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Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723.

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Die dabey nöthige Behutsamkeit.
derum zu sich selber kommen könten; so soll
nun Anzeigung gethan werden, auf was
Massen man sich dabey aller möglichen
Behutsamkeit gebrauchen solle?

§. 12. Die Vernunfft selber giebt uns hie-
bey an die Hand, daß man bey denen, einen
Menschen zu seinen Tode befördernden Din-
gen/ nicht nur unter den Zufällen selbst, son-
dern auch unter dem Geschlecht, und Alter,
sonderlich unter den scheinbaren, und war-
hafften Kennzeichen der vom Leibe abge-
schiedenen Seele,
einen vorsichtigen Unter-
scheid zumachen habe.

§. 13. An dem ist es wol, daß, wo iemand an
einer langweiligen, und das Leben angreif-
fenden Kranckheit gestorben, ingleichen durch
einen tödlichen Stich, Hieb, Schuß, oder
auch durch Gifft, und so ferner, hingerichtet
worden, man sich nicht sonderlich zu besorgen
habe, daß man vielleicht einen Mord an ihm
begehen würde, wenn man ihn begraben wol-
te; Allein es sind ausser dem allerley Zufälle,
so den Menschen in den Stand setzen kön-
nen, daß man ihn vor todt halte, da er
doch noch nicht todt ist, sondern die Seele
durch die, ihr sonst gewöhnliche Wür-
ckungen, sich nur auf eine gewiße Zeit nicht

mer-
B 4

Die dabey noͤthige Behutſamkeit.
derum zu ſich ſelber kommen koͤnten; ſo ſoll
nun Anzeigung gethan werden, auf was
Maſſen man ſich dabey aller moͤglichen
Behutſamkeit gebrauchen ſolle?

§. 12. Die Vernunfft ſelber giebt uns hie-
bey an die Hand, daß man bey denen, einen
Menſchen zu ſeinen Tode befoͤrdernden Din-
gen/ nicht nur unter den Zufaͤllen ſelbſt, ſon-
dern auch unter dem Geſchlecht, und Alter,
ſonderlich unter den ſcheinbaren, und war-
hafften Kennzeichen der vom Leibe abge-
ſchiedenen Seele,
einen vorſichtigen Unter-
ſcheid zumachen habe.

§. 13. An dem iſt es wol, daß, wo iemand an
einer langweiligen, und das Leben angreif-
fenden Kranckheit geſtorben, ingleichen durch
einen toͤdlichen Stich, Hieb, Schuß, oder
auch durch Gifft, und ſo ferner, hingerichtet
worden, man ſich nicht ſonderlich zu beſorgen
habe, daß man vielleicht einen Mord an ihm
begehen wuͤrde, wenn man ihn begraben wol-
te; Allein es ſind auſſer dem allerley Zufaͤlle,
ſo den Menſchen in den Stand ſetzen koͤn-
nen, daß man ihn vor todt halte, da er
doch noch nicht todt iſt, ſondern die Seele
durch die, ihr ſonſt gewoͤhnliche Wuͤr-
ckungẽ, ſich nur auf eine gewiße Zeit nicht

mer-
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[19/0025] Die dabey noͤthige Behutſamkeit. derum zu ſich ſelber kommen koͤnten; ſo ſoll nun Anzeigung gethan werden, auf was Maſſen man ſich dabey aller moͤglichen Behutſamkeit gebrauchen ſolle? §. 12. Die Vernunfft ſelber giebt uns hie- bey an die Hand, daß man bey denen, einen Menſchen zu ſeinen Tode befoͤrdernden Din- gen/ nicht nur unter den Zufaͤllen ſelbſt, ſon- dern auch unter dem Geſchlecht, und Alter, ſonderlich unter den ſcheinbaren, und war- hafften Kennzeichen der vom Leibe abge- ſchiedenen Seele, einen vorſichtigen Unter- ſcheid zumachen habe. §. 13. An dem iſt es wol, daß, wo iemand an einer langweiligen, und das Leben angreif- fenden Kranckheit geſtorben, ingleichen durch einen toͤdlichen Stich, Hieb, Schuß, oder auch durch Gifft, und ſo ferner, hingerichtet worden, man ſich nicht ſonderlich zu beſorgen habe, daß man vielleicht einen Mord an ihm begehen wuͤrde, wenn man ihn begraben wol- te; Allein es ſind auſſer dem allerley Zufaͤlle, ſo den Menſchen in den Stand ſetzen koͤn- nen, daß man ihn vor todt halte, da er doch noch nicht todt iſt, ſondern die Seele durch die, ihr ſonſt gewoͤhnliche Wuͤr- ckungẽ, ſich nur auf eine gewiße Zeit nicht mer- B 4

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Zitationshilfe: Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hilscher_nachricht_1723/25>, abgerufen am 18.04.2024.