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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

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Vom Gartenplatz.
ser seiner natürlichen Bepflanzung, außer der Beschaffenheit seiner benachbarten Ge-
genstände, den Garten an, der hier zu bilden ist. *)

[Abbildung]
6.

Es ist Pflicht des Gartenkünstlers, natürliche Fehler seines Platzes, welche die
Natur bey ihren größern Bestrebungen immer liegen lassen konnte, zu verbessern oder
zu verstecken, doch ohne eine zu weit getriebene ängstliche Sorgfältigkeit. Alles auf-
putzen und säubern wollen, beweiset, daß man Kleinigkeiten schätzt, wie man nur
das Wichtige schätzen sollte; beweiset, daß man sich nicht erinnert, wie sehr oft ge-
ringe Nachlässigkeiten nicht blos mit der Wirkung der Schönheit bestehen können, son-
dern auch von ihr abgesondert einen gewissen Theil des Natürlichen, das immer ge-
fällt, fehlen lassen würden.

7.

Nicht genug kann es erinnert werden, daß man sich vor unnöthigen Verwüstun-
gen der natürlichen Gegenstände, die man auf seinem Gartenplatz vorfindet, zu hü-
ten hat. Viele glauben, daß sie erst alles wegräumen müssen, was die Natur wach-
sen ließ, ehe sie ihre Anpflanzungen anfangen können; und die Erfahrung zeigt, daß
sie weit früher und glücklicher ihre Absicht erreicht hätten, wenn sie der Natur mit

mäßi-
*) Man vergleiche den 1. B. dieser Theorie S. 210. 211. 214. 220.
B 2

Vom Gartenplatz.
ſer ſeiner natuͤrlichen Bepflanzung, außer der Beſchaffenheit ſeiner benachbarten Ge-
genſtaͤnde, den Garten an, der hier zu bilden iſt. *)

[Abbildung]
6.

Es iſt Pflicht des Gartenkuͤnſtlers, natuͤrliche Fehler ſeines Platzes, welche die
Natur bey ihren groͤßern Beſtrebungen immer liegen laſſen konnte, zu verbeſſern oder
zu verſtecken, doch ohne eine zu weit getriebene aͤngſtliche Sorgfaͤltigkeit. Alles auf-
putzen und ſaͤubern wollen, beweiſet, daß man Kleinigkeiten ſchaͤtzt, wie man nur
das Wichtige ſchaͤtzen ſollte; beweiſet, daß man ſich nicht erinnert, wie ſehr oft ge-
ringe Nachlaͤſſigkeiten nicht blos mit der Wirkung der Schoͤnheit beſtehen koͤnnen, ſon-
dern auch von ihr abgeſondert einen gewiſſen Theil des Natuͤrlichen, das immer ge-
faͤllt, fehlen laſſen wuͤrden.

7.

Nicht genug kann es erinnert werden, daß man ſich vor unnoͤthigen Verwuͤſtun-
gen der natuͤrlichen Gegenſtaͤnde, die man auf ſeinem Gartenplatz vorfindet, zu huͤ-
ten hat. Viele glauben, daß ſie erſt alles wegraͤumen muͤſſen, was die Natur wach-
ſen ließ, ehe ſie ihre Anpflanzungen anfangen koͤnnen; und die Erfahrung zeigt, daß
ſie weit fruͤher und gluͤcklicher ihre Abſicht erreicht haͤtten, wenn ſie der Natur mit

maͤßi-
*) Man vergleiche den 1. B. dieſer Theorie S. 210. 211. 214. 220.
B 2
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[11/0015] Vom Gartenplatz. ſer ſeiner natuͤrlichen Bepflanzung, außer der Beſchaffenheit ſeiner benachbarten Ge- genſtaͤnde, den Garten an, der hier zu bilden iſt. *) [Abbildung] 6. Es iſt Pflicht des Gartenkuͤnſtlers, natuͤrliche Fehler ſeines Platzes, welche die Natur bey ihren groͤßern Beſtrebungen immer liegen laſſen konnte, zu verbeſſern oder zu verſtecken, doch ohne eine zu weit getriebene aͤngſtliche Sorgfaͤltigkeit. Alles auf- putzen und ſaͤubern wollen, beweiſet, daß man Kleinigkeiten ſchaͤtzt, wie man nur das Wichtige ſchaͤtzen ſollte; beweiſet, daß man ſich nicht erinnert, wie ſehr oft ge- ringe Nachlaͤſſigkeiten nicht blos mit der Wirkung der Schoͤnheit beſtehen koͤnnen, ſon- dern auch von ihr abgeſondert einen gewiſſen Theil des Natuͤrlichen, das immer ge- faͤllt, fehlen laſſen wuͤrden. 7. Nicht genug kann es erinnert werden, daß man ſich vor unnoͤthigen Verwuͤſtun- gen der natuͤrlichen Gegenſtaͤnde, die man auf ſeinem Gartenplatz vorfindet, zu huͤ- ten hat. Viele glauben, daß ſie erſt alles wegraͤumen muͤſſen, was die Natur wach- ſen ließ, ehe ſie ihre Anpflanzungen anfangen koͤnnen; und die Erfahrung zeigt, daß ſie weit fruͤher und gluͤcklicher ihre Abſicht erreicht haͤtten, wenn ſie der Natur mit maͤßi- *) Man vergleiche den 1. B. dieſer Theorie S. 210. 211. 214. 220. B 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/15>, abgerufen am 28.03.2024.