Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
Hülfe des Adels konnte kein bedeutender Krieg ge-
führt; ohne Einwilligung der Städte keine Steuern
erhoben werden. Ohne stehende Armeen, (einen ge-
ringen Anfang abgerechnet); ohne Staatswirthschaft,
(man kannte nur die Kunst, Geld aufzubringen;)
gab es damals noch keine Mächte, im jetzigen Sinne
des Worts. Aber fast allenthalben war Fürstenge-
walt im Wachsen; Ferdinand Catholicus,
Ludwig
XI. und Heinrich VII. verstanden die
Kunst, sie zu gründen.

13. Bey dem stets wachsenden Einflusse, den die
Colonien auf die Politik erhalten, macht ihre Ge-
schichte einen nothwendigen Bestandtheil der des neuern
Europas aus. Nicht nur der Europäische Welthandel,
sondern auch die Europäische Staatswirthschaft sind,
der erste ganz, die andere großentheils, an sie ge-
knüpft. Wenn aber beyde immer mehr die Politik
Europas bestimmten, wie ließe sich, ohne stete Rück-
sicht auf sie, Licht in die politische Geschichte bringen?

14. Die Geschichte des neuern Europas zerfällt
von selbst in drey Perioden, von denen die zwey er-
sten, dem Zeitraume nach, sich ähnlich sind; bey
der dritten stehen wir erst im Anfange. Die erste
geht vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Anfang
der Selbstregierung Ludwig's XIV.; 1492-1661.
Die zweyte von da bis zu dem Tode Friedrich's

des

Einleitung.
Huͤlfe des Adels konnte kein bedeutender Krieg ge-
fuͤhrt; ohne Einwilligung der Staͤdte keine Steuern
erhoben werden. Ohne ſtehende Armeen, (einen ge-
ringen Anfang abgerechnet); ohne Staatswirthſchaft,
(man kannte nur die Kunſt, Geld aufzubringen;)
gab es damals noch keine Maͤchte, im jetzigen Sinne
des Worts. Aber faſt allenthalben war Fuͤrſtenge-
walt im Wachſen; Ferdinand Catholicus,
Ludwig
XI. und Heinrich VII. verſtanden die
Kunſt, ſie zu gruͤnden.

13. Bey dem ſtets wachſenden Einfluſſe, den die
Colonien auf die Politik erhalten, macht ihre Ge-
ſchichte einen nothwendigen Beſtandtheil der des neuern
Europas aus. Nicht nur der Europaͤiſche Welthandel,
ſondern auch die Europaͤiſche Staatswirthſchaft ſind,
der erſte ganz, die andere großentheils, an ſie ge-
knuͤpft. Wenn aber beyde immer mehr die Politik
Europas beſtimmten, wie ließe ſich, ohne ſtete Ruͤck-
ſicht auf ſie, Licht in die politiſche Geſchichte bringen?

14. Die Geſchichte des neuern Europas zerfaͤllt
von ſelbſt in drey Perioden, von denen die zwey er-
ſten, dem Zeitraume nach, ſich aͤhnlich ſind; bey
der dritten ſtehen wir erſt im Anfange. Die erſte
geht vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Anfang
der Selbſtregierung Ludwig's XIV.; 1492–1661.
Die zweyte von da bis zu dem Tode Friedrich's

