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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht, eine Forderung der Gerechtigkeit! Frauenstimmrecht, eine Forderung sozialer Notwendigkeit! Frauenstimmrecht, eine Forderung der Kultur! München, 1907.

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Das Frauenstimmrecht ist eine Forderung
sozialer Notwendigkeit!

Frauen aller Stände, aller Berufe fördern durch ihre Mit-
arbeit - gleich den Männern - die Entwicklung des
deutschen Wirtschaftslebens und des Deutschen Reiches;
die Zahl der wirtschaftlich selbständigen Frauen ist in
stetem Wachsen begriffen.

Frauen haben von jeher in der Landwirtschaft und
Hauswirtschaft mitgearbeitet, sie sind heute auf allen künst-
lerischen Gebieten, sie sind im Handel, in der Industrie tätig.

Ohne die Frauenarbeit hätte die deutsche Industrie
niemals den ungeheuren Aufschwung nehmen können, den
sie genommen hat. Deutschlands Industrie aber, die ihre
Entwicklung der Mitarbeit der Frauen verdankt, hat Deutsch-
land die Weltmachtstellung miterobern helfen.

Frauen schenken dem Staate unter Einsetzung ihres
eigenen Lebens die Bürger; ihnen liegt die mühevolle
Pflege und Erziehung ihrer Kinder in den ersten Jahren ob.

Somit können die Frauen mit Recht erklären, uns
trifft das Verdienst an dem steten Wachsen der Bürger-
zahl des deutschen Reiches; dieses Wachsen der Bevölke-
rung aber bedeutet eine ungeheure Macht für den deutschen
Staat. Wer grossen Anteil hat an der Entwicklung seines
Vaterlandes, der will auch mitwirken, wenn es sich um
die innere Gestaltung des Staates, um die Gesetzgebung
handelt. Wer so die Weltmachtstellung seines Vaterlandes
stärkt, der hat ein Recht, die politische Gleichberechtigung
zu verlangen. Die Forderung des Frauenstimmrechts wird
zur sozialen Notwendigkeit.

Das Frauenstimmrecht ist eine Forderung
sozialer Notwendigkeit!

Frauen aller Stände, aller Berufe fördern durch ihre Mit-
arbeit – gleich den Männern – die Entwicklung des
deutschen Wirtschaftslebens und des Deutschen Reiches;
die Zahl der wirtschaftlich selbständigen Frauen ist in
stetem Wachsen begriffen.

Frauen haben von jeher in der Landwirtschaft und
Hauswirtschaft mitgearbeitet, sie sind heute auf allen künst-
lerischen Gebieten, sie sind im Handel, in der Industrie tätig.

Ohne die Frauenarbeit hätte die deutsche Industrie
niemals den ungeheuren Aufschwung nehmen können, den
sie genommen hat. Deutschlands Industrie aber, die ihre
Entwicklung der Mitarbeit der Frauen verdankt, hat Deutsch-
land die Weltmachtstellung miterobern helfen.

Frauen schenken dem Staate unter Einsetzung ihres
eigenen Lebens die Bürger; ihnen liegt die mühevolle
Pflege und Erziehung ihrer Kinder in den ersten Jahren ob.

Somit können die Frauen mit Recht erklären, uns
trifft das Verdienst an dem steten Wachsen der Bürger-
zahl des deutschen Reiches; dieses Wachsen der Bevölke-
rung aber bedeutet eine ungeheure Macht für den deutschen
Staat. Wer grossen Anteil hat an der Entwicklung seines
Vaterlandes, der will auch mitwirken, wenn es sich um
die innere Gestaltung des Staates, um die Gesetzgebung
handelt. Wer so die Weltmachtstellung seines Vaterlandes
stärkt, der hat ein Recht, die politische Gleichberechtigung
zu verlangen. Die Forderung des Frauenstimmrechts wird
zur sozialen Notwendigkeit.

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht, eine Forderung der Gerechtigkeit! Frauenstimmrecht, eine Forderung sozialer Notwendigkeit! Frauenstimmrecht, eine Forderung der Kultur! München, 1907, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_frauenstimmrecht_1907/6>, abgerufen am 28.03.2024.