Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
von ihrem Gegenstande und Inhalte nichts unterschiede-
nes ist; -- denn es ist der Inhalt in sich selbst, die
Dialektik, die er an sich selbst hat
, wel-
che ihn fortbewegt. Es ist klar, daß keine Darstellun-
gen für wissenschaftlich gelten können, welche nicht den
Gang dieser Methode gehen und ihrem einfachen Ryth-
mus gemäß sind, denn es ist der Gang der Sache selbst.

In Gemäßheit dieser Methode erinnere ich, daß
die Eintheilungen und Ueberschriften der Bücher, Ab-
schnitte und Kapitel, die in der folgenden Abhandlung
der Logik selbst vorkommen, so wie etwa die damit ver-
bundenen Angaben, zum Behuf einer vorläufigen Ueber-
sicht gemacht und eigentlich nur von historischem Werthe
sind. Sie gehören nicht zum Inhalte und Körper der
Wissenschaft selbst, sondern sind Zusammenstellungen der
äussern Reflexion, welche das Ganze der Ausführung
schon durchlaufen hat, daher die Folge seiner Momente
voraus angibt, ehe sie noch durch die Sache selbst sich
herbeyführen.

In den andern Wissenschaften sind solche Voraus-
bestimmungen und Eintheilungen gleichfalls nichts ande-
res, es heißt darin bloß assertorisch, selbst in der Logik
zum Beyspiel, "die Logik hat zwey Hauptstücke, die Ele-
mentarlehre und die Methodik," alsdann unter der Ele-
mentarlehre findet sich ohne weiters die Ueberschrift:
Gesetze des Denkens; -- alsdann erstes Kapitel:
von den Begriffen. Erster Abschnitt: von der Klar-
heit der Begriffe u. s. f. -- Diese ohne irgend eine De-
duction und Rechtfertigung gemachten Bestimmungen und

Ein-

Einleitung.
von ihrem Gegenſtande und Inhalte nichts unterſchiede-
nes iſt; — denn es iſt der Inhalt in ſich ſelbſt, die
Dialektik, die er an ſich ſelbſt hat
, wel-
che ihn fortbewegt. Es iſt klar, daß keine Darſtellun-
gen fuͤr wiſſenſchaftlich gelten koͤnnen, welche nicht den
Gang dieſer Methode gehen und ihrem einfachen Ryth-
mus gemaͤß ſind, denn es iſt der Gang der Sache ſelbſt.

In Gemaͤßheit dieſer Methode erinnere ich, daß
die Eintheilungen und Ueberſchriften der Buͤcher, Ab-
ſchnitte und Kapitel, die in der folgenden Abhandlung
der Logik ſelbſt vorkommen, ſo wie etwa die damit ver-
bundenen Angaben, zum Behuf einer vorlaͤufigen Ueber-
ſicht gemacht und eigentlich nur von hiſtoriſchem Werthe
ſind. Sie gehoͤren nicht zum Inhalte und Koͤrper der
Wiſſenſchaft ſelbſt, ſondern ſind Zuſammenſtellungen der
aͤuſſern Reflexion, welche das Ganze der Ausfuͤhrung
ſchon durchlaufen hat, daher die Folge ſeiner Momente
voraus angibt, ehe ſie noch durch die Sache ſelbſt ſich
herbeyfuͤhren.

In den andern Wiſſenſchaften ſind ſolche Voraus-
beſtimmungen und Eintheilungen gleichfalls nichts ande-
res, es heißt darin bloß aſſertoriſch, ſelbſt in der Logik
zum Beyſpiel, „die Logik hat zwey Hauptſtuͤcke, die Ele-
mentarlehre und die Methodik,“ alsdann unter der Ele-
mentarlehre findet ſich ohne weiters die Ueberſchrift:
Geſetze des Denkens; — alsdann erſtes Kapitel:
von den Begriffen. Erſter Abſchnitt: von der Klar-
heit der Begriffe u. ſ. f. — Dieſe ohne irgend eine De-
duction und Rechtfertigung gemachten Beſtimmungen und

