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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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genheit zu Schlitten hinzukommen: denn
sonst wär' ihm dieser Liebesdienst, weil er
hinkte, auch etwas zu stehen gekommen, ob-
schon er von seinem Spielzeug kein Stück da-
zu gelegt hatte, und obgleich es nur über
Feld war. Hätt' er nicht Gelegenheit gehabt,
eine Schlittenfarth zu gewinnen, die bey ihm
über alles gieng, es wär' aus der Negotia-
tion nichts geworden. -- Zu Benjamins
Ruhme wird bemerkt, daß er seiner Schwe-
ster die Erlaubnis gegeben, sich seines Spiel-
zeugs, dessen Eigenthum er sich aber aus-
drücklich vorbehielt, zu bedienen. Es war
indessen nicht Spielzeug für Mädchen, die
am liebsten eine Wiege, eine Puppe, und
so etwas lieben. Benjamin ward, weil er
als ein Knabe mit Spielzeug angemeldet
wurde, vorgelassen. Der ehrliche Benjamin
erweckte sogleich ein Händeklatschen, da er
nur ins Zimmer trat; denn man glaubt'
einen großen Kram, und es war nur ein Arm
voll. Ursache genug! daß sogleich scrutinirt
und Benjamin bei diesem Verhör nach Lan-
desmanier mit dem Stock hochadlich bedro-
het wurde. Benjamin lies es nicht zur pein-
lichen Frage kommen, sondern gestand alles
haarklein. -- Meine Schwester, sagte der

be-

genheit zu Schlitten hinzukommen: denn
ſonſt waͤr’ ihm dieſer Liebesdienſt, weil er
hinkte, auch etwas zu ſtehen gekommen, ob-
ſchon er von ſeinem Spielzeug kein Stuͤck da-
zu gelegt hatte, und obgleich es nur uͤber
Feld war. Haͤtt’ er nicht Gelegenheit gehabt,
eine Schlittenfarth zu gewinnen, die bey ihm
uͤber alles gieng, es waͤr’ aus der Negotia-
tion nichts geworden. — Zu Benjamins
Ruhme wird bemerkt, daß er ſeiner Schwe-
ſter die Erlaubnis gegeben, ſich ſeines Spiel-
zeugs, deſſen Eigenthum er ſich aber aus-
druͤcklich vorbehielt, zu bedienen. Es war
indeſſen nicht Spielzeug fuͤr Maͤdchen, die
am liebſten eine Wiege, eine Puppe, und
ſo etwas lieben. Benjamin ward, weil er
als ein Knabe mit Spielzeug angemeldet
wurde, vorgelaſſen. Der ehrliche Benjamin
erweckte ſogleich ein Haͤndeklatſchen, da er
nur ins Zimmer trat; denn man glaubt’
einen großen Kram, und es war nur ein Arm
voll. Urſache genug! daß ſogleich ſcrutinirt
und Benjamin bei dieſem Verhoͤr nach Lan-
desmanier mit dem Stock hochadlich bedro-
het wurde. Benjamin lies es nicht zur pein-
lichen Frage kommen, ſondern geſtand alles
haarklein. — Meine Schweſter, ſagte der

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[42/0048] genheit zu Schlitten hinzukommen: denn ſonſt waͤr’ ihm dieſer Liebesdienſt, weil er hinkte, auch etwas zu ſtehen gekommen, ob- ſchon er von ſeinem Spielzeug kein Stuͤck da- zu gelegt hatte, und obgleich es nur uͤber Feld war. Haͤtt’ er nicht Gelegenheit gehabt, eine Schlittenfarth zu gewinnen, die bey ihm uͤber alles gieng, es waͤr’ aus der Negotia- tion nichts geworden. — Zu Benjamins Ruhme wird bemerkt, daß er ſeiner Schwe- ſter die Erlaubnis gegeben, ſich ſeines Spiel- zeugs, deſſen Eigenthum er ſich aber aus- druͤcklich vorbehielt, zu bedienen. Es war indeſſen nicht Spielzeug fuͤr Maͤdchen, die am liebſten eine Wiege, eine Puppe, und ſo etwas lieben. Benjamin ward, weil er als ein Knabe mit Spielzeug angemeldet wurde, vorgelaſſen. Der ehrliche Benjamin erweckte ſogleich ein Haͤndeklatſchen, da er nur ins Zimmer trat; denn man glaubt’ einen großen Kram, und es war nur ein Arm voll. Urſache genug! daß ſogleich ſcrutinirt und Benjamin bei dieſem Verhoͤr nach Lan- desmanier mit dem Stock hochadlich bedro- het wurde. Benjamin lies es nicht zur pein- lichen Frage kommen, ſondern geſtand alles haarklein. — Meine Schweſter, ſagte der be-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/48>, abgerufen am 28.03.2024.