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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

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Vom Baumwerk.
vereinigen, die entweder durch die Eigenschaften ihrer Art oder durch ihre Verbin-
dung das Auge des Beobachters an sich lockt.

[Abbildung]
2.
Baumgruppe.

Mit der Gruppe fängt die Natur die Verbindung der Bäume an. Sie kann
bald mehr, bald weniger zusammengesetzt seyn, von zwey bis etlichen dreyßig Bäu-
men; über diese Anzahl scheint die Gruppe nicht hinaus steigen zu dürfen, ohne in
den Charakter des Hains überzugehen.

Eine Gruppe macht, für sich betrachtet, einen kleinen Wald oder kleinen Hain;
sie ist nur von beyden durch die geringere Anzahl der Stämme unterschieden. Sie
läßt eben die Verschiedenheit und Abwechselung der Bäume zu, als ein Hain und
ein Wald. Doch mit der Einschränkung, daß, nach den Regeln der Schicklichkeit
und Schönheit, denen eine solche Pflanzung folgen muß, keine Arten mit einander
verbunden werden, deren Zweige, Laub oder Wuchs einander entgegenstreiten, wie
z. B. die Tanne und die babylonische Weide, der Taxus und die weiße Pappel, der
Platanus und der Sumach. Auch in der Anordnung der Abstände ist der Gruppe
eben die Freyheit eigen, die Hain und Wald haben.

Ueber die Bildung der Gruppen, die schon lange einen wichtigen Theil der
Schönheit der brittischen Parks ausmachen, hat Whately*) verschiedene Bemer-

kungen
*) Betrachtungen über das heutige Gartenwesen etc. S. 64 u. f.
II Band. E

Vom Baumwerk.
vereinigen, die entweder durch die Eigenſchaften ihrer Art oder durch ihre Verbin-
dung das Auge des Beobachters an ſich lockt.

[Abbildung]
2.
Baumgruppe.

Mit der Gruppe faͤngt die Natur die Verbindung der Baͤume an. Sie kann
bald mehr, bald weniger zuſammengeſetzt ſeyn, von zwey bis etlichen dreyßig Baͤu-
men; uͤber dieſe Anzahl ſcheint die Gruppe nicht hinaus ſteigen zu duͤrfen, ohne in
den Charakter des Hains uͤberzugehen.

Eine Gruppe macht, fuͤr ſich betrachtet, einen kleinen Wald oder kleinen Hain;
ſie iſt nur von beyden durch die geringere Anzahl der Staͤmme unterſchieden. Sie
laͤßt eben die Verſchiedenheit und Abwechſelung der Baͤume zu, als ein Hain und
ein Wald. Doch mit der Einſchraͤnkung, daß, nach den Regeln der Schicklichkeit
und Schoͤnheit, denen eine ſolche Pflanzung folgen muß, keine Arten mit einander
verbunden werden, deren Zweige, Laub oder Wuchs einander entgegenſtreiten, wie
z. B. die Tanne und die babyloniſche Weide, der Taxus und die weiße Pappel, der
Platanus und der Sumach. Auch in der Anordnung der Abſtaͤnde iſt der Gruppe
eben die Freyheit eigen, die Hain und Wald haben.

Ueber die Bildung der Gruppen, die ſchon lange einen wichtigen Theil der
Schoͤnheit der brittiſchen Parks ausmachen, hat Whately*) verſchiedene Bemer-

kungen
*) Betrachtungen uͤber das heutige Gartenweſen ꝛc. S. 64 u. f.
II Band. E
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[33/0037] Vom Baumwerk. vereinigen, die entweder durch die Eigenſchaften ihrer Art oder durch ihre Verbin- dung das Auge des Beobachters an ſich lockt. [Abbildung] 2. Baumgruppe. Mit der Gruppe faͤngt die Natur die Verbindung der Baͤume an. Sie kann bald mehr, bald weniger zuſammengeſetzt ſeyn, von zwey bis etlichen dreyßig Baͤu- men; uͤber dieſe Anzahl ſcheint die Gruppe nicht hinaus ſteigen zu duͤrfen, ohne in den Charakter des Hains uͤberzugehen. Eine Gruppe macht, fuͤr ſich betrachtet, einen kleinen Wald oder kleinen Hain; ſie iſt nur von beyden durch die geringere Anzahl der Staͤmme unterſchieden. Sie laͤßt eben die Verſchiedenheit und Abwechſelung der Baͤume zu, als ein Hain und ein Wald. Doch mit der Einſchraͤnkung, daß, nach den Regeln der Schicklichkeit und Schoͤnheit, denen eine ſolche Pflanzung folgen muß, keine Arten mit einander verbunden werden, deren Zweige, Laub oder Wuchs einander entgegenſtreiten, wie z. B. die Tanne und die babyloniſche Weide, der Taxus und die weiße Pappel, der Platanus und der Sumach. Auch in der Anordnung der Abſtaͤnde iſt der Gruppe eben die Freyheit eigen, die Hain und Wald haben. Ueber die Bildung der Gruppen, die ſchon lange einen wichtigen Theil der Schoͤnheit der brittiſchen Parks ausmachen, hat Whately *) verſchiedene Bemer- kungen *) Betrachtungen uͤber das heutige Gartenweſen ꝛc. S. 64 u. f. II Band. E

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/37>, abgerufen am 29.03.2024.