Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.Ausdrucks unsrer Gedanken ganz an ih- Und diese Form des Wahren und Ausdrucks unſrer Gedanken ganz an ih- Und dieſe Form des Wahren und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="98"/> Ausdrucks unſrer Gedanken ganz an ih-<lb/> rem Ort bleiben; ich rede nicht von <hi rendition="#g">Grund</hi>-<lb/><hi rendition="#g">ſaͤtzen</hi>, die als Grundſaͤtze freilich nicht<lb/> dargeſtellt werden koͤnnen; ſondern von<lb/><hi rendition="#g">Gegenſtaͤnden</hi> und <hi rendition="#g">Sachen</hi>, von der<lb/><hi rendition="#g">Natur unſer ſelbſt</hi> und der <hi rendition="#g">Dinge</hi>,<lb/><hi rendition="#g">die uns umgeben</hi>. Jede Wahrheit,<lb/> die aus dieſen abgezogen ward, muß auf<lb/> ſie zuruͤckgefuͤhrt werden koͤnnen, und eine<lb/> Menſchenmoral kann ſich nicht anders als<lb/> in menſchlichen Geſinnungen, Neigungen,<lb/> Handlungen aͤußern. Mithin hat alles<lb/><hi rendition="#g">Form</hi> und <hi rendition="#g">Weiſe</hi>; eine Form, die er-<lb/> kannt, eine Weiſe, die ſichtbar gemacht<lb/> werden kann und muß.</p><lb/> <p>Und dieſe <hi rendition="#g">Form des Wahren und<lb/> Guten</hi> (verzeihen Sie meine Unphiloſo-<lb/> phie,) <hi rendition="#g">iſt Schoͤnheit</hi>. Je reiner ſie er-<lb/> ſcheint, je lebendiger in ihr Erkenntniß<lb/> und Guͤte ausgedruͤckt ſind, deſto mehr be-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0113]
Ausdrucks unſrer Gedanken ganz an ih-
rem Ort bleiben; ich rede nicht von Grund-
ſaͤtzen, die als Grundſaͤtze freilich nicht
dargeſtellt werden koͤnnen; ſondern von
Gegenſtaͤnden und Sachen, von der
Natur unſer ſelbſt und der Dinge,
die uns umgeben. Jede Wahrheit,
die aus dieſen abgezogen ward, muß auf
ſie zuruͤckgefuͤhrt werden koͤnnen, und eine
Menſchenmoral kann ſich nicht anders als
in menſchlichen Geſinnungen, Neigungen,
Handlungen aͤußern. Mithin hat alles
Form und Weiſe; eine Form, die er-
kannt, eine Weiſe, die ſichtbar gemacht
werden kann und muß.
Und dieſe Form des Wahren und
Guten (verzeihen Sie meine Unphiloſo-
phie,) iſt Schoͤnheit. Je reiner ſie er-
ſcheint, je lebendiger in ihr Erkenntniß
und Guͤte ausgedruͤckt ſind, deſto mehr be-
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