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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Vorbericht.
correspondierens entstuhnd nicht darü-
ber/ wie vil mühselige Lob-reden? (zwar
der Athenagoras kan noch passieren/ ma
muß gestehen/ daß er nicht allein trefflich
gelehrt/ sondern auch sehr vorsichtig fah-
ret:) Und vor wenig Jahren/ wie hat
man daselbst einen Pomp getriben/ da
auß Ungaren das Supplementum Pe-
tronii,
ein schöner Schatz/ si Diis placet!
gebracht worden: Jch zweifle/ ob es so
vil wesens abgegeben hätte/ wann man
Salomons Opera darvor entdeckt hätte/
da doch endlich das Facit herauß kommen/
daß der Athenagoras, alß von dessen Ori-
ginal-Text niemand nichts wissen wol-
len/ ein lauter Taschen-Spiel/ und un-
der geschobnes neuwes Werck were,
ein Verdacht/ welcher bey vilen auch we-
gen des Supplementi Petronii entste-
het. Das ist ohnfehlbar/ wenn es bey vie-
len/ sonderlich die selbst mit Romanen
Handlung treiben/ stunde/ es solte sich
nicht lang verzeuhen/ daß alle übrige
Bücher/ Studien/ Schulen und Uebun-
gen vor den Romanen in Abgang gerie-
then; Jch wil dem Leser hier eine Pro-
be lieferen/ da ich starck zweifle/ ob er sei-
nen eignen Augen stracks glauben wer-

de?

Vorbericht.
correſpondierens entſtuhnd nicht daruͤ-
ber/ wie vil muͤhſelige Lob-reden? (zwar
der Athenagoras kan noch paſſieren/ mã
muß geſtehen/ daß er nicht allein trefflich
gelehrt/ ſondern auch ſehr vorſichtig fah-
ret:) Und vor wenig Jahren/ wie hat
man daſelbſt einen Pomp getriben/ da
auß Ungaren das Supplementum Pe-
tronii,
ein ſchoͤner Schatz/ ſi Diis placet!
gebracht worden: Jch zweifle/ ob es ſo
vil weſens abgegeben haͤtte/ wann man
Salomons Opera darvor entdeckt haͤtte/
da doch endlich das Facit herauß kom̃en/
daß der Athenagoras, alß von deſſen Ori-
ginal-Text niemand nichts wiſſen wol-
len/ ein lauter Taſchen-Spiel/ und un-
der geſchobnes neuwes Werck were,
ein Verdacht/ welcher bey vilen auch we-
gen des Supplementi Petronii entſte-
het. Das iſt ohnfehlbar/ wenn es bey vie-
len/ ſonderlich die ſelbſt mit Romanen
Handlung treiben/ ſtunde/ es ſolte ſich
nicht lang verzeuhen/ daß alle uͤbrige
Buͤcher/ Studien/ Schulen und Uebun-
gen vor den Romanen in Abgang gerie-
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be lieferen/ da ich ſtarck zweifle/ ob er ſei-
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[0032] Vorbericht. correſpondierens entſtuhnd nicht daruͤ- ber/ wie vil muͤhſelige Lob-reden? (zwar der Athenagoras kan noch paſſieren/ mã muß geſtehen/ daß er nicht allein trefflich gelehrt/ ſondern auch ſehr vorſichtig fah- ret:) Und vor wenig Jahren/ wie hat man daſelbſt einen Pomp getriben/ da auß Ungaren das Supplementum Pe- tronii, ein ſchoͤner Schatz/ ſi Diis placet! gebracht worden: Jch zweifle/ ob es ſo vil weſens abgegeben haͤtte/ wann man Salomons Opera darvor entdeckt haͤtte/ da doch endlich das Facit herauß kom̃en/ daß der Athenagoras, alß von deſſen Ori- ginal-Text niemand nichts wiſſen wol- len/ ein lauter Taſchen-Spiel/ und un- der geſchobnes neuwes Werck were, ein Verdacht/ welcher bey vilen auch we- gen des Supplementi Petronii entſte- het. Das iſt ohnfehlbar/ wenn es bey vie- len/ ſonderlich die ſelbſt mit Romanen Handlung treiben/ ſtunde/ es ſolte ſich nicht lang verzeuhen/ daß alle uͤbrige Buͤcher/ Studien/ Schulen und Uebun- gen vor den Romanen in Abgang gerie- then; Jch wil dem Leſer hier eine Pro- be lieferen/ da ich ſtarck zweifle/ ob er ſei- nen eignen Augen ſtracks glauben wer- de?

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/32>, abgerufen am 19.04.2024.