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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.

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Haltet Ihr uns für Kinder, Herr? fuhr ihn der
Schiffer an, daß wir uns vom ersten besten Lassen
einschüchtern lassen? Wenn Ihr ein Mädchen braucht
-- Ihr findet ihrer am Corso für Geld und gute
Worte. Umsonst und mit bösen ist keine zu haben.
Wer zum Teufel heißt Euch hier dreinreden und
mit einer Manier, als hättet Ihr das beste Recht
von der Welt?

Ich hab' es, sagte Theodor laut und entschlossen;
ich hab' es, denn sie ist meine Frau.

Seine Frau! lief es durch den Haufen. Die zu¬
nächst Stehenden wichen einen Schritt zurück.

Eure Frau? das habt Ihr zu beweisen, oder es
könnte -- halt! unterbrach sich der Schiffer. Nennt
ihren Namen, Herr, ihren Namen; den pflegt doch
ein Ehemann von seiner Frau zu wissen, wenn er
auch nicht weiß, was sie in später Nachtzeit auf den
Gassen treibt.

Caterina, sagte Theodor, erkennst du mich?

Ja! antwortete das Mädchen.

Es ist richtig, murmelte der Schiffer. Caterina,
so nannte sie der Andere.

Du wirst mit mir gehn, Caterina, sagte Theodor.
Du wirst mir den nennen, um dessentwillen du mich
verlassen hast, daß ich in Angst und Wuth die Straßen
Roms auf und ab nach dir gesucht habe. So! Nach
Ostia? Und dort wollt' er nach dir sehen? Es ist
genug. Komm!

14 *

Haltet Ihr uns für Kinder, Herr? fuhr ihn der
Schiffer an, daß wir uns vom erſten beſten Laſſen
einſchüchtern laſſen? Wenn Ihr ein Mädchen braucht
— Ihr findet ihrer am Corſo für Geld und gute
Worte. Umſonſt und mit böſen iſt keine zu haben.
Wer zum Teufel heißt Euch hier dreinreden und
mit einer Manier, als hättet Ihr das beſte Recht
von der Welt?

Ich hab' es, ſagte Theodor laut und entſchloſſen;
ich hab' es, denn ſie iſt meine Frau.

Seine Frau! lief es durch den Haufen. Die zu¬
nächſt Stehenden wichen einen Schritt zurück.

Eure Frau? das habt Ihr zu beweiſen, oder es
könnte — halt! unterbrach ſich der Schiffer. Nennt
ihren Namen, Herr, ihren Namen; den pflegt doch
ein Ehemann von ſeiner Frau zu wiſſen, wenn er
auch nicht weiß, was ſie in ſpäter Nachtzeit auf den
Gaſſen treibt.

Caterina, ſagte Theodor, erkennſt du mich?

Ja! antwortete das Mädchen.

Es iſt richtig, murmelte der Schiffer. Caterina,
ſo nannte ſie der Andere.

Du wirſt mit mir gehn, Caterina, ſagte Theodor.
Du wirſt mir den nennen, um deſſentwillen du mich
verlaſſen haſt, daß ich in Angſt und Wuth die Straßen
Roms auf und ab nach dir geſucht habe. So! Nach
Oſtia? Und dort wollt' er nach dir ſehen? Es iſt
genug. Komm!

14 *
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[211/0223] Haltet Ihr uns für Kinder, Herr? fuhr ihn der Schiffer an, daß wir uns vom erſten beſten Laſſen einſchüchtern laſſen? Wenn Ihr ein Mädchen braucht — Ihr findet ihrer am Corſo für Geld und gute Worte. Umſonſt und mit böſen iſt keine zu haben. Wer zum Teufel heißt Euch hier dreinreden und mit einer Manier, als hättet Ihr das beſte Recht von der Welt? Ich hab' es, ſagte Theodor laut und entſchloſſen; ich hab' es, denn ſie iſt meine Frau. Seine Frau! lief es durch den Haufen. Die zu¬ nächſt Stehenden wichen einen Schritt zurück. Eure Frau? das habt Ihr zu beweiſen, oder es könnte — halt! unterbrach ſich der Schiffer. Nennt ihren Namen, Herr, ihren Namen; den pflegt doch ein Ehemann von ſeiner Frau zu wiſſen, wenn er auch nicht weiß, was ſie in ſpäter Nachtzeit auf den Gaſſen treibt. Caterina, ſagte Theodor, erkennſt du mich? Ja! antwortete das Mädchen. Es iſt richtig, murmelte der Schiffer. Caterina, ſo nannte ſie der Andere. Du wirſt mit mir gehn, Caterina, ſagte Theodor. Du wirſt mir den nennen, um deſſentwillen du mich verlaſſen haſt, daß ich in Angſt und Wuth die Straßen Roms auf und ab nach dir geſucht habe. So! Nach Oſtia? Und dort wollt' er nach dir ſehen? Es iſt genug. Komm! 14 *

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/223>, abgerufen am 25.04.2024.