Ein-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="XXI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</fw><lb/>
von ihrem Gegen&#x017F;tande und Inhalte nichts unter&#x017F;chiede-<lb/>
nes i&#x017F;t; &#x2014; denn es i&#x017F;t der Inhalt in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, <hi rendition="#g">die<lb/>
Dialektik, die er an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t hat</hi>, wel-<lb/>
che ihn fortbewegt. Es i&#x017F;t klar, daß keine Dar&#x017F;tellun-<lb/>
gen fu&#x0364;r wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich gelten ko&#x0364;nnen, welche nicht den<lb/>
Gang die&#x017F;er Methode gehen und ihrem einfachen Ryth-<lb/>
mus gema&#x0364;ß &#x017F;ind, denn es i&#x017F;t der Gang der Sache &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>In Gema&#x0364;ßheit die&#x017F;er Methode erinnere ich, daß<lb/>
die Eintheilungen und Ueber&#x017F;chriften der Bu&#x0364;cher, Ab-<lb/>
&#x017F;chnitte und Kapitel, die in der folgenden Abhandlung<lb/>
der Logik &#x017F;elb&#x017F;t vorkommen, &#x017F;o wie etwa die damit ver-<lb/>
bundenen Angaben, zum Behuf einer vorla&#x0364;ufigen Ueber-<lb/>
&#x017F;icht gemacht und eigentlich nur von hi&#x017F;tori&#x017F;chem Werthe<lb/>
&#x017F;ind. Sie geho&#x0364;ren nicht zum Inhalte und Ko&#x0364;rper der<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ondern &#x017F;ind Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellungen der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Reflexion, welche das Ganze der Ausfu&#x0364;hrung<lb/>
&#x017F;chon durchlaufen hat, daher die Folge &#x017F;einer Momente<lb/>
voraus angibt, ehe &#x017F;ie noch durch die Sache &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
herbeyfu&#x0364;hren.</p><lb/>
        <p>In den andern Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften &#x017F;ind &#x017F;olche Voraus-<lb/>
be&#x017F;timmungen und Eintheilungen gleichfalls nichts ande-<lb/>
res, es heißt darin bloß a&#x017F;&#x017F;ertori&#x017F;ch, &#x017F;elb&#x017F;t in der Logik<lb/>
zum Bey&#x017F;piel, &#x201E;die Logik hat zwey Haupt&#x017F;tu&#x0364;cke, die Ele-<lb/>
mentarlehre und die Methodik,&#x201C; alsdann unter der Ele-<lb/>
mentarlehre findet &#x017F;ich ohne weiters die <hi rendition="#g">Ueber&#x017F;chrift</hi>:<lb/>
Ge&#x017F;etze des Denkens; &#x2014; alsdann <hi rendition="#g">er&#x017F;tes Kapitel</hi>:<lb/>
von den Begriffen. <hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt</hi>: von der Klar-<lb/>
heit der Begriffe u. &#x017F;. f. &#x2014; Die&#x017F;e ohne irgend eine De-<lb/>
duction und Rechtfertigung gemachten Be&#x017F;timmungen und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ein-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXI/0041] Einleitung. von ihrem Gegenſtande und Inhalte nichts unterſchiede- nes iſt; — denn es iſt der Inhalt in ſich ſelbſt, die Dialektik, die er an ſich ſelbſt hat, wel- che ihn fortbewegt. Es iſt klar, daß keine Darſtellun- gen fuͤr wiſſenſchaftlich gelten koͤnnen, welche nicht den Gang dieſer Methode gehen und ihrem einfachen Ryth- mus gemaͤß ſind, denn es iſt der Gang der Sache ſelbſt. In Gemaͤßheit dieſer Methode erinnere ich, daß die Eintheilungen und Ueberſchriften der Buͤcher, Ab- ſchnitte und Kapitel, die in der folgenden Abhandlung der Logik ſelbſt vorkommen, ſo wie etwa die damit ver- bundenen Angaben, zum Behuf einer vorlaͤufigen Ueber- ſicht gemacht und eigentlich nur von hiſtoriſchem Werthe ſind. Sie gehoͤren nicht zum Inhalte und Koͤrper der Wiſſenſchaft ſelbſt, ſondern ſind Zuſammenſtellungen der aͤuſſern Reflexion, welche das Ganze der Ausfuͤhrung ſchon durchlaufen hat, daher die Folge ſeiner Momente voraus angibt, ehe ſie noch durch die Sache ſelbſt ſich herbeyfuͤhren. In den andern Wiſſenſchaften ſind ſolche Voraus- beſtimmungen und Eintheilungen gleichfalls nichts ande- res, es heißt darin bloß aſſertoriſch, ſelbſt in der Logik zum Beyſpiel, „die Logik hat zwey Hauptſtuͤcke, die Ele- mentarlehre und die Methodik,“ alsdann unter der Ele- mentarlehre findet ſich ohne weiters die Ueberſchrift: Geſetze des Denkens; — alsdann erſtes Kapitel: von den Begriffen. Erſter Abſchnitt: von der Klar- heit der Begriffe u. ſ. f. — Dieſe ohne irgend eine De- duction und Rechtfertigung gemachten Beſtimmungen und Ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/41
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/41>, abgerufen am 19.04.2024.