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Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723.

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welches allen Menschen
man in solchen Fällen zu gebrauchen hat,
gründet sich auf die Regel: So lange bey
geschwinden Fällen an einem vor todt
gehaltenen Leibe sich keine Merckmahle
der anfangenden Verwesung zu erken-
nen geben, hat man aus billiger Bey-
sorge, daß etwa noch die Seele bey ihm
seyn möchte, mit dem Begräbnisse in
Ruhe zu stehen. Wo sich aber die Ver-
wesung durch die Unscheinbarkeit, und
den daher entstehenden Leichen-Geruch
offenbahret, hat man ferner sich kein Be-
dencken zu machen der Erde zu überlie-
fern, was nach der Erde zu verlangen
anfängt.

§. 15. Daß nun solcher unerkannte Sün-
de: ungestorbene Leute zu begraben, ge-
ziemender massen gesteuert werde, sind nicht
nur die bereits gemachten Obrigkeitlichen
Ordnungen
zu erhalten, und wo sie noch
nicht zulänglich wären, dahin einzurichten;
sondern es haben auch die, welchen die Be-
schickung der Leichen zukömmt,
alle ver-
nünfftige, und Christliche Behutsamkeit an-
zuwenden, daß sie durch so schmähliche, und
grausame Hinrichtung ihres Nechsten nicht
an ihm zu verdammlichen Mördern werden.

Die-

welches allen Menſchen
man in ſolchen Faͤllen zu gebrauchen hat,
gruͤndet ſich auf die Regel: So lange bey
geſchwinden Faͤllen an einem vor todt
gehaltenen Leibe ſich keine Merckmahle
der anfangenden Verweſung zu erken-
nen geben, hat man aus billiger Bey-
ſorge, daß etwa noch die Seele bey ihm
ſeyn moͤchte, mit dem Begraͤbniſſe in
Ruhe zu ſtehen. Wo ſich aber die Ver-
weſung durch die Unſcheinbarkeit, und
den daher entſtehenden Leichen-Geruch
offenbahret, hat man ferner ſich kein Be-
dencken zu machen der Erde zu uͤberlie-
fern, was nach der Erde zu verlangen
anfaͤngt.

§. 15. Daß nun ſolcher unerkannte Suͤn-
de: ungeſtorbene Leute zu begraben, ge-
ziemender maſſen geſteuert werde, ſind nicht
nur die bereits gemachten Obrigkeitlichen
Ordnungen
zu erhalten, und wo ſie noch
nicht zulaͤnglich waͤren, dahin einzurichten;
ſondern es haben auch die, welchen die Be-
ſchickung der Leichen zukoͤmmt,
alle ver-
nuͤnfftige, und Chriſtliche Behutſamkeit an-
zuwenden, daß ſie durch ſo ſchmaͤhliche, und
grauſame Hinrichtung ihres Nechſten nicht
an ihm zu verdammlichen Moͤrdern werden.

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[25/0031] welches allen Menſchen man in ſolchen Faͤllen zu gebrauchen hat, gruͤndet ſich auf die Regel: So lange bey geſchwinden Faͤllen an einem vor todt gehaltenen Leibe ſich keine Merckmahle der anfangenden Verweſung zu erken- nen geben, hat man aus billiger Bey- ſorge, daß etwa noch die Seele bey ihm ſeyn moͤchte, mit dem Begraͤbniſſe in Ruhe zu ſtehen. Wo ſich aber die Ver- weſung durch die Unſcheinbarkeit, und den daher entſtehenden Leichen-Geruch offenbahret, hat man ferner ſich kein Be- dencken zu machen der Erde zu uͤberlie- fern, was nach der Erde zu verlangen anfaͤngt. §. 15. Daß nun ſolcher unerkannte Suͤn- de: ungeſtorbene Leute zu begraben, ge- ziemender maſſen geſteuert werde, ſind nicht nur die bereits gemachten Obrigkeitlichen Ordnungen zu erhalten, und wo ſie noch nicht zulaͤnglich waͤren, dahin einzurichten; ſondern es haben auch die, welchen die Be- ſchickung der Leichen zukoͤmmt, alle ver- nuͤnfftige, und Chriſtliche Behutſamkeit an- zuwenden, daß ſie durch ſo ſchmaͤhliche, und grauſame Hinrichtung ihres Nechſten nicht an ihm zu verdammlichen Moͤrdern werden. Die-

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Zitationshilfe: Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hilscher_nachricht_1723/31>, abgerufen am 29.03.2024.