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Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844.

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Unter dem Mantel hielt er etwas
Verborgen, das seltsam blinkte
Wenn es zum Vorschein kam, und ein Beil,
Ein Richtbeil, zu seyn mir dünkte.
Er schien von untersetzter Statur,
Die Augen wie zwey Sterne;
Er störte mich im Schreiben nie,
Blieb ruhig stehn in der Ferne.
Seit Jahren hatte ich nicht gesehn
Den sonderbaren Gesellen,
Da fand ich ihn plötzlich wieder hier
In der stillen Mondnacht zu Cöllen.
Ich schlenderte sinnend die Straßen entlang,
Da sah ich ihn hinter mir gehen,
Als ob er mein Schatten wäre, und stand
Ich still, so blieb er stehen.
Unter dem Mantel hielt er etwas
Verborgen, das ſeltſam blinkte
Wenn es zum Vorſchein kam, und ein Beil,
Ein Richtbeil, zu ſeyn mir dünkte.
Er ſchien von unterſetzter Statur,
Die Augen wie zwey Sterne;
Er ſtörte mich im Schreiben nie,
Blieb ruhig ſtehn in der Ferne.
Seit Jahren hatte ich nicht geſehn
Den ſonderbaren Geſellen,
Da fand ich ihn plötzlich wieder hier
In der ſtillen Mondnacht zu Cöllen.
Ich ſchlenderte ſinnend die Straßen entlang,
Da ſah ich ihn hinter mir gehen,
Als ob er mein Schatten wäre, und ſtand
Ich ſtill, ſo blieb er ſtehen.
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[29/0049] Unter dem Mantel hielt er etwas Verborgen, das ſeltſam blinkte Wenn es zum Vorſchein kam, und ein Beil, Ein Richtbeil, zu ſeyn mir dünkte. Er ſchien von unterſetzter Statur, Die Augen wie zwey Sterne; Er ſtörte mich im Schreiben nie, Blieb ruhig ſtehn in der Ferne. Seit Jahren hatte ich nicht geſehn Den ſonderbaren Geſellen, Da fand ich ihn plötzlich wieder hier In der ſtillen Mondnacht zu Cöllen. Ich ſchlenderte ſinnend die Straßen entlang, Da ſah ich ihn hinter mir gehen, Als ob er mein Schatten wäre, und ſtand Ich ſtill, ſo blieb er ſtehen.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/49>, abgerufen am 29.03.2024.