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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.

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durchs Fenster, aufs Meer hinaus, über dem alle
Sterne zu schwanken schienen.


Als der kleine Padre Curato das nächste Mal aus
dem Beichtstuhl kam, in dem Laurella lange gekniet
hatte, lächelte er still in sich hinein. Wer hätte ge¬
dacht, sagte er bei sich selbst, daß Gott sich so schnell
dieses wunderlichen Herzens erbarmen würde. Und
ich machte mir noch Vorwürfe, daß ich den Dämon
Eigensinn nicht härter bedräut hatte. Aber unsere
Augen sind kurzsichtig für die Wege des Himmels.
Nun so segne sie der Herr und lasse mich's erleben,
daß mich Laurella's ältester Bube einmal an seines
Vaters Statt über Meer fährt! Ei ei ei! la Rab¬
biata!


durchs Fenſter, aufs Meer hinaus, über dem alle
Sterne zu ſchwanken ſchienen.


Als der kleine Padre Curato das nächſte Mal aus
dem Beichtſtuhl kam, in dem Laurella lange gekniet
hatte, lächelte er ſtill in ſich hinein. Wer hätte ge¬
dacht, ſagte er bei ſich ſelbſt, daß Gott ſich ſo ſchnell
dieſes wunderlichen Herzens erbarmen würde. Und
ich machte mir noch Vorwürfe, daß ich den Dämon
Eigenſinn nicht härter bedräut hatte. Aber unſere
Augen ſind kurzſichtig für die Wege des Himmels.
Nun ſo ſegne ſie der Herr und laſſe mich's erleben,
daß mich Laurella's älteſter Bube einmal an ſeines
Vaters Statt über Meer fährt! Ei ei ei! la Rab¬
biata!


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[123/0135] durchs Fenſter, aufs Meer hinaus, über dem alle Sterne zu ſchwanken ſchienen. Als der kleine Padre Curato das nächſte Mal aus dem Beichtſtuhl kam, in dem Laurella lange gekniet hatte, lächelte er ſtill in ſich hinein. Wer hätte ge¬ dacht, ſagte er bei ſich ſelbſt, daß Gott ſich ſo ſchnell dieſes wunderlichen Herzens erbarmen würde. Und ich machte mir noch Vorwürfe, daß ich den Dämon Eigenſinn nicht härter bedräut hatte. Aber unſere Augen ſind kurzſichtig für die Wege des Himmels. Nun ſo ſegne ſie der Herr und laſſe mich's erleben, daß mich Laurella's älteſter Bube einmal an ſeines Vaters Statt über Meer fährt! Ei ei ei! la Rab¬ biata!

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/135>, abgerufen am 28.03.2024.