Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

war etwas still im Gefühle der nahen Trennung. So erreichten die drei Wanderer den Sitz im herzoglichen Parke, auf welchem sie ehegestern Williams angetroffen. Hier stand er still und sagte nicht ohne sichtbare Bewegung: An dieser Stelle, Gentlemen, müssen wir uns trennen.

Warum hier? fragte Eduard; ich dachte, Sir, Sie gingen nach London, wie wir.

Allerdings, entgegnete Williams, aber nicht auf dem nämlichen Wege.

Gönnen Sie uns, daß wir Sie auf dem Ihrigen begleiten.

Ein seltsam schmerzliches Lächeln zuckte plötzlich durch Williams' Züge. -- Nein, sprach er sanft nach einer Pause, fordern Sie nicht von mir, was ich unter keinen Umständen gewähren kann. Hier entlassen Sie Ihren neuen Freund in Frieden: -- ihren neuen armen Freund. So lieb Ihnen meine Ruhe ist, folgen Sie mir von hier ab nicht weiter.

Ihren Wünschen fügen wir uns mit Achtung. Wollen Sie uns indessen Ihre Wohnung in London bezeichnen, damit wir in Ihren Mußestunden Sie dort aufsuchen können?

Ihr Besuch würde mir erfreulich und ehrenvoll sein, ich darf ihn aber in London so wenig annehmen, als Ihnen meine Wohnung bezeichnen. Ich bedaure, daß dem also ist, ich kann es aber nicht ändern.

So bitten wir Sie um Ihren Besuch.

war etwas still im Gefühle der nahen Trennung. So erreichten die drei Wanderer den Sitz im herzoglichen Parke, auf welchem sie ehegestern Williams angetroffen. Hier stand er still und sagte nicht ohne sichtbare Bewegung: An dieser Stelle, Gentlemen, müssen wir uns trennen.

Warum hier? fragte Eduard; ich dachte, Sir, Sie gingen nach London, wie wir.

Allerdings, entgegnete Williams, aber nicht auf dem nämlichen Wege.

Gönnen Sie uns, daß wir Sie auf dem Ihrigen begleiten.

Ein seltsam schmerzliches Lächeln zuckte plötzlich durch Williams' Züge. — Nein, sprach er sanft nach einer Pause, fordern Sie nicht von mir, was ich unter keinen Umständen gewähren kann. Hier entlassen Sie Ihren neuen Freund in Frieden: — ihren neuen armen Freund. So lieb Ihnen meine Ruhe ist, folgen Sie mir von hier ab nicht weiter.

Ihren Wünschen fügen wir uns mit Achtung. Wollen Sie uns indessen Ihre Wohnung in London bezeichnen, damit wir in Ihren Mußestunden Sie dort aufsuchen können?

Ihr Besuch würde mir erfreulich und ehrenvoll sein, ich darf ihn aber in London so wenig annehmen, als Ihnen meine Wohnung bezeichnen. Ich bedaure, daß dem also ist, ich kann es aber nicht ändern.

So bitten wir Sie um Ihren Besuch.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0025"/>
war etwas still im Gefühle der nahen Trennung. So erreichten die drei                Wanderer den Sitz im herzoglichen Parke, auf welchem sie ehegestern Williams                angetroffen. Hier stand er still und sagte nicht ohne sichtbare Bewegung: An dieser                Stelle, Gentlemen, müssen wir uns trennen.</p><lb/>
        <p>Warum hier? fragte Eduard; ich dachte, Sir, Sie gingen nach London, wie wir.</p><lb/>
        <p>Allerdings, entgegnete Williams, aber nicht auf dem nämlichen Wege.</p><lb/>
        <p>Gönnen Sie uns, daß wir Sie auf dem Ihrigen begleiten.</p><lb/>
        <p>Ein seltsam schmerzliches Lächeln zuckte plötzlich durch Williams' Züge. &#x2014; Nein,                sprach er sanft nach einer Pause, fordern Sie nicht von mir, was ich unter keinen                Umständen gewähren kann. Hier entlassen Sie Ihren neuen Freund in Frieden: &#x2014; ihren                neuen armen Freund. So lieb Ihnen meine Ruhe ist, folgen Sie mir von hier ab nicht                weiter.</p><lb/>
        <p>Ihren Wünschen fügen wir uns mit Achtung. Wollen Sie uns indessen Ihre Wohnung in                London bezeichnen, damit wir in Ihren Mußestunden Sie dort aufsuchen können?</p><lb/>
        <p>Ihr Besuch würde mir erfreulich und ehrenvoll sein, ich darf ihn aber in London so                wenig annehmen, als Ihnen meine Wohnung bezeichnen. Ich bedaure, daß dem also ist,                ich kann es aber nicht ändern.</p><lb/>
        <p>So bitten wir Sie um Ihren Besuch.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0025] war etwas still im Gefühle der nahen Trennung. So erreichten die drei Wanderer den Sitz im herzoglichen Parke, auf welchem sie ehegestern Williams angetroffen. Hier stand er still und sagte nicht ohne sichtbare Bewegung: An dieser Stelle, Gentlemen, müssen wir uns trennen. Warum hier? fragte Eduard; ich dachte, Sir, Sie gingen nach London, wie wir. Allerdings, entgegnete Williams, aber nicht auf dem nämlichen Wege. Gönnen Sie uns, daß wir Sie auf dem Ihrigen begleiten. Ein seltsam schmerzliches Lächeln zuckte plötzlich durch Williams' Züge. — Nein, sprach er sanft nach einer Pause, fordern Sie nicht von mir, was ich unter keinen Umständen gewähren kann. Hier entlassen Sie Ihren neuen Freund in Frieden: — ihren neuen armen Freund. So lieb Ihnen meine Ruhe ist, folgen Sie mir von hier ab nicht weiter. Ihren Wünschen fügen wir uns mit Achtung. Wollen Sie uns indessen Ihre Wohnung in London bezeichnen, damit wir in Ihren Mußestunden Sie dort aufsuchen können? Ihr Besuch würde mir erfreulich und ehrenvoll sein, ich darf ihn aber in London so wenig annehmen, als Ihnen meine Wohnung bezeichnen. Ich bedaure, daß dem also ist, ich kann es aber nicht ändern. So bitten wir Sie um Ihren Besuch.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:12:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:12:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/25
Zitationshilfe: Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/25>, abgerufen am 29.03.2024.