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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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bedrängte Benjamin, hat an allem Unheil
schuld. Kurz, es blieb kein Wort auf seinem
verzagten Herzen. -- Benjamin war zu
dieser Zeit noch nicht zum Darius gediehen,
und wer kennt' ihn nicht vom Finkennest?

Der Teufel, dachte Herr v. --, wenn
es nur nicht ein satyrischer Ball ist, den der
alte Herr auf mich schläget, und hatte Lust,
ihn auf den jungen Herrn zurückzuschlagen,
und den armen Benjamin mit seinem christ-
lichen Spielzeuge dem Judenjungen zuzuge-
sellen. Da aber Benjamin, der aus See-
len- und Leibesangst ächtzte, kniefällig bat,
seinem Vater nichts von allem, was der gnä-
dige Herr gesehen und gehöret hatte, zu
entdecken, weil Herr Herrmann von die-
ser Sache nichts, gar nichts wußte, und
ihn an einem ganz andern Ort glaubte; so
fiel dem Blutygel zu guter Zeit ein, daß
der alte Herr freylich nur von hinten mit
einem Cavalier gescherzet haben würde. --

Der Teufel, dacht' er wieder, (man
sah es ihm ordentlich an, daß er jeden Ge-
danken mit dem Teufel anhob,) der alte
Herr würde nicht den Sohn geschickt ha-
ben! -- Die Sonne gieng wieder in sei-
nem Angesicht für Benjamin auf. Der

Teu-

bedraͤngte Benjamin, hat an allem Unheil
ſchuld. Kurz, es blieb kein Wort auf ſeinem
verzagten Herzen. — Benjamin war zu
dieſer Zeit noch nicht zum Darius gediehen,
und wer kennt’ ihn nicht vom Finkenneſt?

Der Teufel, dachte Herr v. —, wenn
es nur nicht ein ſatyriſcher Ball iſt, den der
alte Herr auf mich ſchlaͤget, und hatte Luſt,
ihn auf den jungen Herrn zuruͤckzuſchlagen,
und den armen Benjamin mit ſeinem chriſt-
lichen Spielzeuge dem Judenjungen zuzuge-
ſellen. Da aber Benjamin, der aus See-
len- und Leibesangſt aͤchtzte, kniefaͤllig bat,
ſeinem Vater nichts von allem, was der gnaͤ-
dige Herr geſehen und gehoͤret hatte, zu
entdecken, weil Herr Herrmann von die-
ſer Sache nichts, gar nichts wußte, und
ihn an einem ganz andern Ort glaubte; ſo
fiel dem Blutygel zu guter Zeit ein, daß
der alte Herr freylich nur von hinten mit
einem Cavalier geſcherzet haben wuͤrde. —

Der Teufel, dacht’ er wieder, (man
ſah es ihm ordentlich an, daß er jeden Ge-
danken mit dem Teufel anhob,) der alte
Herr wuͤrde nicht den Sohn geſchickt ha-
ben! — Die Sonne gieng wieder in ſei-
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[43/0049] bedraͤngte Benjamin, hat an allem Unheil ſchuld. Kurz, es blieb kein Wort auf ſeinem verzagten Herzen. — Benjamin war zu dieſer Zeit noch nicht zum Darius gediehen, und wer kennt’ ihn nicht vom Finkenneſt? Der Teufel, dachte Herr v. —, wenn es nur nicht ein ſatyriſcher Ball iſt, den der alte Herr auf mich ſchlaͤget, und hatte Luſt, ihn auf den jungen Herrn zuruͤckzuſchlagen, und den armen Benjamin mit ſeinem chriſt- lichen Spielzeuge dem Judenjungen zuzuge- ſellen. Da aber Benjamin, der aus See- len- und Leibesangſt aͤchtzte, kniefaͤllig bat, ſeinem Vater nichts von allem, was der gnaͤ- dige Herr geſehen und gehoͤret hatte, zu entdecken, weil Herr Herrmann von die- ſer Sache nichts, gar nichts wußte, und ihn an einem ganz andern Ort glaubte; ſo fiel dem Blutygel zu guter Zeit ein, daß der alte Herr freylich nur von hinten mit einem Cavalier geſcherzet haben wuͤrde. — Der Teufel, dacht’ er wieder, (man ſah es ihm ordentlich an, daß er jeden Ge- danken mit dem Teufel anhob,) der alte Herr wuͤrde nicht den Sohn geſchickt ha- ben! — Die Sonne gieng wieder in ſei- nem Angeſicht fuͤr Benjamin auf. Der Teu-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/49>, abgerufen am 29.03.2024.