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Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844.

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im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten
Folgerungen desselben emporschwingen, wenn
wir die Dienstbarkeit bis in ihrem letzten Schlupf¬
winkel, dem Himmel, zerstören, wenn wir den
Gott, der auf Erden im Menschen wohnt, aus
seiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöser
Gottes werden, wenn wir das arme, glück¬
enterbte Volk und den verhöhnten Genius und die
geschändete Schönheit wieder in ihre Würde ein¬
setzen, wie unsere großen Meister gesagt und
gesungen, und wie wir es wollen, wir, die
Jünger -- ja, nicht bloß Elsaß und Lothrin¬
gen, sondern ganz Frankreich wird uns alsdann
zufallen, ganz Europa, die ganze Welt -- die
ganze Welt wird deutsch werden! Von dieser
Sendung und Universalherrschaft Deutschlands
träume ich oft wenn ich unter Eichen wandle.
Das ist mein Patriotismus.

Ich werde in einem nächsten Buche auf
dieses Thema zurückkommen, mit letzter Ent¬
schlossenheit, mit strenger Rücksichtslosigkeit, je¬

im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten
Folgerungen deſſelben emporſchwingen, wenn
wir die Dienſtbarkeit bis in ihrem letzten Schlupf¬
winkel, dem Himmel, zerſtören, wenn wir den
Gott, der auf Erden im Menſchen wohnt, aus
ſeiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöſer
Gottes werden, wenn wir das arme, glück¬
enterbte Volk und den verhöhnten Genius und die
geſchändete Schönheit wieder in ihre Würde ein¬
ſetzen, wie unſere großen Meiſter geſagt und
geſungen, und wie wir es wollen, wir, die
Jünger — ja, nicht bloß Elſaß und Lothrin¬
gen, ſondern ganz Frankreich wird uns alsdann
zufallen, ganz Europa, die ganze Welt — die
ganze Welt wird deutſch werden! Von dieſer
Sendung und Univerſalherrſchaft Deutſchlands
träume ich oft wenn ich unter Eichen wandle.
Das iſt mein Patriotismus.

Ich werde in einem nächſten Buche auf
dieſes Thema zurückkommen, mit letzter Ent¬
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[X/0018] im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten Folgerungen deſſelben emporſchwingen, wenn wir die Dienſtbarkeit bis in ihrem letzten Schlupf¬ winkel, dem Himmel, zerſtören, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menſchen wohnt, aus ſeiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöſer Gottes werden, wenn wir das arme, glück¬ enterbte Volk und den verhöhnten Genius und die geſchändete Schönheit wieder in ihre Würde ein¬ ſetzen, wie unſere großen Meiſter geſagt und geſungen, und wie wir es wollen, wir, die Jünger — ja, nicht bloß Elſaß und Lothrin¬ gen, ſondern ganz Frankreich wird uns alsdann zufallen, ganz Europa, die ganze Welt — die ganze Welt wird deutſch werden! Von dieſer Sendung und Univerſalherrſchaft Deutſchlands träume ich oft wenn ich unter Eichen wandle. Das iſt mein Patriotismus. Ich werde in einem nächſten Buche auf dieſes Thema zurückkommen, mit letzter Ent¬ ſchloſſenheit, mit ſtrenger Rückſichtsloſigkeit, je¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/18>, abgerufen am 18.04.2024.