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</hi></fw><lb/>
Hu&#x0364;lfe des Adels konnte kein bedeutender Krieg ge-<lb/>
fu&#x0364;hrt; ohne Einwilligung der Sta&#x0364;dte keine Steuern<lb/>
erhoben werden. Ohne &#x017F;tehende Armeen, (einen ge-<lb/>
ringen Anfang abgerechnet); ohne Staatswirth&#x017F;chaft,<lb/>
(man kannte nur die Kun&#x017F;t, Geld aufzubringen;)<lb/>
gab es damals noch keine <hi rendition="#g">Ma&#x0364;chte</hi>, im jetzigen Sinne<lb/>
des Worts. Aber fa&#x017F;t allenthalben war Fu&#x0364;r&#x017F;tenge-<lb/>
walt im Wach&#x017F;en; <hi rendition="#g">Ferdinand Catholicus,<lb/>
Ludwig</hi> <hi rendition="#aq">XI.</hi> und <hi rendition="#g">Heinrich</hi> <hi rendition="#aq">VII.</hi> ver&#x017F;tanden die<lb/>
Kun&#x017F;t, &#x017F;ie zu gru&#x0364;nden.</p><lb/>
          <p>13. Bey dem &#x017F;tets wach&#x017F;enden Einflu&#x017F;&#x017F;e, den die<lb/><hi rendition="#g">Colonien</hi> auf die Politik erhalten, macht ihre Ge-<lb/>
&#x017F;chichte einen nothwendigen Be&#x017F;tandtheil der des neuern<lb/>
Europas aus. Nicht nur der Europa&#x0364;i&#x017F;che Welthandel,<lb/>
&#x017F;ondern auch die Europa&#x0364;i&#x017F;che Staatswirth&#x017F;chaft &#x017F;ind,<lb/>
der er&#x017F;te ganz, die andere großentheils, an &#x017F;ie ge-<lb/>
knu&#x0364;pft. Wenn aber beyde immer mehr die Politik<lb/>
Europas be&#x017F;timmten, wie ließe &#x017F;ich, ohne &#x017F;tete Ru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;icht auf &#x017F;ie, Licht in die politi&#x017F;che Ge&#x017F;chichte bringen?</p><lb/>
          <p>14. Die Ge&#x017F;chichte des neuern Europas zerfa&#x0364;llt<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t in <hi rendition="#g">drey</hi> Perioden, von denen die zwey er-<lb/>
&#x017F;ten, dem Zeitraume nach, &#x017F;ich a&#x0364;hnlich &#x017F;ind; bey<lb/>
der dritten &#x017F;tehen wir er&#x017F;t im Anfange. Die <hi rendition="#g">er&#x017F;te</hi><lb/>
geht vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Anfang<lb/>
der Selb&#x017F;tregierung <hi rendition="#g">Ludwig's</hi> <hi rendition="#aq">XIV.;</hi> 1492&#x2013;1661.<lb/>
Die <hi rendition="#g">zweyte</hi> von da bis zu dem Tode <hi rendition="#g">Friedrich</hi>'s<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">des</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0052] Einleitung. Huͤlfe des Adels konnte kein bedeutender Krieg ge- fuͤhrt; ohne Einwilligung der Staͤdte keine Steuern erhoben werden. Ohne ſtehende Armeen, (einen ge- ringen Anfang abgerechnet); ohne Staatswirthſchaft, (man kannte nur die Kunſt, Geld aufzubringen;) gab es damals noch keine Maͤchte, im jetzigen Sinne des Worts. Aber faſt allenthalben war Fuͤrſtenge- walt im Wachſen; Ferdinand Catholicus, Ludwig XI. und Heinrich VII. verſtanden die Kunſt, ſie zu gruͤnden. 13. Bey dem ſtets wachſenden Einfluſſe, den die Colonien auf die Politik erhalten, macht ihre Ge- ſchichte einen nothwendigen Beſtandtheil der des neuern Europas aus. Nicht nur der Europaͤiſche Welthandel, ſondern auch die Europaͤiſche Staatswirthſchaft ſind, der erſte ganz, die andere großentheils, an ſie ge- knuͤpft. Wenn aber beyde immer mehr die Politik Europas beſtimmten, wie ließe ſich, ohne ſtete Ruͤck- ſicht auf ſie, Licht in die politiſche Geſchichte bringen? 14. Die Geſchichte des neuern Europas zerfaͤllt von ſelbſt in drey Perioden, von denen die zwey er- ſten, dem Zeitraume nach, ſich aͤhnlich ſind; bey der dritten ſtehen wir erſt im Anfange. Die erſte geht vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Anfang der Selbſtregierung Ludwig's XIV.; 1492–1661. Die zweyte von da bis zu dem Tode Friedrich's des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/52
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/52>, abgerufen am 23.04.2024.