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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Vorbericht.
der Wollust/ des Prachts/ und der Eitel-
keit. Ja die gar zubegirrige Conversa-
tion
mit den Egyptern that auch der Or-
thodoxie
und Religion selbst empfindli-
chen Schaden: weil die Jsraeliter in E-
gypten wol fleissig in den Apis oder Osi-
ris-
Templen sich mögen eingestellet ha-
ben/ als ist ihnen das Kalb so familiar
worden/ daß sie es in der Wüste gar zum
Gotts-dienst aufgesteckt/ welches aber
Moses nicht lassen zum grossen Ochsen
werden/ sonder darnider gestossen/ da-
rum man ihn villicht mit Hörnern mah-
let. Exod. XXXII. Komt aber har von den
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] welches Radios und Cornua heis-
set. Den Salomon haben die Egyptische
Galantereyen/ neben andern/ so debau-
ch
iert/ daß er in der Religion ganz kalt
worden/ und allerley Libertinerey ein-
reissen lassen. Jeroboam, weil er mehr zu
Memphis oder Tanis als zu Jerusalem
sich aufgehalten/ hat Maximes heimge-
bracht/ dadurch die Kirch/ Regiment/
und sein eigner Hof zu grund gerichtet
worden: Demnach hat die Frequenta-
tion
und Nachäffung der Egypter von
zeit zu zeit nichts anders gebohren/ alß
Gottes Zorn/ tausendfeltige Reproches

der

Vorbericht.
der Wolluſt/ des Prachts/ und der Eitel-
keit. Ja die gar zubegirꝛige Converſa-
tion
mit den Egyptern that auch der Or-
thodoxie
und Religion ſelbſt empfindli-
chen Schaden: weil die Jſraeliter in E-
gypten wol fleiſſig in den Apis oder Oſi-
ris-
Templen ſich moͤgen eingeſtellet ha-
ben/ als iſt ihnen das Kalb ſo familiar
worden/ daß ſie es in der Wuͤſte gar zum
Gotts-dienſt aufgeſteckt/ welches aber
Moſes nicht laſſen zum groſſen Ochſen
werden/ ſonder darnider geſtoſſen/ da-
rum man ihn villicht mit Hoͤrnern mah-
let. Exod. XXXII. Komt aber har von den
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] welches Radios und Cornua heiſ-
ſet. Den Salomon haben die Egyptiſche
Galantereyen/ neben andern/ ſo debau-
ch
iert/ daß er in der Religion ganz kalt
worden/ und allerley Libertinerey ein-
reiſſen laſſen. Jeroboam, weil er mehr zu
Memphis oder Tanis als zu Jeruſalem
ſich aufgehalten/ hat Maximes heimge-
bracht/ dadurch die Kirch/ Regiment/
und ſein eigner Hof zu grund gerichtet
worden: Demnach hat die Frequenta-
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und Nachaͤffung der Egypter von
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[0026] Vorbericht. der Wolluſt/ des Prachts/ und der Eitel- keit. Ja die gar zubegirꝛige Converſa- tion mit den Egyptern that auch der Or- thodoxie und Religion ſelbſt empfindli- chen Schaden: weil die Jſraeliter in E- gypten wol fleiſſig in den Apis oder Oſi- ris-Templen ſich moͤgen eingeſtellet ha- ben/ als iſt ihnen das Kalb ſo familiar worden/ daß ſie es in der Wuͤſte gar zum Gotts-dienſt aufgeſteckt/ welches aber Moſes nicht laſſen zum groſſen Ochſen werden/ ſonder darnider geſtoſſen/ da- rum man ihn villicht mit Hoͤrnern mah- let. Exod. XXXII. Komt aber har von den _ welches Radios und Cornua heiſ- ſet. Den Salomon haben die Egyptiſche Galantereyen/ neben andern/ ſo debau- chiert/ daß er in der Religion ganz kalt worden/ und allerley Libertinerey ein- reiſſen laſſen. Jeroboam, weil er mehr zu Memphis oder Tanis als zu Jeruſalem ſich aufgehalten/ hat Maximes heimge- bracht/ dadurch die Kirch/ Regiment/ und ſein eigner Hof zu grund gerichtet worden: Demnach hat die Frequenta- tion und Nachaͤffung der Egypter von zeit zu zeit nichts anders gebohren/ alß Gottes Zorn/ tauſendfeltige Reproches der

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/26>, abgerufen am 24.04.2024.