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Heyne, Christian Gottlob: Einleitung in das Studium der Antike. Göttingen u. a., 1772.

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Ohne Formen und Zeichen, blos in Ord-
nung, Ebenmaaß und Uebereinstimmung der
Theile und des Ganzen zu einer bestimmten
Absicht, bestehet das Wesen der Baukunst.

Auch diese gehört unter die schönen Künste,
sobald sie nicht blos Festigkeit und Bequemlich-
keit, sondern zugleich Schönheit zur Absicht
hat.

§. 4.

Die Formen der Körper, auch die schönen
Formen, können als Zeichen der Begriffe und
Bilder der Seele von den Formen gebraucht
oder betrachtet werden. Das ist, auch nicht-
sinnliche Dinge können vom Künstler unter
sinnlichen Bildern vorgestellt werden.

Dieß sind die symbolischen Vorstellun-
gen
und die allegorischen Kunstwerke. Nä-
here Begriffe von der Allegorie und von der
Symbolik des Alterthums. Schriften dar-
über, und Beurtheilung derselben.

§. 5.

Gleichwohl ist die eigentliche Bestimmung
der Kunst, insonderheit der bildenden Kunst,
Schönheit, d. i. sichtliche Vollkommenheit
auszudrücken; und dieß war auch das höchste

Gesetz


Ohne Formen und Zeichen, blos in Ord-
nung, Ebenmaaß und Uebereinſtimmung der
Theile und des Ganzen zu einer beſtimmten
Abſicht, beſtehet das Weſen der Baukunſt.

Auch dieſe gehoͤrt unter die ſchoͤnen Kuͤnſte,
ſobald ſie nicht blos Feſtigkeit und Bequemlich-
keit, ſondern zugleich Schoͤnheit zur Abſicht
hat.

§. 4.

Die Formen der Koͤrper, auch die ſchoͤnen
Formen, koͤnnen als Zeichen der Begriffe und
Bilder der Seele von den Formen gebraucht
oder betrachtet werden. Das iſt, auch nicht-
ſinnliche Dinge koͤnnen vom Kuͤnſtler unter
ſinnlichen Bildern vorgeſtellt werden.

Dieß ſind die ſymboliſchen Vorſtellun-
gen
und die allegoriſchen Kunſtwerke. Naͤ-
here Begriffe von der Allegorie und von der
Symbolik des Alterthums. Schriften dar-
uͤber, und Beurtheilung derſelben.

§. 5.

Gleichwohl iſt die eigentliche Beſtimmung
der Kunſt, inſonderheit der bildenden Kunſt,
Schoͤnheit, d. i. ſichtliche Vollkommenheit
auszudruͤcken; und dieß war auch das hoͤchſte

Geſetz
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[6/0012] Ohne Formen und Zeichen, blos in Ord- nung, Ebenmaaß und Uebereinſtimmung der Theile und des Ganzen zu einer beſtimmten Abſicht, beſtehet das Weſen der Baukunſt. Auch dieſe gehoͤrt unter die ſchoͤnen Kuͤnſte, ſobald ſie nicht blos Feſtigkeit und Bequemlich- keit, ſondern zugleich Schoͤnheit zur Abſicht hat. §. 4. Die Formen der Koͤrper, auch die ſchoͤnen Formen, koͤnnen als Zeichen der Begriffe und Bilder der Seele von den Formen gebraucht oder betrachtet werden. Das iſt, auch nicht- ſinnliche Dinge koͤnnen vom Kuͤnſtler unter ſinnlichen Bildern vorgeſtellt werden. Dieß ſind die ſymboliſchen Vorſtellun- gen und die allegoriſchen Kunſtwerke. Naͤ- here Begriffe von der Allegorie und von der Symbolik des Alterthums. Schriften dar- uͤber, und Beurtheilung derſelben. §. 5. Gleichwohl iſt die eigentliche Beſtimmung der Kunſt, inſonderheit der bildenden Kunſt, Schoͤnheit, d. i. ſichtliche Vollkommenheit auszudruͤcken; und dieß war auch das hoͤchſte Geſetz

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Zitationshilfe: Heyne, Christian Gottlob: Einleitung in das Studium der Antike. Göttingen u. a., 1772, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyne_einleitung_1772/12>, abgerufen am 29.03.2024.