die Nation -- und doch hatte sie ihre Stände -- ward gar nicht dabey gefragt.
5. Von Seiten des Rechts kamen drey Hauptcompetenten, welche auf die ganze Mon- archie Anspruch machten, in Betrachtung: Lud- wigXIV., als Gemahl von Maria Theresia, der äl- tern Schwester Carl's II., für den Dauphin; Leo- poldI., als Gemahl der jüngern Schwester Marga- retha Theresia; und wegen Testaments Philipp's IV.; für einen seiner Söhne zweyter Ehe; und der Chur- fürst von Bayern für seinen unmündigen Sohn Joseph Ferdinand, als Enkel der Margaretha Theresia. Das Recht der nächsten Descendenz war für den Dauphin; allein ihm standen entgegen die feyerlich- sten Verzichtleistungen seiner Mutter auf alle Spa- nischen Erbrechte. Nach ihm war nächster männ- licher Erbe der Churprinz von Bayern; doch hätte es bey Leopold gestanden, Beyden zuvorzukommen; hätte er den Augenblick zu nutzen gewußt. Der Her- zog von Savoyen, Victor Amadeus II., verlangte nur einen Theil.
Deductionen des Rechts für Oestreich s. in Thucelii Reichs- Staats-Acten T. I. II.
Für Frankreich:
La defense du droit de Marie Therese Reine de France a la succession d'Espagne par Mr. d'Aubusson. Paris 1699.
6.
S 4
1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.
die Nation — und doch hatte ſie ihre Staͤnde — ward gar nicht dabey gefragt.
5. Von Seiten des Rechts kamen drey Hauptcompetenten, welche auf die ganze Mon- archie Anſpruch machten, in Betrachtung: Lud- wigXIV., als Gemahl von Maria Thereſia, der aͤl- tern Schweſter Carl's II., fuͤr den Dauphin; Leo- poldI., als Gemahl der juͤngern Schweſter Marga- retha Thereſia; und wegen Teſtaments Philipp's IV.; fuͤr einen ſeiner Soͤhne zweyter Ehe; und der Chur- fuͤrſt von Bayern fuͤr ſeinen unmuͤndigen Sohn Joſeph Ferdinand, als Enkel der Margaretha Thereſia. Das Recht der naͤchſten Deſcendenz war fuͤr den Dauphin; allein ihm ſtanden entgegen die feyerlich- ſten Verzichtleiſtungen ſeiner Mutter auf alle Spa- niſchen Erbrechte. Nach ihm war naͤchſter maͤnn- licher Erbe der Churprinz von Bayern; doch haͤtte es bey Leopold geſtanden, Beyden zuvorzukommen; haͤtte er den Augenblick zu nutzen gewußt. Der Her- zog von Savoyen, Victor Amadeus II., verlangte nur einen Theil.
Deductionen des Rechts fuͤr Oeſtreich ſ. in Thucelii Reichs- Staats-Acten T. I. II.
Fuͤr Frankreich:
La défenſe du droit de Marie Théreſe Reine de France à la ſucceſſion d'Eſpagne par Mr. d'Aubusson. Paris 1699.
6.
S 4
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1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.
die Nation — und doch hatte ſie ihre Staͤnde —
ward gar nicht dabey gefragt.
5. Von Seiten des Rechts kamen drey
Hauptcompetenten, welche auf die ganze Mon-
archie Anſpruch machten, in Betrachtung: Lud-
wig XIV., als Gemahl von Maria Thereſia, der aͤl-
tern Schweſter Carl's II., fuͤr den Dauphin; Leo-
pold I., als Gemahl der juͤngern Schweſter Marga-
retha Thereſia; und wegen Teſtaments Philipp's IV.;
fuͤr einen ſeiner Soͤhne zweyter Ehe; und der Chur-
fuͤrſt von Bayern fuͤr ſeinen unmuͤndigen Sohn Joſeph
Ferdinand, als Enkel der Margaretha Thereſia.
Das Recht der naͤchſten Deſcendenz war fuͤr den
Dauphin; allein ihm ſtanden entgegen die feyerlich-
ſten Verzichtleiſtungen ſeiner Mutter auf alle Spa-
niſchen Erbrechte. Nach ihm war naͤchſter maͤnn-
licher Erbe der Churprinz von Bayern; doch haͤtte
es bey Leopold geſtanden, Beyden zuvorzukommen;
haͤtte er den Augenblick zu nutzen gewußt. Der Her-
zog von Savoyen, Victor Amadeus II., verlangte
nur einen Theil.
Deductionen des Rechts fuͤr Oeſtreich ſ. in Thucelii Reichs-
Staats-Acten T. I. II.
Fuͤr Frankreich:
La défenſe du droit de Marie Théreſe Reine de France à la
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/317>, abgerufen am 25.04.2024.
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