den ſchoͤnſten Jahrhunderten eben dieſes Landes ſind, ehrwuͤrdige Heiligthuͤmer, die an den Geiſt der großen Maͤnner erinnern, die vormals unter eben dieſem Himmel wohnten, deren Afche unter eben dieſem Boden ruht. Auch moͤchten hier die mancherley Kunſtwerke des Alterthums nicht gerade aus dem Geſichtspunkte der Verzierung, die ſich fuͤr ein Landhaus ſchickt, zu beur- theilen ſeyn; die Villen ſind gleichſam Magazine, wohin alles bequem gebracht wer- den

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/35>, abgerufen am 29.03.2024.