Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Per. A. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
zeigte sogleich seinen Einfluß auf die Regierungen
und die Völker; in Neid, Neckerey, und offener
Fehde. Seitdem man vollends glaubte, das Ge-
heimniß der Handelsbilanz der Staaten entdeckt
zu haben (der Gipfel der Thorheit!), war eine un-
versiegbare Quelle bes National-Hasses und Neides
geöffnet.

Die Untersuchungen über die Handelsbilanz (oder den Ge-
winn und Verlust bey dem Austausch der Völker an baarem
Gelde) entstanden in England unter Carl II. Sie flossen
unmittelbar aus dem Wahn, daß das baare Geld das Na-
tionalvermögen bestimme; und veranlaßten alle jene unglück-
schwangern Maaßregeln, es durch Handelszwang zu leiten.
Umsonst haben Theorie und Erfahrung widersprochen: ver-
mögen sie den Glauben der Practiker zu erschüttern? -- Un-
ter den damaligen Schriftstellern besonders:

Discourses on trade, by S. Jos. Child, London 1670.

18. Die Formen der Staatsverwal-
tung
wurden bestimmter. Seitdem es in Frank-
reich keinen Principalminister mehr gab, bildete sich
von selbst die Eintheilung in gewisse Departements,
an deren Spitze Minister gestellt wurden. Auch
darin folgten andere Staaten mehr oder weniger
nach; wenn gleich in den meisten viel daran fehlte,
daß diese Trennung der Verwaltungszweige und die
darauf gegründete Organisation des Ministerii nach
festen Principien gemacht sey. Wie viel auf die
Wahl der Männer ankäme, sah man in Frank-
reich; doch blieb die Zahl der großen Minister

selbst

II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
zeigte ſogleich ſeinen Einfluß auf die Regierungen
und die Voͤlker; in Neid, Neckerey, und offener
Fehde. Seitdem man vollends glaubte, das Ge-
heimniß der Handelsbilanz der Staaten entdeckt
zu haben (der Gipfel der Thorheit!), war eine un-
verſiegbare Quelle bes National-Haſſes und Neides
geoͤffnet.

Die Unterſuchungen uͤber die Handelsbilanz (oder den Ge-
winn und Verluſt bey dem Austauſch der Voͤlker an baarem
Gelde) entſtanden in England unter Carl II. Sie floſſen
unmittelbar aus dem Wahn, daß das baare Geld das Na-
tionalvermoͤgen beſtimme; und veranlaßten alle jene ungluͤck-
ſchwangern Maaßregeln, es durch Handelszwang zu leiten.
Umſonſt haben Theorie und Erfahrung widerſprochen: ver-
moͤgen ſie den Glauben der Practiker zu erſchuͤttern? — Un-
ter den damaligen Schriftſtellern beſonders:

Diſcourſes on trade, by S. Jos. Child, London 1670.

18. Die Formen der Staatsverwal-
tung
wurden beſtimmter. Seitdem es in Frank-
reich keinen Principalminiſter mehr gab, bildete ſich
von ſelbſt die Eintheilung in gewiſſe Departements,
an deren Spitze Miniſter geſtellt wurden. Auch
darin folgten andere Staaten mehr oder weniger
nach; wenn gleich in den meiſten viel daran fehlte,
daß dieſe Trennung der Verwaltungszweige und die
darauf gegruͤndete Organiſation des Miniſterii nach
feſten Principien gemacht ſey. Wie viel auf die
Wahl der Maͤnner ankaͤme, ſah man in Frank-
reich; doch blieb die Zahl der großen Miniſter

ſelbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0286" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Per. <hi rendition="#aq">A. I.</hi> Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
zeigte &#x017F;ogleich &#x017F;einen Einfluß auf die Regierungen<lb/>
und die Vo&#x0364;lker; in Neid, Neckerey, und offener<lb/>
Fehde. Seitdem man vollends glaubte, das Ge-<lb/>
heimniß der <hi rendition="#g">Handelsbilanz</hi> der Staaten entdeckt<lb/>
zu haben (der Gipfel der Thorheit!), war eine un-<lb/>
ver&#x017F;iegbare Quelle bes National-Ha&#x017F;&#x017F;es und Neides<lb/>
geo&#x0364;ffnet.</p><lb/>
                  <p> <hi rendition="#et">Die Unter&#x017F;uchungen u&#x0364;ber die Handelsbilanz (oder den Ge-<lb/>
winn und Verlu&#x017F;t bey dem Austau&#x017F;ch der Vo&#x0364;lker an baarem<lb/>
Gelde) ent&#x017F;tanden in England unter <hi rendition="#g">Carl</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> Sie flo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
unmittelbar aus dem Wahn, daß das baare Geld das Na-<lb/>
tionalvermo&#x0364;gen be&#x017F;timme; und veranlaßten alle jene unglu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;chwangern Maaßregeln, es durch Handelszwang zu leiten.<lb/>
Um&#x017F;on&#x017F;t haben Theorie und Erfahrung wider&#x017F;prochen: ver-<lb/>
mo&#x0364;gen &#x017F;ie den Glauben der Practiker zu er&#x017F;chu&#x0364;ttern? &#x2014; Un-<lb/>
ter den damaligen Schrift&#x017F;tellern be&#x017F;onders:</hi> </p><lb/>
                  <list>
                    <item> <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cour&#x017F;es on trade, by S. Jos. <hi rendition="#k">Child</hi>, London 1670.</hi> </item>
                  </list><lb/>
                  <p>18. Die <hi rendition="#g">Formen der Staatsverwal-<lb/>
tung</hi> wurden be&#x017F;timmter. Seitdem es in Frank-<lb/>
reich keinen Principalmini&#x017F;ter mehr gab, bildete &#x017F;ich<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t die Eintheilung in gewi&#x017F;&#x017F;e Departements,<lb/>
an deren Spitze Mini&#x017F;ter ge&#x017F;tellt wurden. Auch<lb/>
darin folgten andere Staaten mehr oder weniger<lb/>
nach; wenn gleich in den mei&#x017F;ten viel daran fehlte,<lb/>
daß die&#x017F;e Trennung der Verwaltungszweige und die<lb/>
darauf gegru&#x0364;ndete Organi&#x017F;ation des Mini&#x017F;terii nach<lb/>
fe&#x017F;ten Principien gemacht &#x017F;ey. Wie viel auf die<lb/>
Wahl der Ma&#x0364;nner anka&#x0364;me, &#x017F;ah man in Frank-<lb/>
reich; doch blieb die Zahl der großen Mini&#x017F;ter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0286] II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. zeigte ſogleich ſeinen Einfluß auf die Regierungen und die Voͤlker; in Neid, Neckerey, und offener Fehde. Seitdem man vollends glaubte, das Ge- heimniß der Handelsbilanz der Staaten entdeckt zu haben (der Gipfel der Thorheit!), war eine un- verſiegbare Quelle bes National-Haſſes und Neides geoͤffnet. Die Unterſuchungen uͤber die Handelsbilanz (oder den Ge- winn und Verluſt bey dem Austauſch der Voͤlker an baarem Gelde) entſtanden in England unter Carl II. Sie floſſen unmittelbar aus dem Wahn, daß das baare Geld das Na- tionalvermoͤgen beſtimme; und veranlaßten alle jene ungluͤck- ſchwangern Maaßregeln, es durch Handelszwang zu leiten. Umſonſt haben Theorie und Erfahrung widerſprochen: ver- moͤgen ſie den Glauben der Practiker zu erſchuͤttern? — Un- ter den damaligen Schriftſtellern beſonders: Diſcourſes on trade, by S. Jos. Child, London 1670. 18. Die Formen der Staatsverwal- tung wurden beſtimmter. Seitdem es in Frank- reich keinen Principalminiſter mehr gab, bildete ſich von ſelbſt die Eintheilung in gewiſſe Departements, an deren Spitze Miniſter geſtellt wurden. Auch darin folgten andere Staaten mehr oder weniger nach; wenn gleich in den meiſten viel daran fehlte, daß dieſe Trennung der Verwaltungszweige und die darauf gegruͤndete Organiſation des Miniſterii nach feſten Principien gemacht ſey. Wie viel auf die Wahl der Maͤnner ankaͤme, ſah man in Frank- reich; doch blieb die Zahl der großen Miniſter ſelbſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/286
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/286>, abgerufen am 25.04.2024.