Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

man müße auch allen andern zum Exempel
und Schrecken diejenigen plagen, die sich
nichts weniger befürchtet, als daß sie ein-
mal in dergleichen Fallstricke und Netze ver-
fallen sollten. Daß also niemand ist, der
sich nicht für einem Tyrannen zu fürchten
habe, wenn er sich gleich auf sein gut Ge-
wissen verlassen kann und sich keines bösen
Anschlags wider den Tyrannen bewußt ist."
So weit abermals Luther. Bewahre der
Himmel uns vor solchen Zeiten! denn leider
es ist nur Ein Ding, Pöbelsinn und Tyran-
nei, mit zwei Namen genannt, wie die
rechte und linke Seite.


man muͤße auch allen andern zum Exempel
und Schrecken diejenigen plagen, die ſich
nichts weniger befuͤrchtet, als daß ſie ein-
mal in dergleichen Fallſtricke und Netze ver-
fallen ſollten. Daß alſo niemand iſt, der
ſich nicht fuͤr einem Tyrannen zu fuͤrchten
habe, wenn er ſich gleich auf ſein gut Ge-
wiſſen verlaſſen kann und ſich keines boͤſen
Anſchlags wider den Tyrannen bewußt iſt.“
So weit abermals Luther. Bewahre der
Himmel uns vor ſolchen Zeiten! denn leider
es iſt nur Ein Ding, Poͤbelſinn und Tyran-
nei, mit zwei Namen genannt, wie die
rechte und linke Seite.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="42"/>
man mu&#x0364;ße auch allen andern zum Exempel<lb/>
und Schrecken diejenigen plagen, die &#x017F;ich<lb/>
nichts weniger befu&#x0364;rchtet, als daß &#x017F;ie ein-<lb/>
mal in dergleichen Fall&#x017F;tricke und Netze ver-<lb/>
fallen &#x017F;ollten. Daß al&#x017F;o niemand i&#x017F;t, der<lb/>
&#x017F;ich nicht fu&#x0364;r einem Tyrannen zu fu&#x0364;rchten<lb/>
habe, wenn er &#x017F;ich gleich auf &#x017F;ein gut Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en verla&#x017F;&#x017F;en kann und &#x017F;ich keines bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
An&#x017F;chlags wider den Tyrannen bewußt i&#x017F;t.&#x201C;<lb/>
So weit abermals Luther. Bewahre der<lb/>
Himmel uns vor &#x017F;olchen Zeiten! denn leider<lb/>
es i&#x017F;t nur Ein Ding, Po&#x0364;bel&#x017F;inn und Tyran-<lb/>
nei, mit zwei Namen genannt, wie die<lb/>
rechte und linke Seite.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0047] man muͤße auch allen andern zum Exempel und Schrecken diejenigen plagen, die ſich nichts weniger befuͤrchtet, als daß ſie ein- mal in dergleichen Fallſtricke und Netze ver- fallen ſollten. Daß alſo niemand iſt, der ſich nicht fuͤr einem Tyrannen zu fuͤrchten habe, wenn er ſich gleich auf ſein gut Ge- wiſſen verlaſſen kann und ſich keines boͤſen Anſchlags wider den Tyrannen bewußt iſt.“ So weit abermals Luther. Bewahre der Himmel uns vor ſolchen Zeiten! denn leider es iſt nur Ein Ding, Poͤbelſinn und Tyran- nei, mit zwei Namen genannt, wie die rechte und linke Seite.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/47
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/47>, abgerufen am 20.04.2024.