Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht.
Astrologischen/ oder Sectierischen Schrif-
ten thut; Ja ich wil bald einen wichtigen
Authorem anzeuhen/ der den Roman-
Schreiberen/ das Wort nicht besser re-
den wil/ alß den falschen Münzern. Es ist
nicht sach/ als wann diser gattung Bücher
nur etwann eins oder etliche in der Welt
wären/ gleich wie vor alters/ da allein ein
Apulejus, Heliodorus, Tatius, und andre
in der Welt bekant geweßt; sonder es ist
weder maß/ noch End/ noch Zihl/ noch
Zahl mit disen schädlichen Possen: l'On
nefait presque rien icy
(schreibet der be-
rühmte G. Patinus, Epistol. Tom. IV. 79.
a
1644. von Paris auß:) que des Romans
qui sont de la filouterie tant pour le spi-
rituel que pour letemporell.
Und so ge-
het es auch an anderen Orten: Darbey
muß man leider verspüren/ daß bey dem
grössesten Theil der Politicorum, und
bey einem Grossen der Gelehrten selbst/
vil grössere Neigung gegen disen Sachen
ist/ als gegen rechtschaffenen Studien/ und
dem Wort Gottes selbst. Was für eine
Freud hatte man nicht im vorigen Secu-
lo
in Frankr. bezeuget/ da der vermeinte
Athenagoras, von der Charide und Phe-
recydes
Liebe/ gefunden worden/ wie vil

cor-

Vorbericht.
Aſtrologiſchẽ/ oder Sectieriſchen Schrif-
ten thut; Ja ich wil bald einen wichtigen
Authorem anzeuhen/ der den Roman-
Schreiberen/ das Wort nicht beſſer re-
dẽ wil/ alß den falſchen Muͤnzern. Es iſt
nicht ſach/ als wañ diſer gattung Buͤcher
nur etwann eins oder etliche in der Welt
waͤren/ gleich wie vor alters/ da allein ein
Apulejus, Heliodorus, Tatius, und andre
in der Welt bekant geweßt; ſonder es iſt
weder maß/ noch End/ noch Zihl/ noch
Zahl mit diſen ſchaͤdlichen Poſſen: l’On
nefait presque rien icy
(ſchreibet der be-
ruͤhmte G. Patinus, Epiſtol. Tom. IV. 79.
a
1644. von Paris auß:) que des Romans
qui ſont de la filouterie tant pour le ſpi-
rituel que pour letemporell.
Und ſo ge-
het es auch an anderen Orten: Darbey
muß man leider verſpuͤren/ daß bey dem
groͤſſeſten Theil der Politicorum, und
bey einem Groſſen der Gelehrten ſelbſt/
vil groͤſſere Neigung gegen diſen Sachẽ
iſt/ als gegen rechtſchaffenen Studien/ und
dem Wort Gottes ſelbſt. Was fuͤr eine
Freud hatte man nicht im vorigen Secu-
lo
in Frankr. bezeuget/ da der vermeinte
Athenagoras, von der Charide und Phe-
recydes
Liebe/ gefunden worden/ wie vil

cor-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbericht.</hi></fw><lb/>
A&#x017F;trologi&#x017F;ch&#x1EBD;/ oder Sectieri&#x017F;chen Schrif-<lb/>
ten thut; Ja ich wil bald einen wichtigen<lb/><hi rendition="#aq">Authorem</hi> anzeuhen/ der den <hi rendition="#aq">Roman-</hi><lb/>
Schreiberen/ das Wort nicht be&#x017F;&#x017F;er re-<lb/>
d&#x1EBD; wil/ alß <hi rendition="#fr">den fal&#x017F;chen Mu&#x0364;nzern.</hi> Es i&#x017F;t<lb/>
nicht &#x017F;ach/ als wañ di&#x017F;er gattung Bu&#x0364;cher<lb/>
nur etwann eins oder etliche in der Welt<lb/>
wa&#x0364;ren/ gleich wie vor alters/ da allein ein<lb/><hi rendition="#aq">Apulejus, Heliodorus, Tatius,</hi> und andre<lb/>
in der Welt bekant geweßt; &#x017F;onder es i&#x017F;t<lb/>
weder maß/ noch End/ noch Zihl/ noch<lb/>
Zahl mit di&#x017F;en &#x017F;cha&#x0364;dlichen Po&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#aq">l&#x2019;On<lb/>
nefait presque rien icy</hi> (&#x017F;chreibet der be-<lb/>
ru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">G. Patinus, Epi&#x017F;tol. Tom. IV. 79.<lb/>
a</hi> 1644. von Paris auß:) <hi rendition="#aq">que des Romans<lb/>
qui &#x017F;ont de la filouterie tant pour le &#x017F;pi-<lb/>
rituel que pour letemporell.</hi> Und &#x017F;o ge-<lb/>
het es auch an anderen Orten: Darbey<lb/>
muß man leider ver&#x017F;pu&#x0364;ren/ daß bey dem<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Theil der <hi rendition="#aq">Politicorum,</hi> und<lb/>
bey einem Gro&#x017F;&#x017F;en der Gelehrten &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
vil gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Neigung gegen di&#x017F;en Sach&#x1EBD;<lb/>
i&#x017F;t/ als gegen recht&#x017F;chaffenen <hi rendition="#aq">Stud</hi>ien/ und<lb/>
dem Wort Gottes &#x017F;elb&#x017F;t. Was fu&#x0364;r eine<lb/>
Freud hatte man nicht im vorigen <hi rendition="#aq">Secu-<lb/>
lo</hi> in Frankr. bezeuget/ da der vermeinte<lb/><hi rendition="#aq">Athenagoras,</hi> von der <hi rendition="#aq">Charide</hi> und <hi rendition="#aq">Phe-<lb/>
recydes</hi> Liebe/ gefunden worden/ wie vil<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">cor-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0031] Vorbericht. Aſtrologiſchẽ/ oder Sectieriſchen Schrif- ten thut; Ja ich wil bald einen wichtigen Authorem anzeuhen/ der den Roman- Schreiberen/ das Wort nicht beſſer re- dẽ wil/ alß den falſchen Muͤnzern. Es iſt nicht ſach/ als wañ diſer gattung Buͤcher nur etwann eins oder etliche in der Welt waͤren/ gleich wie vor alters/ da allein ein Apulejus, Heliodorus, Tatius, und andre in der Welt bekant geweßt; ſonder es iſt weder maß/ noch End/ noch Zihl/ noch Zahl mit diſen ſchaͤdlichen Poſſen: l’On nefait presque rien icy (ſchreibet der be- ruͤhmte G. Patinus, Epiſtol. Tom. IV. 79. a 1644. von Paris auß:) que des Romans qui ſont de la filouterie tant pour le ſpi- rituel que pour letemporell. Und ſo ge- het es auch an anderen Orten: Darbey muß man leider verſpuͤren/ daß bey dem groͤſſeſten Theil der Politicorum, und bey einem Groſſen der Gelehrten ſelbſt/ vil groͤſſere Neigung gegen diſen Sachẽ iſt/ als gegen rechtſchaffenen Studien/ und dem Wort Gottes ſelbſt. Was fuͤr eine Freud hatte man nicht im vorigen Secu- lo in Frankr. bezeuget/ da der vermeinte Athenagoras, von der Charide und Phe- recydes Liebe/ gefunden worden/ wie vil cor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/31
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/31>, abgerufen am 19.04.2024.