Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Per. B. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
den war unter seiner Direction geschlossen; und eben
deshalb zum Glück die Erhaltung dieses Friedens
seine natürliche Politik. Darf man sich wundern,
wenn die Leitung der Angelegenheiten Europas eine
Zeitlang meist in seinen Händen blieb?

24. War gleich der Krieg weniger Seekrieg
gewesen, so fieng doch bey dem Frieden das Mer-
cantilinteresse an, sich in seiner ganzen Stärke zu
zeigen. Die wichtigsten Handelsbewilligungen wur-
den Bedingungen des Friedens für die Seemächte;
und selbst die Abtretungen der Länder geschahen
zum Theil des Handels wegen. Der Grund zu
dem Uebergewicht Englands im Seehandel ward ei-
gentlich durch den Utrechter Frieden, -- und mit
ihm zugleich der Keim zu zwey künftigen großen
Kriegen -- gelegt; aber freylich konnten diese Folgen
sich erst allmählig entwickeln; und die Republik
blieb doch noch geraume Zeit der erste Handelsstaat
unsres Welttheils.

25. Die Lage der einzelnen Staaten war
nicht blos durch den Krieg verändert, sondern ward
es auch zum Theil durch Regierungswechsel. In
Spanien war eine neue Dynastie zum Thron ge-
kommen, aber ohne neue Kraft; Philipp V. war
nicht der Fürst, der es verstand, ein gesunkenes
Reich wieder zu erheben. Mehr wie er wäre dazu

seine

II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
den war unter ſeiner Direction geſchloſſen; und eben
deshalb zum Gluͤck die Erhaltung dieſes Friedens
ſeine natuͤrliche Politik. Darf man ſich wundern,
wenn die Leitung der Angelegenheiten Europas eine
Zeitlang meiſt in ſeinen Haͤnden blieb?

24. War gleich der Krieg weniger Seekrieg
geweſen, ſo fieng doch bey dem Frieden das Mer-
cantilintereſſe an, ſich in ſeiner ganzen Staͤrke zu
zeigen. Die wichtigſten Handelsbewilligungen wur-
den Bedingungen des Friedens fuͤr die Seemaͤchte;
und ſelbſt die Abtretungen der Laͤnder geſchahen
zum Theil des Handels wegen. Der Grund zu
dem Uebergewicht Englands im Seehandel ward ei-
gentlich durch den Utrechter Frieden, — und mit
ihm zugleich der Keim zu zwey kuͤnftigen großen
Kriegen — gelegt; aber freylich konnten dieſe Folgen
ſich erſt allmaͤhlig entwickeln; und die Republik
blieb doch noch geraume Zeit der erſte Handelsſtaat
unſres Welttheils.

25. Die Lage der einzelnen Staaten war
nicht blos durch den Krieg veraͤndert, ſondern ward
es auch zum Theil durch Regierungswechſel. In
Spanien war eine neue Dynaſtie zum Thron ge-
kommen, aber ohne neue Kraft; Philipp V. war
nicht der Fuͤrſt, der es verſtand, ein geſunkenes
Reich wieder zu erheben. Mehr wie er waͤre dazu

ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0334" n="296"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Per. <hi rendition="#aq">B. I.</hi> Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
den war unter &#x017F;einer Direction ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; und eben<lb/>
deshalb zum Glu&#x0364;ck die Erhaltung die&#x017F;es Friedens<lb/>
&#x017F;eine natu&#x0364;rliche Politik. Darf man &#x017F;ich wundern,<lb/>
wenn die Leitung der Angelegenheiten Europas eine<lb/>
Zeitlang mei&#x017F;t in &#x017F;einen Ha&#x0364;nden blieb?</p><lb/>
                <p>24. War gleich der Krieg weniger Seekrieg<lb/>
gewe&#x017F;en, &#x017F;o fieng doch bey dem Frieden das Mer-<lb/>
cantilintere&#x017F;&#x017F;e an, &#x017F;ich in &#x017F;einer ganzen Sta&#x0364;rke zu<lb/>
zeigen. Die wichtig&#x017F;ten Handelsbewilligungen wur-<lb/>
den Bedingungen des Friedens fu&#x0364;r die Seema&#x0364;chte;<lb/>
und &#x017F;elb&#x017F;t die Abtretungen der La&#x0364;nder ge&#x017F;chahen<lb/>
zum Theil des Handels wegen. Der Grund zu<lb/>
dem Uebergewicht Englands im Seehandel ward ei-<lb/>
gentlich durch den Utrechter Frieden, &#x2014; und mit<lb/>
ihm zugleich der Keim zu zwey ku&#x0364;nftigen großen<lb/>
Kriegen &#x2014; gelegt; aber freylich konnten die&#x017F;e Folgen<lb/>
&#x017F;ich er&#x017F;t allma&#x0364;hlig entwickeln; und die Republik<lb/>
blieb doch noch geraume Zeit der er&#x017F;te Handels&#x017F;taat<lb/>
un&#x017F;res Welttheils.</p><lb/>
                <p>25. Die Lage der <hi rendition="#g">einzelnen</hi> Staaten war<lb/>
nicht blos durch den Krieg vera&#x0364;ndert, &#x017F;ondern ward<lb/>
es auch zum Theil durch Regierungswech&#x017F;el. In<lb/><hi rendition="#g">Spanien</hi> war eine neue Dyna&#x017F;tie zum Thron ge-<lb/>
kommen, aber ohne neue Kraft; <hi rendition="#g">Philipp</hi> <hi rendition="#aq">V.</hi> war<lb/>
nicht der Fu&#x0364;r&#x017F;t, der es ver&#x017F;tand, ein ge&#x017F;unkenes<lb/>
Reich wieder zu erheben. Mehr wie er wa&#x0364;re dazu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0334] II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. den war unter ſeiner Direction geſchloſſen; und eben deshalb zum Gluͤck die Erhaltung dieſes Friedens ſeine natuͤrliche Politik. Darf man ſich wundern, wenn die Leitung der Angelegenheiten Europas eine Zeitlang meiſt in ſeinen Haͤnden blieb? 24. War gleich der Krieg weniger Seekrieg geweſen, ſo fieng doch bey dem Frieden das Mer- cantilintereſſe an, ſich in ſeiner ganzen Staͤrke zu zeigen. Die wichtigſten Handelsbewilligungen wur- den Bedingungen des Friedens fuͤr die Seemaͤchte; und ſelbſt die Abtretungen der Laͤnder geſchahen zum Theil des Handels wegen. Der Grund zu dem Uebergewicht Englands im Seehandel ward ei- gentlich durch den Utrechter Frieden, — und mit ihm zugleich der Keim zu zwey kuͤnftigen großen Kriegen — gelegt; aber freylich konnten dieſe Folgen ſich erſt allmaͤhlig entwickeln; und die Republik blieb doch noch geraume Zeit der erſte Handelsſtaat unſres Welttheils. 25. Die Lage der einzelnen Staaten war nicht blos durch den Krieg veraͤndert, ſondern ward es auch zum Theil durch Regierungswechſel. In Spanien war eine neue Dynaſtie zum Thron ge- kommen, aber ohne neue Kraft; Philipp V. war nicht der Fuͤrſt, der es verſtand, ein geſunkenes Reich wieder zu erheben. Mehr wie er waͤre dazu ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/334
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/334>, abgerufen am 19.04.2024.