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Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Dichter gleich darauf von ihr wieder abweicht, indem er den "grauen John", den wir hier mitteilen, für eine "Novelle im Sinne der älteren Meister" (die sich zwar Novellisten nannten, aber in seinem Sinne mehr Erzähler waren) erklärt; und wir haben sie nur angeführt, um auch an diesem Beispiele zu zeigen, wie wenig es bis jetzt gelungen ist, für den Begriff der Novelle eine feste Grenze aufzustellen. Die gegenwärtige hat neben der künstlerischen Behandlung den Reiz einer wahren Begebenheit. "Ein würdiger Mann, dem die Gabe poetischer Erfindung ganz abgeht, und der heute noch lebt", sagt der Verfasser in der Vorrede (1841), "hat als unmittelbarer vertrauter Augenzeuge jenen Begebenheiten beigewohnt. Diese erschienen so sonderbar, daß dem Drange sie niederzuschreiben, nachdem sie vertraulich mitgetheilt worden, nicht zu widerstehen war. Einiges ist freilich idealisiert."

Dichter gleich darauf von ihr wieder abweicht, indem er den „grauen John“, den wir hier mitteilen, für eine „Novelle im Sinne der älteren Meister“ (die sich zwar Novellisten nannten, aber in seinem Sinne mehr Erzähler waren) erklärt; und wir haben sie nur angeführt, um auch an diesem Beispiele zu zeigen, wie wenig es bis jetzt gelungen ist, für den Begriff der Novelle eine feste Grenze aufzustellen. Die gegenwärtige hat neben der künstlerischen Behandlung den Reiz einer wahren Begebenheit. „Ein würdiger Mann, dem die Gabe poetischer Erfindung ganz abgeht, und der heute noch lebt“, sagt der Verfasser in der Vorrede (1841), „hat als unmittelbarer vertrauter Augenzeuge jenen Begebenheiten beigewohnt. Diese erschienen so sonderbar, daß dem Drange sie niederzuschreiben, nachdem sie vertraulich mitgetheilt worden, nicht zu widerstehen war. Einiges ist freilich idealisiert.“

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[0006] Dichter gleich darauf von ihr wieder abweicht, indem er den „grauen John“, den wir hier mitteilen, für eine „Novelle im Sinne der älteren Meister“ (die sich zwar Novellisten nannten, aber in seinem Sinne mehr Erzähler waren) erklärt; und wir haben sie nur angeführt, um auch an diesem Beispiele zu zeigen, wie wenig es bis jetzt gelungen ist, für den Begriff der Novelle eine feste Grenze aufzustellen. Die gegenwärtige hat neben der künstlerischen Behandlung den Reiz einer wahren Begebenheit. „Ein würdiger Mann, dem die Gabe poetischer Erfindung ganz abgeht, und der heute noch lebt“, sagt der Verfasser in der Vorrede (1841), „hat als unmittelbarer vertrauter Augenzeuge jenen Begebenheiten beigewohnt. Diese erschienen so sonderbar, daß dem Drange sie niederzuschreiben, nachdem sie vertraulich mitgetheilt worden, nicht zu widerstehen war. Einiges ist freilich idealisiert.“

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:12:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:12:58Z)

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Zitationshilfe: Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/6>, abgerufen am 29.03.2024.